• 14.08.2007, 09:47:30
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Digitalisierung des Fernsehens in Österreich schreitet voran Ab Herbst könnten zusätzliche Programme über Antenne empfangbar sein

Wien (PK) - Die Digitalisierung des Fernsehens in Österreich
schreitet voran. Es sind nicht nur immer mehr Haushalte in der Lage,
digitales Antennenfernsehen zu empfangen, auch digitaler
Satellitenempfang gewinnt immer mehr an Bedeutung. Das geht aus dem
Digitalisierungsbericht 2006 der KommAustria und der Rundfunk- und
Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) hervor, der von Bundesministerin
Doris Bures dem Nationalrat vorgelegt wurde (III-64 d.B.). Nur bei
digitalem Kabelfernsehen gab es - zumindest 2006 - noch eine
deutliche Zurückhaltung auf Seiten der KonsumentInnen; durch eine
breitflächige Endgeräteförderung aus dem Digitalisierungsfonds könnte
sich das Blatt heuer aber auch hier wenden. Insgesamt konnte Ende
2006 nach Schätzungen der RTR bereits mehr als jeder dritte Haushalt
digitales Fernsehen empfangen - damit hat Österreich, wie es im
Bericht heißt, im Bereich der Rundfunkdigitalisierung zu den am
weitesten entwickelten Ländern Europas aufgeschlossen.

Einen großer Schub für die Rundfunkdigitalisierung brachte die
Einführung von digitalem Antennenfernsehen (DVB-T) im Regelbetrieb.
Nach fast fünfjähriger intensiver Vorbereitungsarbeit startete DVB-T
im Herbst 2006 in Wien und allen Landeshauptstädten Österreichs und
erreichte damit gleich zu Beginn eine technische Reichweite von rund
70 %. Gute zwei Monate später, Ende 2006, waren bereits mehr als
100.000 Empfangsgeräte für digitales Antennenfernsehen verkauft
worden, davon rund die Hälfte mit MHP-Funktion (MultiText). Diese
erlaubt nicht nur einen Zugriff auf die wichtigsten Inhalte des
Teletext (Nachrichten, Sport, Wetter), sondern macht auch neue
Inhalte verfügbar, die mit dem bisherigen Teletext nicht realisierbar
waren.

Vorerst sind zwar lediglich ORF1, ORF2 und ATV über digitales
Antennenfernsehen empfangbar, aber das könnte sich schon bald ändern.
Laut Bericht ist es durch die Abschaltung analoger Signale
voraussichtlich bereits ab Herbst 2007 in allen Landeshauptstädten
und Ballungsräumen Österreichs möglich, weitere digitale
Fernsehprogramme über eine zweite Multiplex-Plattform auszustrahlen.
Welche Programme das sein werden, steht allerdings noch nicht fest -
sie müssen erst von der ORS als Multiplex-Zulassungsinhaberin im
Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung ermittelt werden.

Generell spielt der Fernsehempfang über Antenne, wie im Bericht
festgehalten wird, in Österreich nach wie vor eine verhältnismäßig
große Rolle. Zwar versorgen nur noch etwa 10 % aller Fernsehhaushalte
ihr wichtigstes oder einziges Fernsehgerät ausschließlich mit
Antennenempfang, allerdings sind auch jene Haushalte, die analoges
Satellitenfernsehen nutzen, auf Antennenempfang angewiesen, wenn sie
die beiden ORF-Programme und ATV sehen wollen. Insgesamt empfingen
2006 damit etwa 1,3 Millionen Haushalte ORF und ATV über Antenne.

Die sukzessive Abschaltung analogen Antennenfernsehens wird nach
Einschätzung der KommAustria und der RTR auch die Entwicklung des
digitalen Satellitenempfangs weiter vorantreiben. Statt eine DVB-T-
Box zum Empfang digitalen Antennenfernsehens zu erwerben, werden sich
viele Haushalte dafür entscheiden, den analogen Satelliten-Receiver
durch einen digitalen zu ersetzen, zeigen sich die Experten
überzeugt. Damit könnte die Wachstumskurve bei der Digitalisierung
des Satellitenempfangs 2007 noch einmal deutlich zunehmen. Schon 2006
waren die Hälfte der Satellitenhaushalte digitalisiert.

