• 22.10.2007, 16:39:35
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WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Ölpreis - Wir vertragen auch mehr als 100 US-Dollar

Gegenüber den 70ern und 80ern hat sich einiges geändert

Wien (OTS) - Was haben wir nicht alle gezittert, als 2003 - vor
dem Einmarsch der USA in den Irak - der Ölpreis seine gemütliche
Range zwischen 20 und 30 Dollar je Barrel verliess und sich bald
danach nachhaltig auf etwa dem doppelten Preisniveau etablierte. Wir
hatten ja noch die Ölpreis-Schocks der 70er- und 80er-Jahre in
Erinnerung, als ähnliche Preissteigerungen die gesamte Weltwirtschaft
in tiefe Krisen stürzte.

Jetzt sind Preise jenseits der 80 Dollar normal, und dass wir
irgendwann einmal in nicht allzu ferner Zukunft wohl auch den 100-er
hinter uns lassen werden, erwarten wir mit dem wohligen Schauer, den
solche historischen Wendepunkte nun einmal hinterlassen - aber ohne
Panik.

War die Sorge, ein hoher Ölpreis könnte die Weltkonjunktur ruinieren,
unbegründet? Und wie weit kann der Preis noch steigen, ehe das
Rezessionsgespenst umgeht?

Die Ölpreis-Schocks der 70er und 80er entstanden durch
Lieferboykotts der Opec, um dadurch die westliche Unterstützung für
Israel zu unterminieren. Dadurch kam es zu Engpässen, die wiederum
zu explosionsartigen Preissteigerungen führten.

Die Preissteigerungen seit 2003 erfolgten hingegen deutlich
langsamer, vor allem aber haben sich seither zwei Punkte ganz
wesentlich geändert: Die Preissteigerungen entstehen - von kurzen
spekulativen Spitzen abgesehen - nicht mangels Angebot, sondern vor
allem dadurch, dass die Nachfrage so stark gestiegen ist. Real
herrschte in den vergangenen vier Jahren nie Mangel an dem schwarzen
Gold. Aber Indien und vor allem China sind als zusätzliche
Grossverbraucher aufgetreten und treiben dadurch die Preise.

Und zweitens: Die Ölförderländer sind jetzt wesentlich besser in die
Weltwirtschaft integriert. Ihre Mehreinnahmen fliessen nicht wirklich
aus dem westlichen Wirtschaftskreislauf ab, sondern werden genau dort
wieder investiert.

Deshalb werden wir wohl - wenn sich das Tempo nicht wesentlich
beschleunigt - noch einige Preissteigerungen relativ schadlos
überstehen. Insbesondere, wenn ein weiterhin steigender Euro den
Preisanstieg weiter dämpft.

Längerfristig gesehen hat der Höhenflug der Ölpreise sogar sein
Gutes: Hohe Energiekosten machen Alternativ-Energien und
Energiespar-Investitionen rentabler.

Und erleichtern uns so den Umstieg, wenn Öl einmal wirklich knapp
wird - was spätestens in ein paar Jahrzehnten unvermeidlich ist, wenn
die Ölreserven zur Neige gehen. Wir sollten die Zeit nützen.

Rückfragehinweis:
WirtschaftsBlatt
Redaktionstel.: (01) 60 117/305
http://www.wirtschaftsblatt.at

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