Tunnelvortriebsmaschine unterquert Inn, Autobahn und die ÖBB-Gleisanlagen
Brixlegg (OTS) - Mit der Andreh-Feier starten die
Vortriebsarbeiten an einem weiteren Bauabschnitt zur Verwirklichung
der Unterinntaltrasse. Martina Faymann - Gattin des Verkehrsministers
und gleichzeitig Tunnelpatin für den 5,8 Kilometer langen,
zweigleisigen Eisenbahntunnel - nahm symbolisch per Knopfdruck die
neue Tunnelvortriebsmaschine in Betrieb. Mit einer Investitionssumme
von 154 Millionen Euro wird ein weiterer Schritt zum viergleisigen
Ausbau im Tiroler Unterland gesetzt. Verkehrsminister Werner Faymann,
Landeshauptmann DDr. Herwig van Staa und ÖBB Vorstandssprecher Mag.
Martin Huber untermauerten in ihren Ansprachen die enorme Bedeutung
des Verkehrsprojektes für Tirol, Österreich und ganz Europa. In den
nächsten Jahren wird sich der 100 Meter lange und 2.600 Tonnen
schwere "Riesenmaulwurf" - der erstmalig zum Einsatz kommt - eine
unterirdische Bahn mit dreizehn Metern Durchmesser graben. Vom
"Matzenköpfl" im Gemeindegebiet von Reith im Alpachtal an der
Gemeinde Münster vorbei, bis zur Autobahnanschlussstelle bei Wiesing
reicht sein Weg. Auf seiner Route durchs Unterland wird das Ungetüm
nicht nur den Inn, sondern zudem die Autobahn und die Bestandsstrecke
der ÖBB unterqueren. Bis Ende 2012 sollen der viergleisige Ausbau der
Unterinntalbahn auf den 40 Kilometern zwischen Kundl-Radfeld und
Baumkirchen abgeschlossen sein.
"Riesenmaulwurf" Tag und Nacht im Einsatz
Die Grabungsarbeiten erfolgen bei diesem Bauabschnitt nicht
bergmännisch mittels Sprengungen, sondern durch eine spezielle
Tunnelvortriebsmaschine (TVM) die Tag und Nacht im Einsatz steht. Im
Fachjargon als "Hydroschildmaschine" bezeichnet, ist sie speziell für
die im Unterinntal herrschenden Lockermaterialbedingungen unter
Einfluss des Grundwassers ausgerüstet. Drei Umdrehungen pro Minute
schafft der mit 133m2 überdimensional große Bohrkopf. Rund 270
Schälmesser und eine Maschinenleistung von 4.300 PS sorgen für ein
tägliches Vorankommen von bis zu zehn Metern. Zur Verdrängung des
Grundwassers wird laufend Stützflüssigkeit mit einem Druck von 3,5
bar vor das Schneidrad der TVM gepresst. Mit einer eigenen Leitung
wird das Abbaumaterial nach der Lockerung in flüssiger Form zu Tage
befördert. Die intelligente Spezialmaschine sorgt nach dem Abtrag von
Material auch gleich für die notwendige Stabilität. Alle zwei Meter
werden im Freiraum hinter dem Schild die Stahlbetonfertigteile - von
den Fachleuten als "Tübbingsegmente" bezeichnet - Stück für Stück zu
einer fertigen Tunnelwand verschraubt.
Verkehrsminister Werner Faymann zeigt sich erfreut über den Fortgang
der Arbeiten: "Der Ausbau der Unterinntaltrasse ist ein Projekt mit
Top-Priorität. Nicht nur weil dadurch der innerösterreichische
Verkehr deutlich beschleunigt wird, sondern auch der transeuropäische
Verkehr eine neue Qualität bekommt." ÖBB-Chef Martin Huber sieht eine
moderne Infrastruktur als einen der Schlüssel auf dem Weg zur
Top-Bahn in Europa und "eine Voraussetzung für eine weitere
Steigerung der Fahrgast- und Tonnage-Zahlen, wie uns das 2006 auch
gelungen ist." Für Landeshauptmann Herwig van Staa bringt der
viergleisige Ausbau sowohl für Tirol als auch überregional viele
Vorteile. "Die Unterinntalbahn ist als Zulaufstrecke für den Brenner
Basistunnel unverzichtbar. Zudem wollen wir nach Fertigstellung der
neuen Trasse einen verstärkten Taktverkehr im Inntal anbieten und
damit den öffentlichen Personennahverkehr noch attraktiver machen!"
Umfangreiche Vorbereitungsarbeiten bis zum Start
Als Vorbereitungsarbeiten für den Maschineneinsatz wurde in Brixlegg
ein rund 30 Meter tiefer Startschacht ausgehoben und der Durchschlag
zum Tunnel Brixlegg vorgenommen. Mehr als 100 Einzelteile der
Vortriebsmaschine wurden über den Schacht in die Tunnelachse
eingehoben, zusammengebaut und in das benachbarte Baulos
zurückbewegt. Im vergangenen Jahr wurde die "rollende Tunnelfabrik"
im deutschen Herstellerwerk bereits vormontiert, überprüft und an den
Auftraggeber übergeben. Ab sofort wird sich die Maschine wie ein
überdimensionaler Maulwurf in Richtung Westen bis zur
Autobahnanschlussstelle Wiesing voranwühlen. Auf seinem Weg wird der
Riesenbohrkopf bis zu 30 Meter unter der Erdoberfläche den Inn, die
bestehende ÖBB-Strecke und zweimal die Inntalautobahn unterqueren. Im
Jahr 2009 soll dann der "Tiergartentunnel" als Anschluss zum nächsten
Baulos in Richtung Jenbach erreicht werden und die Maschine wird
wieder zerlegt.
Spezialisten auf 33 Kilometer Länge im Einsatz
Die Hauptbaumaßnahmen für den ersten Ausbauschritt der neuen
Unterinntalbahn zwischen Kundl und Baumkirchen laufen seit Mitte
2003. Bis heute hat die Brenner Eisenbahn GmbH - ein Unternehmen der
ÖBB - acht Rohbaulose gestartet und die Bautätigkeit auf eine
Gesamtlänge von rund 33 Kilometer ausgeweitet. Zwei weitere
Vergabeverfahren sind in Vorbereitung bzw. bereits gestartet. Ab 2008
befindet sich das gesamte 40-Kilometer-Projekt in Bau. Zwei Baulose
sind im Rohbau bereits fertig gestellt. Hier starten in Kürze die
ersten Ausrüstungsarbeiten. 80 Prozent der neuen Unterinntalbahn
werden unterirdisch in Tunnels geführt. Im Moment laufen die
Tunnelvortriebe in den Gemeinden Baumkirchen, Fritzens, Vomp, Stans
und Reith im Alpbachtal. Zum Schutz gegen das Grundwasser werden
diese Arbeiten überwiegend unter Druckluft ausgeführt. Die Arbeiter
müssen sich dabei wie Taucher in die Baustellen einschleusen, um in
den Vortriebsbereich zu gelangen. Mit Jahresende 2007 wird eine
zweite Tunnelvortriebsmaschine in Jenbach zum Einsatz kommen.
Rückfragehinweis:
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