• 14.12.2006, 09:27:00
  • /
  • OTS0038 OTW0038

PRÖLL: Lebensmittelbericht zeigt dynamische Veränderung des Lebensmittelsektors

Rund die Hälfte der Bevölkerung stellt ihre Ernährungsgewohnheiten um

Wien (OTS) - Nach 1997 und 2003 legen wir den dritten
Lebensmittelbericht vor. Dieser bestätigt, dass der
Lebensmittelsektor sich nach wie vor sehr dynamisch entwickelt. Wir
haben die Chancen, die sich in den letzten Jahren eröffnet haben, gut
genutzt. Erfolgreich waren wir am heimischen Markt wie auch in den
Exportmärkten. Gleichzeitig ist es uns gelungen, gentechnisch
veränderte Organismen (GVO) von der österreichischen Landwirtschaft
fernzuhalten. Gentechnik ist auch weiterhin keine Option. Die
Exportinitiative in die mittel- und osteuropäischen Länder hat sich
zu einer "Erfolgsstory Export" entwickelt. In Österreich setzen wir
mit der Initiative "Genuss Region Österreich" auf regionale
Verarbeitung und Vermarktung, um der großen Nachfrage nach regionalen
Produkten zu entsprechen, zog Landwirtschaftsminister Josef Pröll
heute anlässlich der Präsentation des Lebensmittelberichts 2006 eine
erfolgreiche Bilanz.

LEBENSMITTELVERARBEITUNG: Positive Wirkung der Qualitätsprogramme

Lebensmittelqualität, Lebensmittelsicherheit, Rückverfolgbarkeit und
Qualitätssicherung sind die wesentlichen strategischen Ausrichtungen
der Lebensmittelverarbeitung. In den letzten Jahren ist es zu einer
zunehmenden Sensibilisierung der Konsumentinnen und Konsumenten
insbesondere bei Fleisch und Fleischverarbeitungsprodukten gekommen.
Die Fleischbranche behauptet ihre Position durch gesteigerte Qualität
und Produktvielfalt, wobei Rückverfolgbarkeit und Markenprogramme zur
Herkunftssicherung zu den unternehmerischen Strategien zählen.

Dennoch unterliegt die Fleischbranche einem starken
Strukturwandel. Es findet ein starker Konzentrationsprozess der
Unternehmen statt, gleichzeitig nimmt der Fleischkonsum um ca. 1 bis
3 Prozent pro Jahr ab. Die zunehmende Marktmacht der Handelsketten
als Hauptabnehmer von Fleischerzeugnissen geht Hand in Hand mit einem
kontinuierlichen Rückgang der Fleischfachgeschäfte. Bereits 60
Prozent der Waren wird über Lebensmittelhandelsketten abgesetzt.
Geänderte Ernährungsgewohnheiten (z.B. Außerhausverzehr, zunehmende
Zahl kleiner Haushalte) haben das Segment der Imbisse,
Convenienceprodukte und Fertiggerichte auf 14,5 Prozent des gesamten
Fleischproduktumsatzes ansteigen lassen.

Die Milchwirtschaft hat aufgrund hoher Qualitätsstandards,
hochwertiger Produktionstechnik und erfolgreicher Produktinnovationen
ein hervorragendes Ansehen bei den Konsumenten. Zum guten Image der
Milchwirtschaft tragen der hohe Bio-Anteil, die Frische der Produkte
und die nachgewiesene regionale Herkunft bei. Zunehmend werden
Produkte mit differenzierten Eigenschaften wie Bio-Milchprodukte,
Produkte mit gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen (functional drinks)
oder Produkte ohne Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen
(GVO) in der Herstellung verlangt. Produzenten und Verarbeiter nutzen
diese neuen Konsumtrends als Chance und forcieren die Investitionen
in die technische Ausstattung. Dabei investieren die Unternehmen
verstärkt in Innovationen bei Produkten, Verfahren und Verpackungen.
Auch hier sind die naturnahe, der Region verbundene Produktion und
Verarbeitung, die auf modernsten Managementsystemen in der
Qualitätssicherung und auf Rückverfolgbarkeit aufbaut, Erfolg
versprechend.

Hohe Steigerungen beim Export in die neuen EU-Mitgliedsländer
wurden im Jahr 2005 im Bereich Käse (plus 19,9 Prozent gegenüber dem
Jahr 2004) erzielt. Es gibt aber auch Steigerungen bei Milch und
Milchprodukten (plus 111,5 Prozent gegenüber dem Jahr 2004).
Deutschland und Italien bleiben aber mit über 70 Prozent Exportanteil
die dominierenden Absatzmärkte für österreichische Milchprodukte.

