WKÖ-Präsident Leitl lehnt Strafzahlungen für Betriebe und eigenen Ausbildungsfonds ab-Jugendarbeitslosigkeit bei Pisa-Sieger Finnland doppelt so hoch wie in Österreich
Wien (PWK611) - "Der Blum-Bonus hat der Lehrlingsausbildung einen
positiven Anschub gegeben. Sowohl die Zahl der Lehrlinge, der
Lehranfänger als auch der Lehrbetriebe sind deutlich gestiegen.
Darüber können wir uns freuen." Wirtschaftskammer-Präsident Christoph
Leitl wies in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Christine Marek,
Staatssekretärin im Wirtschafts- und Arbeitsministerium, und dem
Lehrlingsbeauftragten der Bundesregierung, Egon Blum, auf die
positiven Effekte der Lehrlingsförderung in Österreich hin. Wurden
2004 noch 119.071 Lehrlinge in Österreich gezählt, so waren es im
abgelaufenen Jahr 125.961. Und die Zahl der Lehrbetriebe nahm seit
2004 von 36.139 auf 37.783 mit Jahresende 2006 zu. Und nicht zuletzt
ist auch die bundesweite rechnerische Lehrstellenlücke mit 5756 im
Juli 2007 gegenüber Juli 2006 um 754 oder 11,6 Prozent geringer
geworden.
Sanktionen gegen Betriebe, die keine Lehrlinge ausbilden - so wie
dies zuletzt AK-Präsident Herbert Tumpel gefordert hatte - wies Leitl
glatt zurück: "Negative Anreize verursachen bloss ein Würgen im Hals.
Strafen können kein Anreiz sein, wir brauchen eine positive
Motivation. Eine zwangsweise vorgenommene Ausbildung macht niemandem
eine Freude und bringt nichts." Auch von der Einrichtung eines
eigenen Ausbildungsfonds, in den Betriebe, die nicht ausbilden,
einzahlen, hält Leitl nichts: "Wer das fordert, plant bürokratisch
an der Praxis vorbei. In der Wirtschaft haben wir derzeit in dieser
Frage schon das Solidaritätsprinzip verwirklicht. Alle Betriebe
zahlen in den Insolvenzentgeldsicherungsfonds ein und fördern damit
auch die Ausbildungsbetriebe, die 1000 Euro
Lehrlingsausbildungsprämie erhalten."
Die Sozialpartner, so Leitl, evaluieren derzeit die
Lehrlingsförderung und werden im Herbst gemeinsame Vorschläge
vorlegen. So könnten etwa zusätzliche Anreize für besonders
wünschenswerte Lehrberufe geschaffen werden. Welche Berufe zusätzlich
gefördert werden, könnte jedes Jahr neu ermittelt werden.
Grundsätzlich solle es aber keine Debatte um gute oder weniger gute
Ausbildungsbranchen geben. Jeder Lehrplatz sei wichtig und wertvoll.
Kritik übte Leitl auch an etlichen Bundesländern, die bei der
geplanten Modularisierung der Lehrlingsausbildung bremsen und jetzt
die Umsetzung der Modulberufe Installations- und Gebäudetechnik,
Werkstofftechnik, Kfz-Technik und Holztechnik wegen angeblicher
Mehrkosten bei den Berufsschulen blockieren. Bei der Zukunft der
Jugend sparen die Landesregierungen aber am falschen Platz.
Dass die Lehrlingsausbildung in Österreich bei allen
Verbesserungsmöglichkeiten aber funktioniert, belegte Leitl am
Beispiel des Pisa-Siegers Finnland. Dort sei die
Jugendarbeitslosigkeit mit 16 Prozent doppelt so hoch wie in
Österreich: "In Finnland gibt es laut Pisa offenkundig die beste
Schulausbildung. In Österreich ist aber die duale, die berufliche
Ausbildung besser, wie die Arbeitsmarktstatistik zeigt. Grundsätzlich
gilt in Österreich: Jeder, der für eine Ausbildung geeignet ist und
eine haben will, wird nicht auf der Strasse übrig bleiben." (Rh)
Rückfragehinweis:
Wirtschaftskammer Österreich, Abteilung für Bildungspolitik Dr. Alfred Freundlinger Tel: +43 (0)5 90 900 4076 Fax: +43 (0)5 90 900 261 Email: alfred.freundlinger@wko.at
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