Wien (OTS) - Fast fühle ich mich schon versucht, meine
Stiftungsratskollegen Krammer & Lederer in der ORF-Partei willkommen
zu heißen, wenn ich lese, was sie zu den tatsächlich höchst
fragwürdigen Perspektiven zum ORF sagen, die von der ÖVP dieser Tage
mehr oder weniger öffentlich ventiliert werden. Allzu laut brauchen
die beiden blauäugig-roten Vertreter von ORF-Interessen aber auch
wieder nicht "Haltet den Dieb!" zu rufen. Schließlich reiht sich die
ÖVP mit ihren aktuellen Medienplänen nur in die leider bereits
vollständige Reihe österreichischer politischer Parteien, die den
Bestand des Österreichischen Rundfunks fahrlässig oder bewusst
gefährden: Von der roten Variante der Umwandlung in eine
Aktiengesellschaft unterm ÖIAG-Dach über die blässlich-blaue
Privat-Initiative zur Gebührenabschaffung bis hin zur giftgrünen
Mediensteuer, um nur drei der aktuelleren Sündenfälle zu nennen.
Der unabhängige ORF mit dem seinerzeit von Franz Morak mit viel
öffentlichem Selbstlob völlig entparteipolitisierten Stiftungsrat,
wird aus der neuen ÖVP-Perspektive zum "Reformfall" geredet.
Nachdem es bei der letzten Geschäftsführungswahl durch eigene
Fehlstrategie nicht gelungen ist, den Stiftungsrat für sich zu
instrumentalisieren, soll ihm die Gebührenkompetenz genommen werden.
Jetzt muss also eine neue Medienbehörde her. Dieses bürokratische
Blähwerk soll - man ahnt es - UNABHÄNGIG sein und zwar von der
Politik ebenso wie von den Marktteilnehmern. Von der Festsetzung der
Gebühren und deren Wegverteilung über die Überwachung des
öffentlich-rechtlichen Auftrags bis hin zur Presseförderung soll
alles in der Hand dieser allmächtigen Behörde liegen. Ihre
Installation führt zwangsläufig zum definitiven Ende jeder
Unabhängigkeit des Österreichischen Rundfunks.
Bedauerliches, aber leider nicht neues Resumee eines
Bürgerlichen im ORF: Der ÖVP - oder zumindest den Verfassern ihrer
trüben Perspektiven - scheint ebenso wenig an der nachhaltigen
Zukunftssicherung des ORF als österreichischem Leitmedium und
wirtschaftlich gesundem und überlebensfähigem Unternehmen gelegen wie
den anderen Parteien.
Rückfragehinweis:
Heinz Fiedler
Vorsitzender der Fraktion Christlicher Gewerkschafter im ORF
Tel.Nr. 87878/12400
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