• 14.09.2007, 11:37:19
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Ein Schlag in den schmerzenden Rücken der PatientInnen

PhysiotherapeutInnen kritisieren neue restriktive Bewilligungsverordnung der Wiener Gebietskrankenkasse

Wien (OTS) - In einer Nacht- und Nebelaktion hat die Wiener
Gebietskrankenkasse den Bewilligungsmodus für physikalische
Behandlungen geändert. Für Zehntausende PatientInnen mit Erkrankungen
des Stütz- und Bewegungsapparates werden damit die erforderlichen
Therapien um bis zu über 50 Prozent gekürzt.

Ende August teilte die Wiener Gebietskrankenkasse in einer so
genannten "Vertragspartnerinformation" mit, dass sie "beabsichtigt,
die Modalitäten bei der Bewilligung physikalischer Behandlungen mit
sofortiger Wirkung zu ändern". Künftig sollen ab der zweiten
Behandlungsserie pro Kalenderjahr nur noch 6 statt bisher 10
Behandlungen bewilligt werden. Und auch das nur, wenn mit einem
enormen zusätzlichen bürokratischen Aufwand die Indikation gegenüber
den Chefärzten begründet werden kann. Die Bewilligung einer dritten
Behandlungsserie innerhalb eines Jahres ist derzeit mehr als
fraglich.

Seither herrscht im bürokratischen Bewilligungsdschungel Chaos.
Etliche Vertragspartner haben die "Vertragspartnerinformation" der
WGKK erst gar nicht bekommen. Ein neues Dokumentationsformular der
WGKK wurde auf Grund der Intervention des Patientenanwalts kurzerhand
wieder als unverbindlich erklärt. Wer den nunmehr von der WGKK
geforderten "Verlaufsbericht" der Therapie vorlegen soll (zuweisende
ÄrztInnen oder TherapeutInnen) ist völlig unklar. Und die
WGKK-ChefärztInnen sind bei der Bewilligung der verordneten Therapien
noch rigoroser als im neuen "Bewilligungsmodus" vorgesehen.

Immer öfter müssen PhysiotherapeutInnen seit ein paar Wochen
feststellen, dass auch auf erstmaligen ärztlichen Zuweisungen die
Therapie vom Chefarzt händisch von zehn auf sechs Behandlungen
reduziert wird. Vielfach wird dabei auch die Behandlungsdauer von 45
auf 30 Minuten heruntergesetzt. Erfahrungsgemäß sehen aber die
Chefärzte viele PatientInnen nicht einmal persönlich oder untersuchen
diese und können sich daher auch kein Bild von der jeweiligen
Erkrankung machen. In Summe bedeutet das eine Reduktion der Therapie
um mehr als 50 Prozent.

Physio Austria-Präsidentin, Silvia Mériaux-Kratochvila, verurteilt
die neue Bewilligungspraxis als "kontraproduktiv, willkürlich und
einen weiteren Schritt zur Zwei-Klassen-Medizin".

Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates sind längst
Volkskrankheit Nummer Eins und verursachen die meisten
Krankenstandstage. Eine - noch dazu so drastische - Reduktion der
Therapiemöglichkeiten, werde für eine zusätzliche Verschärfung der
Situation sorgen. Denn künftig werden nur noch jene PatientInnen ein
adäquate Behandlung bekommen, die sich diese auch aus persönlichen
finanziellen Mitteln, sprich: als PrivatpatientInnen, leisten können.

Hintergrund der neuen Bewilligungsverordnung dürften die
bevorstehenden Vertragsverhandlungen zwischen WGKK und Ärztekammer
sein. Scheinbar sollen Erhöhungen der Ärztehonorare durch
Verminderungen der Behandlungsleistungen kompensiert werden.

Silvia Mériaux-Kratochvila: "Es ist empörend, wie die WGGK mit
ihren (Pflicht)-Versicherten umgeht. PhysiotherapeutInnen und auch
ÄrztInnen wurde nun der 'schwarze Peter' zugeschoben, ihre
PatientInnen über massive Leistungskürzungen ihres Versicherers zu
informieren". Weder die Leistungserbringer noch die Berufsvertretung
wurden über die geplanten Änderungen rechtzeitig in Kenntnis gesetzt.

Auch aus ökonomischer Sicht ist die neue Bewilligungsverordnung
kritisch zu hinterfragen. Die massive Therapieverringerung wird
zwangsläufig zu erheblichen Kostensteigerungen durch steigende
Krankenstände und zusätzliche Spitalsaufenthalte führen, prophezeit
Silvia Mériaux-Kratochvila.

Rückfragehinweis:

Physio Austria 
   Bundesverband der PhysiotherapeutInnen Österreichs 
   A-1060 Wien, Linke Wienzeile 8/28 
   Telefon: +43 (0)1 587 99 51
   Fax: +43 (0)1 587 99 51-30 E-Mail 
   mailto:office@physioaustria.at , www.physioaustria.at

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