• 12.02.2007, 09:29:35
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PhysiotherapeutInnen warnen: Pflegebedürftige dürfen nicht "ins Bett gepflegt" werden

Wien (OTS) - Pflegebedürftige können oft durch therapeutische
Maßnahmen eine deutlich höhere Selbstständigkeit und damit
Lebensqualität erlangen. Physio Austria-Präsidentin Silvia
Mériaux-Kratochvila fordert daher einen "physiotherapeutischen
Basisbefund" für jährlich rund 50.000 neue Pflegefälle.

Es ist eine typische Alltagssituation im Leben Pflegebedürftiger:
Sie wollen es (wieder einmal) versuchen, selbst aufs Klo zu gehen
oder selbst die Tasse in die Hand zu nehmen, um zu trinken. Aber
der/die BetreuerIn sagt: "Nein, das geht nicht, das ist zu
gefährlich".

Irgendwann ist dann die Ambition auf einen Rest Intimsphäre und
Selbstständigkeit so zermürbt, sind die Muskeln so sehr abgebaut,
dass es wirklich nicht mehr geht.

Das muss nicht sein. Mit gezielten physiotherapeutischen Maßnahmen
lassen sich Bewegungsfähigkeit und Aktivität von Pflegebedürftigen
meist entscheidend verbessern. Der Erfolg hängt dabei wesentlich von
einem frühzeitigen Einsatz der Therapie ab. Physio
Austria-Präsidentin Silvia Mériaux-Kratochvila fordert daher, dass
alle neuen PflegegeldbezieherInnen einen Anspruch auf einen
physiotherapeutischen Basisbefund haben sollen.

In drei bis fünf Therapieeinheiten könnte - vorausgesetzt die
PatientInnen sind damit einverstanden - festgestellt werden, ob und
wie weit die Mobilität der PatientInnen verbessert werden kann.
Gleichzeitig könnten BetreuerInnen und Angehörige in einigen
Grundregeln der Pflegebetreuung eingeschult werden.

Viele nicht ausgebildete BetreuerInnen meinen es zwar gut mit
ihren Pfleglingen, machen dabei aber grundlegende, mitunter
folgenschwere Fehler. Pflegebedürftige werden beim Essen nicht
aufgesetzt (Erstickungsgefahr), oder einfach an den Armen hochgezogen
(Verletzungsgefahr). Oder sie achten nicht darauf, dass sie sich beim
Aufstehen nach vorne beugen (Sturzgefahr). Die Folgen können
langwierige Spitalsaufenthalte und/oder ein noch höherer Pflegebedarf
sein.

Vorsorge, die sich rechnet

Werden solche Fehler vermieden und die Mobilität (sprich:
Selbstständigkeit) von Pflegebedürftigen verbessert, steigert das
nicht nur das Selbstwertgefühl und die Lebensqualität der
Betroffenen, sondern es macht sich auch wirtschaftlich bezahlt. Denn
der jeweilige Pflegebedarf steht in direktem Zusammenhang mit der
Mobilität der PatientInnen. Höhere Selbstständigkeit bedeutet auch
weniger Betreuungsbedarf.

Bei durchschnittlich 55.000 "neuen" Pflegebedürftigen pro Jahr
(lt. Sozialministerium wurden im Jahr 2005 55.357 Erstanträge auf
Pflegegeld gestellt, von Jänner bis November 2006 waren es 50.960)
würden sich die Kosten für eine flächendeckende physiotherapeutische
Basis-Befunderhebung auf rund drei Mio. Euro belaufen.

Wenn in jedem vierten Pflegefall, unabhängig von jedweder
medizinisch-pflegerischen Versorgung, auch ein paar Stunden Betreuung
pro Woche erübrigt werden können, ist der physiotherapeutische
Basisbefund schon rentabel. Einsparungen durch weniger
Spitalsaufenthalte oder geringere Steigerungen bei den
Pflegegeldstufen sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.

Positive Signale in diese Richtung setzt zum Beispiel die Wiener
Gebietskrankenkassa, die seit rund einem Jahr Hausbesuche durch
PhysiotherapeutInnen fördert.

Der Anspruch auf soziale Gesundheit

Unabhängig von allen ökonomischen Überlegungen entspricht die
Forderung nach einem generellen physiotherapeutischen Basisbefund für
Pflegebedürftige auch den Richtlinien der WHO. Laut ICF-Richtlinie
("Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung
und Gesundheit") ist die "aktive Teilnahme am Sozialleben" ein
deklariertes Behandlungsziel.

"Dazu ist ein Mindestmaß an Selbstständigkeit notwendig. Und
dieses ist durch gezielte Physiotherapie zu erreichen", so Physio
Austria-Präsidentin Silvia Mériaux-Kratochvila.

Rückfragehinweis:

Physio Austria
   Gf. Mag. Stefan Moritz
   Linke Wienzeile 8/28, A 1060 Wien 
   T: +43 (0)1 587 99 51-12
   M: +43 (0)699 1 587 99 56
   mailto:stefan.moritz@physioaustria.at 
   www.physioaustria.at 
   
   RHIZOM PR
   Otto Havelka
   Schlossparksiedlung 37, 2433 Margarethen am Moos
   T: +43 (0)2230/2791
   M: +43 (0)664/103 54 21
   mailto:havelka@rhizom.at

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