Die Getreideanbaufläche betrug im Jahr 2005 rund 601.900 Hektar
und lag damit leicht höher als im Jahr 2004. Chancen entwickeln sich
für die Braugerste und Malzproduktion. Wettbewerbsvorteile auf den
EU-Märkten ergeben sich aus dem kontrollierten Getreideanbau (ÖPUL)
mit reduziertem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Gerade für kleine
und mittlere Mühlen ist die Verarbeitung des in der Region angebauten
Getreides eine wichtige Einnahmequelle. 2004 konnte eine starke
Steigerung der abgesetzten Produktion gegenüber 2003 bei Grob- und
Feingrieß beobachtet werden (plus 21 %). Bei allen anderen
Erzeugnissen mit Ausnahme der Lebensmittelzubereitungen (minus 17,6
%) wurden leichte Umsatzsteigerungen verzeichnet.

Bei Gemüse gab es insgesamt seit 1990 (78,8 kg/Kopf) eine
Steigerung des Pro-Kopf-Konsums um 34,5 Prozent. Dies zeigt den
klaren Trend zu einer gesünderen Ernährung. Im Frischgemüsesegment
liegen die Stärken in der hohen Produktqualität und der starken
Marktposition der heimischen Ware. Convenienceprodukte und Functional
Food haben im Verarbeitungsbereich ein gutes Marktpotenzial. Der
steigende Gemüsekonsum lässt eine positive Marktentwicklung erwarten.

Der Verbrauch von Frischobst steigt seit dem Jahr 1997 und hat
eine Zunahme des jährlichen Pro-Kopf-Verbrauches von 71,6 kg im Jahr
1997 auf 79,2 kg im Jahr 2004 erfahren. Frischobst zeichnet sich
durch seine hohe Qualität und starke Position am heimischen Markt
aus. Gute Exporterfolge haben z.B. Äpfel aber auch verarbeitetes Obst
(Marmelade).

Die Anzahl der Weinbaubetriebe hat sich seit 1992 von 40.000 auf
32.000 verringert. Die Anbaufläche ist seit 1990 um 23,4 % stark
zurückgegangen. Es ist aber zu einer enormen Qualitätssteigerung
gekommen. Zu den Erfolgen des österreichischen Weinbaus zählen die
dank engagierter Weinbauern stark gestiegene Weinqualität und eine
zunehmende Anzahl von Produzenten mit gut ausgestatteter
Weintechnologie. Der österreichische Wein hat ein positives Image.
Österreichischer Qualitätswein hat hervorragende Chancen auf den
internationalen Märkten, das muss durch gezieltes Marketing, wie etwa
die stärkere Bewerbung Österreichs als Weinland, unterstützt werden.

Einen erfolgreichen Weg der Weinvermarktung geht Österreich mit
dem DAC-System. Es wurde 2003 für Weine aus dem Weinviertel erstmal
erfolgreich umgesetzt und hat sich bestens bewährt. Seit September
2006 ist das Mittelburgenland, seit November 2006 das Traisental im
DAC-System. DAC-Weine setzen auf Herkunftsbezeichnung mit klarem
Geschmacksprofil. Sie erleichtern den Konsumentinnen und Konsumenten
dadurch die Kaufentscheidung und haben sich international als
erfolgreich erwiesen. Gefestigtes Selbstbewusstsein in den
Weinbaugebieten, verstärkte Zusammenarbeit zwischen Produktion und
Handel sowie Bekenntnis zu gebietstypischen Weinen mit klarem
Geschmacksprofil sind Grundvoraussetzungen für national und
international erfolgreiches Weinmarketing.

Im Bio-Bereich ist Österreich weiterhin Europameister, bei den
Konsumenten liegt Bio weiterhin im Trend. 2004 gab es in Österreich
19.826 Biobetriebe, diese bewirtschafteten 344.916 Hektar
landwirtschaftliche Fläche. Die Erzeugung von biologischen Produkten
nimmt in Österreich weiter zu. Dies ist auf die Zunahme der
Bioflächen auf 361.000 ha im Jahr 2005 zurückzuführen. Das ist ein
Plus von 4,5 Prozent gegenüber 2004 und insgesamt ein neuer
Rekordwert von 15,1 Prozent Anteil an der landwirtschaftlich
genutzten Fläche. Im Jahr 2005 gab es gegenüber 2004 wieder deutliche
Steigerungen bei der Zahl der Biobetriebe (von 19.800 auf 20.310),
deren Anteil beträgt jetzt 12,9 Prozent.