Ob und wann die analoge Satellitenverbreitung zugunsten einer rein
digitalen Ausstrahlung überhaupt eingestellt wird, ist laut Bericht
aus heutiger Sicht nicht abschätzbar. Die ersten massenattraktiven
Sender in Deutschland könnten jedoch bereits in den Jahren 2008 oder
2009 ihre analoge Sat-Verbreitung beenden.

Im Gegensatz zu digitalem Antennenfernsehen und digitalem
Satellitenfernsehen noch in der Anfangsphase befindet sich dem
Bericht zufolge digitales Kabelfernsehen (DVB-C). Laut einer Erhebung
des Marktforschungsinstituts FESSEL-GfK haben 2006 rund 12 % der
Kabelnetzhaushalte digitales Fernsehen empfangen. Allerdings erwarten
KommAustria und RTR für 2007 einen Umschwung. Grund dafür ist nicht
zuletzt die in Aussicht gestellte breitflächige Endgeräteförderung
aus dem Digitalisierungsfonds in der Höhe von 4 Mill. €. Diese kommt
66.666 "Frühumsteigern" zugute, die für die Anschaffung einer DVB-C-
Set-Top-Box mit MHP-Funktion einen Zuschuss von jeweils 60 €
erhalten. Gleichzeitig verstärkt das zunehmende Auftreten von
Telekom-Unternehmen, die über breitbandige Internetanschlüsse auch
digitales Fernsehen anbieten (IP-TV), nach Ansicht von KommAustria
und RTR den Druck auf Kabelnetzbetreiber, die Digitalisierung ihrer
Netze voranzutreiben.

Mit IP-TV, das etwa von der Telekom Austria forciert wird, waren laut
Bericht zum Jahresende 2006 mehrere Tausend Haushalte versorgt.

Wenig Bewegung bei Digitalisierung des Hörfunks

Wenig Bewegung konstatiert der Bericht bei der Digitalisierung des
Hörfunks. Hier befindet sich Österreich, wie es heißt, nach wie vor
in einer beobachtenden Situation. Insbesondere die Marktteilnehmer -
der ORF, aber auch Privatradios - haben in den vergangenen Jahren
wenig Interesse an einer mit maßgeblichen Investitionen verbundenen
Einführung von Digitalradio gezeigt. Verantwortlich dafür ist nicht
nur die Unsicherheit in Bezug auf unterschiedliche zur Verfügung
stehende Standards für die digitale Hörfunkübertragung (z.B. DAB,
DRM, HD), sondern auch die mangelnde Verfügbarkeit an digitalen
Endgeräten. Anders als beim Fernsehgerät lässt sich ein analoges
Radiogerät nicht mit einem digitaltauglichen Zusatzgerät (Set-Top-
Box) aufrüsten, vielmehr ist die Anschaffung eines neuen Endgeräts
erforderlich.

Die internationalen Erfahrungen mit digitalem Hörfunk sind
unterschiedlich. In Großbritannien etwa erlebte Digital Audio
Broadcasting (DAB) in den vergangenen Jahren aufgrund günstiger
Begleitumstände einen regelrechten Boom, während in Deutschland, wo
mit erheblichem finanziellen Aufwand eine flächendeckende DAB-
Versorgung aufgebaut wurde, nach wie vor nur rund ein Promille aller
Hörfunkempfänger digitale Radios sind.

Digitalisierungsfonds fördert Testbetrieb für Handy-TV

Beauftragt mit der Forcierung des digitalen Rundfunks in Österreich
ist die Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR), die dabei auf
Ergebnisse von zahlreichen Fachveranstaltungen der
Arbeitsgemeinschaft "Digitale Plattform Austria" zurückgreifen kann.
Die Plattform verfügt über rund 300 Expertinnen und Experten aus den
unterschiedlichsten Bereichen, etwa Recht, Technik und Content.

