- 13.10.2007, 09:42:29
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"In keinem Land ist der Studienzugang freier als in Österreich"
Podiumsdiskussion "Freier Unizugang für alle oder punktgenaue Akademikerproduktion?" an der Universität Wien mit Johannes Hahn, Josef Broukal u.a.

Wien (OTS) - Im Hörsaal 2 des Neuen Institutsgebäudes fand die
Podiumsdiskussion "Freier Unizugang für alle oder punktgenaue
Akademikerproduktion?", veranstaltet von Uniscreens und Der Standard,
statt. Der Publikumsandrang war der Aktualität des Themas
entsprechend groß.
Am Podium:
- Christoph Badelt, Rektor WU Wien und Vorsitzender der österreichischen Rektorenkonferenz - Hartwig Brandl, ÖH-Vorsitzender - Josef Broukal, SPÖ-Wissenschaftssprecher - Johannes Hahn, Minister für Wissenschaft und Forschung - Arthur Schneeberger, Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft
WU-Rektor Christoph Badelt sieht sich als "Verfechter des
geregelten Unizugangs" und hält es "für wesentlich fairer, die
Zugangsmechanismen vor Beginn des Studiums transparent zu machen als
die Leute vorher reinzuholen und dann darwinistische Verhältnisse
herrschen zu lassen und nach einem von außen undurchschaubarem System
rauszuprüfen. Das Problem der fehlenden Kapazitäten kann man
juristisch nicht lösen." Badelt plädiert etwa für "kurze Studien und
schnellen Eintritt ins Berufsleben" sowie dem in den USA ähnlich
funktionierenden Modell eines Teilzeitstudiums. Die StudentInnen
würden demnach zu Beginn des Semesters die Anzahl der Stunden, die
sie absolvieren möchten, deklarieren. Die Studiengebühren würden
daran angepasst werden. Er sieht sich "von einer Politik im Stich
gelassen, die formal zwar einen freien Zugang, in Wirklichkeit aber
keine Kapazitäten bietet, um Studierende auch zum Ausbildungserfolg
zu führen."
Wissenschaftsminister Johannes Hahn weist auf die Schere zwischen
der Anzahl der Studierenden und den Ressourcen hin: "Seit Anfang
dieses Jahrzehnts gibt es um 40 Prozent mehr Studienanfänger und um
42 Prozent mehr Absolventen. Das ist erfreulich, aber wenn hier
Infrastruktur und Personal nicht im selben Ausmaß mitwachsen können,
ist das subjektiv ärgerlich, objektiv hoffe ich auf Verständnis. Ich
kann aber nicht die Augen verschliessen. Wenn ein Studium überrannt
ist, dann muss ich in irgendeiner Form reagieren. Wenn sich am
Publizistikinstitut 1600 Studenten anmelden, dann werden wir die
nicht alle in den Räumlichkeiten unterbringen können." Wichtig ist
Hahn ebenso wie Josef Broukal "die frühe Information in der AHS,
das, was ich mit dem Tutoringsystem anpeile, mit Einzelgesprächen und
Selbsttests, um zu einer Shortlist geeigneter Berufen zu kommen."
Josef Broukal, SPÖ-Wissenschaftssprecher, ist gewohnt polemisch
und verteidigt die nur als Kompromisslösung kritisierten
weggefallenen Zugangsbeschränkungen zu den Fächern Biologie und
Pharmazie als Erfolg und vorerst ausreichende Lösung. Er bezeichnet
das Bildungssystem als "alten Flugzeugträger, der gewendet werden
muss - was aber nicht von heute auf morgen passieren kann und wird,
sondern peu a peu." Den Kompromiss mit Wissenschaftsminister Hahn
bezeichnet er deshalb als nötig, denn: "Wir sind ja nicht bei
Wünsch-Dir-Was." Die neu vereinbarte Beschränkungsermächtigung des
Wissenschaftsministers bei zu hohem ausländischen Studentenanteil in
2 deutschen NC-Fächern sieht Broukal "im Sinne der Studenten". Das
längerfristige Ziel bleibt aber gleich: "Sorgen wir für bessere
Bedingungen, setzen wir auf Qualitätsverbesserung und auf eine
Erhöhung der Studienplätze. Und auf Studieninformation schon in der
AHS."
Stichwort "Freier Universitätszugang": Arthur Schneeberger,
Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft, plädiert für eine
"andere gesellschaftliche Meinungsbildung." Schneeberger kritisiert,
dass "kein Land der Welt so einen freien Hochschulzugang wie
Österreich hätte, was auch belegbar ist." Und das die
"Meinungspolarisierung Unfrei/Frei unnötig ist", da es "schließlich
in jedem Land einen strukturierten Zugang gäbe."
Der studentische Interessensvertreter Hartwig Brandl,
ÖH-Vorsitzender, spricht von einer "dringend fälligen europäischen
Lösung und einer bereits existierenden Differenzierung zwischen
Bildung und Ausbildung, nämlich mittels FHs und Unis", was dem
Studieren aus Berufung nicht gut tun würde, sondern mit dem Blick auf
den Arbeitsmarkt verbunden ist.
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