- 23.10.2007, 12:02:11
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Falter: Polizeiskandal weitet sich aus. Planierte Strafmandate und Interventionsschreiben an Polizeispitze werden veröffentlicht
Politiker, Journalisten, Banker und der Leiter der Staatsanwaltschaft Wien involviert
Wien (OTS) - Der Korruptionsskandal in der Wiener Polizei weitet
 sich aus. Die Wiener Stadtzeitung Falter veröffentlicht in ihrer
 morgen Mittwoch erscheinenden Ausgabe exklusiv die Briefe und Emails,
 die Politiker, Journalisten und der Leiter der Staatsanwaltschaft
 Wien an Roland Horngacher und andere hohe Polizeibeamte geschickt
 hatten, um private Probleme vorzutragen und sich "rechtlichen Rat" zu
 holen. Dem Falter liegt auch ein Stapel an Strafverfügungen vor, die
 von der Polizei planiert hätten werden sollen.
Das Büro für Interne Angelegenheiten hatte die brisanten
 Schriftstücke bei einer Hausdurchsuchung beim Wiener Polizeigeneral
 Roland Horngacher gefunden. Es ist erstaunlich, in den Akten zu
 lesen, wie sich selbst Multimillionäre vor kleinen Geldstrafen
 drücken wollten - und dabei auch Erfolg hatten.
Dem Falter liegt ein Kuvert von Otto Schneider, dem Leiter der
 Wiener Anklagebehörde vor. Schneider hatte ein Strafmandant in der
 Höhe von 70 Euro bekommen, weil er eine Stopptafel überfahren hatte.
 An seinen Einspruch heftete er seine Staatsanwalts-Visitenkarte.
 Dann steckte er das Schreiben in ein Kuvert der Staatsanwaltschaft
 und schrieb "Hofrat Mag. Horngacher persönlich" darauf. Dieses Kuvert
 steckte er Horngacher zu. Zu jener Zeit ermittelten die Behörden
 bereits gegen Roland Horngacher, weil er Interventionen nachgegeben
 haben soll. Schneider zum Falter: "Die Sache ist erledigt. Ich habe
 bezahlt."
Auch der Landesparteisekretär der SPÖ, Harry Kopietz, schickte
 Horngacher ein Mail: "Lieber Roland, wie besprochen die Anzeige, Dein
 Harry". Kopietz Sekretärin war mit ihrem Wagen im Halteverbot vor der
 SPÖ-Zentrale gestanden. Kopietz zum Falter: "Ich holte mir
 rechtlichen Rat. Für mich sind alle Politiker gleich. Die Strafe
 wurde bezahlt".
Auch Journalisten trugen ihre privaten Sorgen vor. "Lieber Herr
 Hofrat!", heißt es in einem weiteren Email, "es ist mir zwar
 unangenehm, aber ich brauche fachlichen Rat. Ich bin heute gegen 0.20
 Uhr auf dem Gürtel in eine Radarfalle gefahren, was mich sehr ärgert,
 weil ich sonst als Schleicher verrufen bin." Absender des Schreibens:
 Claus Pándi, Leiter der Österreich-Redaktion der Kronen Zeitung.
 Pandi in seinem Schreiben: "Ich entschuldige mich jetzt schon, Sie
 mit diesem Unfug belästigt zu haben, aber sie wissen aus der Praxis
 sicher genau, wie ich da verfahren soll." Pandi selbst sagt: "Ich
 habe alle Strafen stets bezahlt."
Dem Falter liegt auch ein Schreiben vor, das Bawag-Chef Helmut
 Elsner an den Verein der Freunde der Wiener Polizei, Adolf Krchov,
 schrieb. Elsner drohte sogar den Führerschein zu verlieren. "Sehr
 geehrter Herr Abteilungsinspektor! Lieber Freund!", schrieb der
 Generaldirektor an Krchov, "wie mit dir bereits telefonisch
 besprochen, übersende ich Dir in der Anlage ein Protokoll (...) Ich
 ersuche Dich, auch Herrn Polizeipräsident Hofrat Dr. Stidl (sic) über
 diesen Vorfall zu informieren."
Als Elsner einmal durch die Stadt raste, soll er die Beamten laut
 Protokollen so begrüßt haben: "Halten Sie mich nicht auf, ich habe es
 sehr eilig. Die Aufnahme meiner Daten können Sie sich ersparen, da
 ich über den Vorfall mit meinem Freund, Stiedl Peter, sprechen
 werde." Der ist Polizeipräsident von Wien. Elsner bestreitet den
 Vorfall.
Wie der Falter berichtet, faxte Elsner amtliche Dokumente an das
 Büro des Investors Martin Schlaff. Dort residierte Adolf Krchov. Von
 ihm wurden die Anliegen in die Polizeidirektion gebracht.
Rückfragehinweis:
 Dr. Florian Klenk, Falter, Stellvertretender Chefredakteur, 
 Tel: +43676 4061106, klenk@falter.at
 www.falter.at
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