Der Gesamtumsatz von Bioprodukten wird von Bio Austria auf 500
Millionen Euro geschätzt, davon werden 64 Prozent mit dem
Lebensmitteleinzelhandel abgewickelt. Hier muss das Vertrauen der
Konsumentinnen und Konsumenten in Bioprodukte weiter gefestigt und
der Biosektor noch weiter ausbaut werden.

LEBENSMITTELHERSTELLUNG: Hohe Qualität der Rohstoffe aus
umweltgerechter Produktion

Die Erfolgsbasis der österreichischen Lebensmittelwirtschaft sind die
hohe Qualität der Rohstoffe aus umweltgerechter Produktion, gut
ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und professionell
geführte Marken. Die Unternehmen der österreichischen
Lebensmittelwirtschaft hatten seit dem Beitritt Österreichs zur
Europäischen Union die Umstellung auf die Marktbedingungen des
gemeinsamen europäischen Marktes zu meistern. Dies ist uns in einem
sensationellen Ausmaß gelungen: Österreich hat in den letzten Jahren
seine Position in der Lebensmittelproduktion und im
Lebensmittelhandel erfolgreich gefestigt. Österreich ist es gelungen,
die Außenhandelslücke zu schließen. Im Jahr 1995 betrug das
Außenhandelsbilanzdefizit noch 1,35 Milliarden Euro. Im Jahr 2006
werden wir erstmals einen Überschuss in der Agrarhandelsbilanz
erzielen.

Während die österreichischen Exporte aller Waren und
Dienstleistungen von 1998 bis 2005 weltweit um 60 % gesteigert werden
konnten, legten die weltweiten Exporte der Agrar- und
Lebensmittelwirtschaft (Zollkapitel 1-24) in diesem Zeitraum um 123,5
% zu. Die Steigerung der Exportquote höher verarbeiteter Produkte
von 12 Prozent im Jahr 1995 auf über 38 Prozent im Jahr 2005
unterstreicht eindrucksvoll die Erfolge bei der Belieferung von
Auslandsmärkten mit österreichischen Lebensmitteln und Getränken
(Zollkapitel 16-24).

Agrarerzeugnisse, höher verarbeitete Lebensmittel und Getränke
(Zollkapitel 1-24) wurden 2005 weltweit um 6 Milliarden Euro
exportiert. Das sind um 11,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Die
diesbezüglichen Importe machen 6,2 Milliarden Euro aus. Der Großteil
dieser Exporte - insgesamt 55,4 Prozent - wurde mit den
Handelspartnern Deutschland (31,7 Prozent), Italien (17 Prozent) und
den USA (6,7 Prozent) abgewickelt. Die Exporte in die neuen
EU-Mitgliedsländer wurden mit einem Plus von 9,4 Prozent im Vergleich
zum Vorjahr bedeutend gesteigert und betragen nun insgesamt 10,9
Prozent. Damit liegen die Exporte in die neuen EU-Mitgliedsländer
bereits vor den Exporten in die Vereinigten Staaten von Amerika.

Im ersten Halbjahr 2006 ist die Agrarhandelsbilanz (Zollkapitel
1-24) weltweit mit plus 182 Millionen Euro positiv, für das gesamte
Jahr 2006 wird eine positive Agrarhandelsbilanz von plus 50 Millionen
Euro erwartet. Mit den höher verarbeiteten Produkten (Zollkapitel
16-24) wurde von Jänner bis Juni 2006 ein noch deutlicheres
Handelsbilanzplus von 561 Millionen Euro erzielt, hier wird für das
gesamte Jahr 2006 eine positive Handelbilanz von 928 Millionen Euro
erwartet. Die österreichischen Unternehmen werden damit bereits 2006
eine positive Agrarhandelsbilanz erwirtschaften.

