Ausgabe vom 11. September, 2007
Innsbruck (OTS) - Das Drama in der Tiefenbachklamm schockt Tirol.
Ein achtjähriges Mädchen ist am Samstag beim Wandern vor den Augen
seiner Eltern in die hochwasserführende Brandenberger Ache gestürzt
und ertrunken. Die Mutter, die ihre Tochter aus den Fluten zu retten
versuchte, wurde ebenfalls mitgerissen. Auch sie kam ums Leben.
Ein fürchterlicher Unfall, der betroffen macht. Wegen der Unfähigkeit
zu helfen. Und viel mehr noch wegen der Gewissheit, dass die meisten
von uns genau gleich wie die Mutter gehandelt hätten, der Tochter in
die Fluten und damit in den Tod nachgesprungen wären.
Diese Betroffenheit stärkt - wie fast immer in solchen Fällen - die
Forderung nach mehr Sicherheit. Ein Winter mit besonders vielen
Lawinentoten, ein schlimmer Unfall beim Rafting oder eben ein Unglück
wie jetzt in der Tiefenbachklamm: Der Ruf nach stärkeren
Sicherheitsvorkehrungen kommt so sicher wie er unerfüllbar bleibt.
Natürlich sind die Verantwortlichen - in diesem Fall Grundbesitzer,
Wegerhalter etc. - angehalten, jedes nur erdenkliche Risiko so gering
wie möglich zu halten. Mindestens ebenso wichtig aber ist die so
genannte Eigenverantwortung: Wer seine Fähigkeiten richtig
einschätzt, reduziert die Gefahr.
Absolute Sicherheit gibt es nirgends. Auch nicht in einem Land wie
Tirol. Skitouren auf steile Berggipfel, Abfahrten durch unverspurte
Tiefschneehänge, Schlauchbootfahrten auf reißenden Flüssen oder
Wanderungen durch wildromantische Schluchten - all das hat seinen
Reiz, ist aber auch mit Gefahren verbunden, die allzu oft grob
unterschätzt werden. Ein Restrisiko bleibt und Verbote nützen wenig:
Berge, Schluchten und Flüsse lassen sich nicht abriegeln oder
zusperren. Außerdem wäre so eine Reaktion hoffnungslos überzogen.
Der Unfall vom Samstag ist besonders tragisch. Aber er war von
Außenstehenden nicht zu verhindern. Leider.
Rückfragehinweis:
Tiroler Tageszeitung,
Chefredaktion
Tel.: 05 04 03 DW 610
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