Zudem steht der RTR für ihre Aufgabe der Digitalisierungsfonds zur
Verfügung, der mit jährlich 6,75 Mill. € dotiert ist. Über die
Tätigkeitsschwerpunkte des Fonds informiert ein eigener Bericht, den
Bundesministerin Doris Bures ebenfalls dem Nationalrat übermittelt
hat (III-65 d.B.) Die aus dem Digitalisierungsfonds kommenden Mittel
sind technologieneutral unter Berücksichtigung aller Verbreitungswege
und Plattformen für digitalen Rundfunk zu vergeben. Gespeist wird der
Fonds aus jenen Teilen der Rundfunkgebühren, die gemeinsam mit dem
ORF-Programmentgelt eingehoben werden, jedoch grundsätzlich dem
Bundesbudget zugute kommen.

Über den Digitalisierungsfonds gefördert werden etwa Pilotversuche
und Forschungsvorhaben sowie die Entwicklungen innovativer Programme
und Zusatzdienste. Außerdem sind Mittel zur Förderung von
Rundfunkveranstaltern zur Erleichterung des Umstiegs auf digitale
Übertragung und zur Förderung von Endgeräten für die KonsumentInnen
vorgesehen.

Als Tätigkeitsschwerpunkte 2006 nennt der Bericht insbesondere drei
Projekte: Endgeräteförderung für DVB-T, die Unterstützung eines DVB-
H-Testbetriebs für Handy-TV und die Vorbereitung der oben erwähnten
Endgeräteförderung für digitales Kabelfernsehen 2007.

Konkret wurden für die Endgeräteförderung für digitales
Antennenfernsehen (DVB-T) und die Abwicklung des Förderprojekts 2006
2,42 Mill. € aus dem Digitalisierungsfonds zur Verfügung gestellt.
Insgesamt lösten 45.000 Personen die im Rahmen der - zeitlich
begrenzten - "Frühumsteigeraktion" versendeten Gutscheine im Wert von
40 € ein. Gleichzeitig wurden rund 35.000 Gutscheine von sozial
schwachen Haushalten angefordert, welche noch bis zur Abschaltung der
analogen Übertragung ihre Gültigkeit haben.

Für die Förderung von Endgeräten für digitales Kabelfernsehen wurden
2006 4 Mill. € veranschlagt, dazu wurden den Kabelnetzbetreibern für
die Kosten der Abwicklung des Projekts insgesamt 1 Mill. € zugesagt.

Das Projekt "Mobile TV Austria", das 2006 einen DVB-H-Testbetrieb für
Handy-Fernsehen startete, wurde von einem Konsortium bestehend aus
den Mobilfunkbetreibern Hutchison 3G Austria und Mobilkom Austria
sowie dem ORF, der ORS, der Siemens AG und der Fachhochschule
Salzburg ins Leben gerufen. In der letzten Phase des Testbetriebs
sollen mindestens drei TV-Programme und zwei Radioprogramme auf
Mobiltelefonen so empfangbar sein, wie sie auch auf anderen
Plattformen (Satellit, Kabel, Terrestrik) ausgestrahlt werden. Der
Digitalisierungsfonds stellte dafür Förderungen von mehr als 1,2
Mill. € zur Verfügung.

Neben den drei Schwerpunktprojekten wurden aus dem
Digitalisierungsfonds 2006 die Entwicklung einer Infocasting-
Plattform zur Kommunikation und Übermittlung von Wetter-, Verkehrs-
und sonstigen regionalen, situationsbezogenen Informationen
insbesondere an Verkehrsteilnehmer sowie diverse Studien gefördert.
Zudem wurde unter http://www.digitaler-rundfunk.at eine
Informationswebsite für alle Interessierten eingerichtet. 4,1 Mill. €
konnten "durch sparsamen, wirtschaftlichen und zweckmäßigen Einsatz
der Fondsmittel" dem Bericht zufolge in das Jahr 2007 vorgetragen
werden. (Schluss)

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