LEBENSMITTELHANDEL: Großhandel ist zusätzlich zum Einzelhandel
bedeutender Markt für Direktvermarkter

Der Lebensmitteleinzelhandel erzielte 2005 einen Umsatz von 14,9
Milliarden Euro (2004: 14,66 Milliarden Euro) inklusive den
geschätzten Umsätzen der Diskonter Hofer und Lidl mit fast 2,9
Milliarden Euro. Das entspricht einem nominellen Zuwachs von 1,6
Prozent. Der Lebensmitteleinzelhandel ist wertmäßig für über 85
Prozent des Lebensmittelvertriebes verantwortlich. Gestiegen sind die
Verkäufe der Zustelldienste (plus 12,5 Prozent) der Vertrieb über
Bioläden (plus 2 Prozent). Ein bedeutender Rückgang am
Vertriebsanteil ist bei gewerblichen Betrieben wie Obst- und
Gemüseläden (minus 24,1 Prozent), Fleischhauereien (minus 23,9
Prozent) zu verzeichnen. Stark rückläufig sind auch die
Verkaufszahlen von Ab-Hof-Verkauf (minus 24,1 Prozent) und
Bauernmärkten (minus 25,6 Prozent). Es entwickeln sich hier aber neue
Absatzformen: Ein bedeutender Markt für Direktvermarkter und
Lebensmittelproduzenten ist der Lebensmittelgroßhandel. Allein die
Gastronomie-Lieferanten setzen im Jahr 4,4 Milliarden Euro um.
Insgesamt setzte der Lebensmittelgroßhandel (Getränke und
Lebensmittel inklusive Tabakwaren) 13,8 Milliarden Euro im Jahr 2003
um.

Regionalität von Lebensmitteln und Genuss sind entscheidende
Zukunftsthemen

Mit der Initiative "Genuss Region Österreich" und dem "Runden Tisch:
Landwirtschaft und Tourismus" werden die kulinarischen Angebote der
Agrar- und Lebensmittelwirtschaft auf die Wünsche der Konsumenten
bzw. Touristen abgestimmt. Mit rund 23 Prozent geben Touristen einen
bedeutenden Teil ihres Urlaubsbudgets für Essen und Getränke aus. Sie
sind damit ein wesentlicher Faktor für die österreichischen
Lebensmittelhersteller. Aufgrund ihrer Nachfrage nach
österreichischen Spezialitäten in ihren Heimatländern sind sie ein
wichtiger Schlüsselfaktor für erfolgreiches Exportmarketing. So sind
Regionalität von Lebensmitteln und Genuss entscheidende
Zukunftsthemen im Bereich Lebensmittelwirtschaft und Tourismus.

LEBENSMITTELKONSUM - Trends im Konsumverhalten

Den größten Anteil an Haushaltsausgaben hat laut Konsumerhebung
2004/05 der Bereich "Wohnen/Energie" mit 22,3 Prozent, gefolgt von
"Verkehr" mit 16,1 Prozent und "Ernährung/alkoholfreie Getränke" mit
12,8 Prozent. Gegenüber der Konsumerhebung 1999/2000 (13,2 Prozent)
hat sich der Sektor "Ernährung/alkoholfreie Getränke" nur
unwesentlich (minus 0,4 Prozent) verringert. Zum Vergleich: Für den
Freizeitbereich wird mit 12,6 Prozent der Haushaltsausgaben ähnlich
viel ausgegeben.

Verändert haben sich die Konsumgewohnheiten. Laut Motivanalyse der
RollAMA (2003) haben in den vergangenen 10 Jahren 54 Prozent der
Befragten ihre Ernährungsgewohnheiten umgestellt: mehr Obst und
Gemüse, mehr Bedacht auf gesündere und fettärmere Ernährung, mehr
Biolebensmittel, weniger Fleisch und weniger Süßigkeiten.

Dennoch steigt aufgrund des Absinkens der
Haushaltsdurchschnittsgröße, die Zunahme von Single-Haushalten und
veränderter Lebensgewohnheiten der Markt für Convenience-Produkte und
Snacks sowie für das schnelle Essen am Arbeitsplatz. Als Alternative
zum Selberkochen steigt der Außer-Haus-Verzehr. Fleisch wird von rund
20 Prozent der jungen Frauen nicht mehr gegessen. Pizza, Pasta und
Ethno-Küche ersetzen die traditionelle österreichische Küche.
Individualisierung und Sehnsucht nach Genuss mit gutem Gewissen sind
die Herausforderungen, denen die österreichische Agrar- und
Lebensmittelwirtschaft in den nächsten Jahren begegnen muss.

Rückfragehinweis:
Lebensministerium
Pressestelle
Tel.: (++43-1) 71100 DW 6703, DW 6823

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | MLA

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel