• 27.11.2006, 11:53:28
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Fachverband Steine-Keramik und Verband Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke (VÖB) präsentieren aktuelle Studie zu Schneedruckschäden: Beton bei Tragkonstruktionen am sichersten

Wien (OTS) -
- VÖB und Fachverband warnen vor falscher Dimensionierung von Holz-
und Stahlkonstruktionen
- 86 Schneeschäden an Hallen aus dem Winter 2005/06: 14 Holz-,
neun Stahl- und eine Betonhalle in Österreich eingestürzt
- Fortschritt bei Harmonisierung der Bauvorschriften -
Clearingstelle
- Ganzheitliche Nachhaltigkeitsdebatte gefordert

"Ein Überdenken der Dimensionierung von Tragkonstruktionen bei
Hallen ist dringend notwendig, um tragische Halleneinstürze in
Zukunft zu vermeiden!", lautet die zentrale Forderung von DI Dr.
Bernd Wolschner, Vorsitzender des Verbands Österreichischer Beton-
und Fertigteilwerke.

   Im Winter 2005/06 häuften sich durch massive Schneefälle die
Einstürze von Hallenkonstruktionen. Die Eishalle in Bad Reichenhall
und die Messehalle im polnischen Kattowitz waren die tragischsten
Fälle. Auch in Österreich stürzten Hallen ein oder mussten gesichert
werden. Wie kann das Einsturzrisiko minimiert werden und was ist die
Schadensursache? Um Antworten auf diese Frage zu erhalten, gaben der
Verband der Beton- und Fertigteilwerke (VÖB) und der Fachverband
Steine-Keramik beim Österreichischen Institut für
Bauschadensforschung (ofi) eine Studie zum Thema "Schneedruckschäden
an Hallenkonstruktionen in Österreich im Winter 2005/2006" in
Auftrag. Wichtigste Erkenntnis: Von allen Tragkonstruktionen erweist
sich Beton als besonders stabil. 

Betonfertigteile: stabil, robust und langlebig 

   Untersucht wurden 86 Schadensfälle von Hallen in Österreich.
Während bei 39 der beschädigten Hallen die Haupttragkonstruktion aus
Holz, bei 15 aus Stahl und bei 23 aus Beton war, befand sich unter
den "Totaleinstürzen" 14 eingestürzte Hallen aus Holz, neun
Stahlhallen, aber nur eine Betonhalle. 

   "Dieses Ergebnis zeigt deutlich, dass der anhaltende Trend zur
'Unterdimensionierung' bei Holz- und Stahltragwerken fatale Folgen
haben kann. Ich sehe einen dringenden Handlungsbedarf die
Dimensionierungsvorschriften dieser beiden Materialgruppen zu
überdenken. Die gesamte Baustoff-Industrie muss hier in die Pflicht
genommen werden. Es kann nicht sein, dass die Verantwortung auf
Bauherrn, Architekten, Statiker oder gar den Hausmeister abgeschoben
wird. Die Betonindustrie hat diese Hausaufgaben schon gemacht: Die
Regelwerke für Beton sind durchwegs strenger als bei anderen
Baustoffen", so Bernd Wolschner. 

   Betonfertigteile sind werksseitig bestens kontrolliert. Durch die
Vorfertigung wird das Risiko von Ausführungsfehlern auf der Baustelle
verringert. Durch die durchgängige werksinterne Produktionskontrolle
sind sie weniger anfällig gegen Materialfehler und verdeckte Mängel
und damit robuster. Dazu kommt, dass Hallen aus Beton eine lange
Lebensdauer haben und gerade deshalb besonders nachhaltig sind.

   Bei Hallen spielt die Belastung durch die Witterung eine wichtige
Rolle - die negativen Einflüsse von Wind, Regen, Frost und Schnee
wirken sich aufgrund der großen Angriffsfläche besonders stark aus.
Unter den untersuchten Schadensfällen befanden sich einige
Konstruktionen, die schon bei geringeren Schneelasten als den
zulässigen einstürzten. "Diese Hallen waren ganz eindeutig zu gering
dimensioniert und damit anfällig für Verschleiß. Bei zu geringer
Dimensionierung ist ein höherer Wartungsaufwand unerlässlich. Dies
ist natürlich mit höheren Kosten bei der Wahl der Werkstoffe Holz
oder Stahl für Hallenkonstruktionen verbunden", so Wolschner. 

Regelmäßige Kontrollen und Bauschadensdatenbank gefordert

   "Eine regelmäßige Überprüfung der tatsächlichen vorhandenen
Tragreserven ist notwendig, um Schäden und Risiken zu vermeiden",
erklärt DI Dr. Michael Balak, Studienautor und Leiter des ofi -
Institut für Bauschadensforschung. Das ofi diskutiert auch die
Installierung einer unabhängigen Bauschadensdatenbank.

   Verhandlungserfolg in Richtung einheitliche Bauvorschriften
"Um die Vergleichbarkeit der Baudaten langfristig zu gewährleisten,
ist eine Harmonisierung der Bauvorschriften in unserem Land dringend
notwendig", formuliert Dr. Carl Hennrich, Geschäftsführer des
Fachverbandes Steine-Keramik, ein weiteres Anliegen der beiden
Interessensvertretungen. Im September 2006 ist man dabei einen großen
Schritt vorangekommen: Alle neun Bundesländer haben sich geeinigt,
die Richtlinien des Österreichischen Instituts für Bautechnik (OIB)
mit einem einheitlichen Text in ihre Baugesetze zu übernehmen. Damit
gilt ein harmonisierter Stand der Technik für ganz Österreich. "Den
Ländern steht es zwar auch in Zukunft frei, Änderungen oder
Ergänzungen der Bauvorschriften autonom vorzunehmen. Es wurde jedoch
beschlossen, beabsichtigte Änderungen oder Ergänzungen beim OIB
anzuzeigen. Dem OIB kommt damit die Rolle einer Clearing-Stelle zu,"
so Hennrich.

Nachhaltigkeitspotenzial von Beton 

   VÖB und Fachverband engagieren sich zudem für eine gerechte und
ausgewogene Nachhaltigkeitsdebatte von Baustoffen. Zur Zeit werden
die massiven Baustoffe stark benachteiligt. Einer der Gründe dafür
liegt im Ökoindex 3 (OI3), der die ökologische Qualität der
Gebäudehülle und Zwischendecken bewertet. "Der OI3-Index
berücksichtigt ausschließlich die Herstellungsphase von Bauprodukten,
aber nicht den gesamten Lebenszyklus beziehungsweise vor- und
nachgelagerte Prozesse", so Hennrich weiter. Gerade in diesen
Prozessen - etwa kürzere Transportwege für Rohstoffe, regionale
Verarbeitung, vor allem aber wesentlich längere Nutzungsphasen,
Wiederverwertung und Entsorgung - zeigt sich das hohe
Nachhaltigkeitspotenzial der massiven Baustoffe besonders deutlich.
Im Sinne einer gerechten Beurteilung sollten aus Sicht des VÖB und
des Fachverbandes in Zukunft folgende ökonomische und soziale
Kriterien in Bewertungssysteme der Nachhaltigkeit einfließen:

- Lebensdauer der Bauwerke
- Gesamter Lebenszyklus des Bauwerkes und der Baustoffe
- Bautechnische Anforderungen an Gebäude (z.B. Tragfähigkeit,
Brand- und Schallschutzkriterien, ...)
- Funktionalität des Bauwerkes
- Lokale Verfügbarkeit von Rohstoffen
- Ausführungssicherheit, Wertbeständigkeit und Instandhaltung
- Heiz- und Kühlaufwand und Möglichkeit zur Nutzung natürlicher
Energiequellen
- Soziale Kriterien wie leistbare Kosten des Wohnraumes

Mag. Günter Schiester, MAS
Trimedia Communications Austria
A-1070 Wien, Siebensterngasse 31
T 01 524 43 00-37
E guenter.schiester@trimedia.at

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