• 29.11.2006, 12:44:18
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Ärztekammer warnt vor Verharmlosung möglicher Gefahren durch Handystrahlung

"10 medizinische Handyregeln" sowie Warnungen des Obersten Sanitätsrats sind immer noch aktuell

Wien (OTS) - Die Wiener Ärztekammer hält ihre Warnung vor
möglichen gesundheitlichen Gefahren, die von Mobilfunkstrahlen
ausgehen könnten, aufrecht. "Gerade Studien, die methodisch sauber
und wissenschaftlich korrekt durchgeführt wurden, sind ein deutlicher
Beleg für negative Auswirkungen von übermäßigem Telefonieren mit dem
Handy. Daher müssen wir auch weiterhin vor möglichen gesundheitlichen
Konsequenzen warnen", lässt sich Erik Huber, Referent für
Umweltmedizin der Ärztekammer für Wien, nicht von gegensätzlichen
Aussagen beirren. ****

Die "10 medizinischen Handyregeln" der Ärztekammer seien immer
noch "brandaktuell", betont der Umweltreferent. Schließlich könnten
die so genannte "Reflex-Studie", die einen gentoxischen Effekt von
Mobilfunkstrahlen ergeben habe, sowie auch erste Teilergebnisse aus
der "Interphone-Studie", die ein 1,8-fach erhöhtes Risiko für
Hörnerv-Tumore nach zehn Jahren Handytelefonie belegen, "von der
Mobilfunklobby nicht einfach unter den Tisch gekehrt werden". Huber
rät vor allem Eltern, bei ihren Kindern auf einen sorgfältigen Umgang
mit Mobiltelefonen zu achten.

Wie sehr sich die Menschen diesbezüglich Sorgen machen, zeigt auch
die Tatsache, dass die Ärztekammer-Plakate mit den "10 medizinischen
Handyregeln" aufgrund der enormen Nachfrage bereits in dritter
Auflage mit einer Gesamtauflage von 21.500 Stück gedruckt werden
mussten. Huber: "Vor allem Schulen und niedergelassene Ärztinnen und
Ärzte aus ganz Österreich bestellen nach wie vor." Aufgrund der
vielen Anfragen aus dem Ausland gäbe es die Plakate bereits in
mehreren Sprachen, so in Englisch, Französisch, Italienisch,
Schwedisch, Polnisch, Ungarisch, "und seit Kurzem auch in
Niederländisch."

Huber weist darauf hin, dass sich auch das Gesundheitsministerium
den Ratschlägen der Ärztekammer bereits in vielen Punkten
angeschlossen habe. So liegt eine Empfehlung des Obersten
Sanitätsrats vor, die unter anderem eine Minimierung der Exposition
bei der Standortwahl von Mobilfunksendeanlagen vorsieht.

Forschung muss im Sinne der Bevölkerung unabhängig
bleiben

"Natürlich will ich kein totales Handyverbot. Diese Technologie
ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, und ich kenne durchaus
auch die positive Seiten", so Huber. Die rasante technische
Entwicklung der mobilen Kommunikation überhole allerdings die
biologische Erforschung ihrer Auswirkungen bei Weitem. Huber: "Die
Risikobewertung von neuen Produkten beruht immer auf Zell- und
Tierexperimenten. Keine Firma der Welt entwickelt ein Arzneimittel,
das bei Versuchstieren oder in Zellexperimenten Krebs auslöst, und
sagt dann, das werde beim Menschen schon nicht auftreten."

Die langfristigen Auswirkungen und Spätfolgen könnten derzeit noch
nicht abgeschätzt werden, daher gelte uneingeschränkt das
Vorsorgeprinzip. "Bis wir überzeugende Langzeitergebnisse haben, die
gesundheitliche Folgen glaubwürdig und substanziell ausschließen, ist
maximale Vorsicht geboten", warnt Huber, voreilig die Bevölkerung in
Sicherheit zu wiegen.

In diesem Sinne fordert Huber auch die Kennzeichnung von
Mobiltelefonen mit SAR-Werten sowie die Beilage der von der
Ärztekammer herausgegebenen "10 medizinischen Handyregeln" beim
Verkauf eines Mobiltelefons. Zudem sei es nötig, dass die Industrie
vermehrt Forschungsmittel bereitstelle, um die Langzeitauswirkungen
von Handystrahlen auf den Menschen zu erforschen. Huber kann sich
vorstellen, dass die Akademie der Wissenschaften oder ein ähnliches
Institut mit einem Forschungsauftrag betraut werde, um die
Unabhängigkeit der Forschung zu bewahren.

Der Wissenschaftliche Beirat Funk sei keinesfalls dafür geeignet,
um von der Mobilfunklobby unbeeinflusste Forschung im Sinne der
Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten. "Der WBF sieht sich zwar
als unabhängiges Expertengremium", so Huber. "Ich bezweifle aber
stark, dass ein vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und
Technologie eingerichteter Ausschuss mit dem Ziel, seriös
Befürchtungen zu zerstreuen, tatsächlich objektiv und neutral mit dem
Thema Mobilfunk umgehen kann und soll."

Huber abschließend: "Handys sind, wie wir alle wissen, ein
beliebtes Weihnachtsgeschenk und avancieren immer mehr zum trendigen
Accessoire bei den Jugendlichen - ein riskanter Trend, solange wir
nicht 100-prozentig wissen, dass Mobiltelefone auch langfristig keine
gesundheitlichen Gefahren für die Menschen bedeuten." (kp)

Rückfragehinweis:

Ärztekammer für Wien - Pressestelle
   Dr. Hans-Peter Petutschnig
   Tel.: (++43-1) 51501/1223 od. 0664/1014222
   Fax: (++43-1) 51501/1289
   mailto:hpp@aekwien.or.at
   http://www.aekwien.at

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