Modernisierung der Berufsausbildung und mehr Bildungsinvestitionen der Unternehmen statt Import von billigen Fachkräften gefordert
Wien (OTS) - Die AK ist gegen die Verordnung von Minister
Bartenstein, mit der 800 ausländische Fachkräfte neu ins Land geholt
werden sollen und fordert stattdessen eine grundlegende
Modernisierung der Berufsausbildung sowie mehr Investitionen der
Unternehmen in die berufliche Weiterbildung der Beschäftigten, um den
Bedarf der Wirtschaft nach Fachkräften dauerhaft abzudecken.
Gleichzeitig müssen die Anstrengungen zur Bekämpfung der trotz guter
Konjunktur mit rund 300.000 Arbeit Suchenden immer noch dramatisch
hohen Arbeitslosigkeit weiter verstärkt werden. "Die Betriebe bilden
immer weniger Lehrlinge aus, wollen für Fachkräfte keine angemessenen
Löhne zahlen und jammern dann, sie bekämen keine gut ausgebildeten
Leute. Das ist unseriös und zeugt nicht von zukunftsorientiertem
Unternehmersinn", kritisiert Josef Wallner, Leiter der Abteilung
Arbeitsmarkt in der AK Wien.
Ruf nach billigen Arbeitskräften
Das bereits geltende Recht lässt die unbeschränkte Neuzulassung von
Fachkräften aus den neuen EU-Ländern zu, wenn sie als Schlüsselkraft
bezahlt werden (dh rund 2.300 Euro brutto im Monat, das entspricht in
etwa dem Lohnniveau eines Spitzenfacharbeiters im Metallbereich).
Diese nicht genutzte Möglichkeit zeigt deutlich, dass es den
Betrieben offenbar nur darum geht, Spitzenfacharbeiter zu erhalten,
aber nicht die österreichischen Kollektivvertragslöhne dafür zahlen
wollen. Die Parole lautet: "Billige Arbeitskräfte gesucht." Hat
nämlich ein zB in Polen ausgebildeter Facharbeiter keine formale
Gleichstellung seiner Ausbildung in Österreich, muss er laut
Kollektivvertrag im Metallbereich nur nach einer niedrigeren
Lohngruppe bezahlt werden. Er erhält einen um ein bis drei Euro
niedrigeren Stundenlohn als ein in Österreich ausgebildeter
Facharbeiter. Dass es den Unternehmen vor allem um Lohndruck geht,
zeigt auch das Faktum, dass der Reallohnanstieg im Metallbereich mit
zuletzt plus 1,3 Prozent weit unter der Produktivitätssteigerung von
plus 6 Prozent (WIFO) liegt. Diese immer höheren Gewinne werden
nicht in Ausbildung investiert. Die Zahl der Lehrlinge ist seit 1980
von fast 200.000 auf 126.000 gesunken und der Anteil der
Betrieblichen Weiterbildung ist laut EU-Daten und Untersuchungen des
WIFO nur halb so hoch wie in Skandinavien oder sogar Spanien.
Phantomstellen erhöhen Facharbeiternachfrage
Der Verordnungsentwurf zur Festlegung eines Facharbeiterkontingents
von 800 Plätzen für Metallberufe, dessen Begutachtungsfrist am
Dienstag nach Ostern ausläuft, ist eine Reaktion des Ministers auf
Klagen der Arbeitgeberseite nach Fachkräften in den letzten Monaten.
Tatsächlich sind aktuell rund 10.000 Facharbeiter im Metallbereich
auf Arbeitsuche und bereits über 50.000 Arbeitnehmer aus den
EU-Erweiterungsländern in Österreich beschäftigt. Gleichzeitig ist
auch die Zahl der aus Deutschland stammenden Arbeitnehmer bereits auf
rund 60.000 angestiegen. Außerdem zeigt sich, dass die beim
Ar-beitsmarktservice (AMS) vorgemerkten offenen Facharbeiterstellen
zu etwa zwei Dritteln, bei den Schweißern sogar zu fast 80 Prozent,
von Arbeitskräfteüberlassern stammen, sodass der beim AMS gemeldete
Bedarf also weit überhöht sein dürfte. Um eine reale offene Stelle
bei einem Beschäftigerbetrieb bewerben sich nämlich in der Regel zwei
bis vier Überlassungsunternehmen, um sie beim Beschäftigerbetrieb
besetzen zu können und melden diesen Bedarf dem AMS.
Die AK fordert:
+ Die Verordnung für Fachkräfte darf lediglich ein Kontingent von
höchstens 200 Personen vorsehen, weil drei bis vier beim AMS
gemeldete offene Fachkräftestellen wegen der Mehrfach-Suchmeldung
verschiedener Arbeitskräfteüberlasser reine Phantomstellen sind.
+ 200 Millionen frisches Geld des Bundes für eine umfassende
Modernisierung der Berufsausbildung: Dabei sollen neue Instrumente,
die zum Lehrabschluss führen, geschaffen werden, wie zB eine
Berufsfachschule oder innovative Ausbildungsformen wie die
Implacementstiftung und die Facharbeiterintensivausbildung.
+ Die Arbeitsvermittlung des AMS muss in den kommenden Jahren
qualitativ weiter massiv verbessert werden. Dazu braucht das AMS als
Sofortmaßnahme 400 neue Vermittlungs- und Beratungsfachleute, um die
Befriedigung von Nachfrage und Angebot auch auf höchstem Niveau
leisten zu können.
Rückfragehinweis:
Thomas Angerer
AK Wien Kommunikation
tel.: (+43-1) 501 65-2578
mailto:thomas.angerer@akwien.at
http://wien.arbeiterkammer.at
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