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"Kleine Zeitung" Kommentar: "Iran und Israel haben in Gaza nun eine gemeinsame Grenze" (von Charles A. Landsmann)

Ausgabe vom 16.06.2007

Graz (OTS) - Die politische Landkarte des Nahen Osten hat sich dramatisch verändert. Palästina existiert nicht einmal mehr als Wunschgebilde, vielmehr wird es durch Hamasstan und Fatahland ersetzt. Die Todfeinde Iran und Israel in Gaza haben eine gemeinsame Grenze. Der radikale Islam hat seine Frontlinie gegenüber der arabischen Welt, Europa und den gesamten Westen weit nach vorne geschoben.

Anstatt der bisher gängigen Friedensformel für die Beendigung des israelisch-palästinensischen Konfliktes, anstatt "Zwei Staaten für zwei Völker" in friedlicher Koexistenz, heisst die Realität nun "Drei Staaten für zwei Völker", aber in kriegerischer Konfrontation:
Israel, Hamasstan (Gazastreifen), Fatahland (Westjordanland).

Hamas hat geputscht. Ein Putsch von oben, denn die Radikalislamisten stellten die Regierungsführung und die Mehrheit im Parlament. Ein Putsch gegen die Partner in der "Regierung der nationalen Einheit", gegen Präsident Mahmud Abbas, gegen Palästina.

Ein Putsch aber auch gegen die Einwohner des Gazastreifens und die gesamte arabische Welt, gegen innere Aussöhnung und gegen Friedenschancen. Ein Putsch für den Iran und dessen aggressives Religionsverständnis, für den Islam und gegen die säkulare Demokratie.

Die Demokratie westlichen Zuschnittes, in welcher namentlich George W.Bush ein Allheilmittel für Krankheiten fremder Staaten und Kulturen zu erkennen glaubt, hat auch in den palästinensischen Gebieten Schiffbruch erlitten. Zuerst durch Korruption und Unfähigkeit der Fatah, danach durch Missachtung durch die Hamas und nun endgültig durch den bewaffneten Kampf der Islamisten gegen sie.

Der Gazastreifen, das dichtestbevölkerte Gebiet der Welt, ist zum Vorposten des revolutionären Islams mutiert, zur Speerspitze im "Konflikt der Kulturen", den viele moderate Moslems, gutgläubige Christen und blauäugige Juden nicht wahrhaben wollen.

Wer glaubt, Hamas irgendwie unter Kontrolle bringen zu können, wer in den nun zu erwartenden moderaten Tönen aus Gaza nicht nur eine taktische Finte hört, der verkennt die Lage vor Ort. Hamas mag gar stillhalten - aus welchen Gründen auch immer -, der Gazastreifen droht noch radikaler, extremistischer, gewalttätiger zu werden. Denn Hamas hat ihn nun auch zum Sprungbrett der al-Kaida gemacht, die sich in den letzten Monaten bereits dort immer deutlicher bemerkbar machte. ****

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