• 17.11.2006, 16:03:05
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Bildungsplan für den Kindergarten: Wien übernimmt Vorreiterrolle

Bildungsexperten Haider und Fthenakis loben Wiens Bildungsplan, Laska kündigt Ausweitung für 0 bis 3Jährige an

Wien (OTS) - Eine intensive Bildungsdiskussion wurde am Freitag
anlässlich der Präsentation des Wiener Bildungsplanes im Tech Gate
Vienna geführt. Vor allem im Bereich der frühkindlichen Bildung hat
Österreich großen Nachholbedarf. Die OECD vermisst eine
länderübergreifende Tendenz und kritisiert auch das niedrige
Ausbildungsniveau und die niedrige Entlohnung der
KindergartenpädagogInnen, die mit einer der wichtigsten
Bildungsaufgaben betraut sind.

"Bildung muss wieder das Top-Thema werden", betonte
Bildungsstadträtin Grete Laska in ihrer Eröffnungsrede. "Der
Bildungsplan ist eine politische Botschaft. Wir möchten allen
kommunizieren, dass der Kindergarten keine Aufbewahrungsstätte,
sondern eine Bildungsstätte ist." "Was an diesem Bildungsplan
besonders gewürdigt werden muss, ist die Tatsache, dass er alle
Aspekte der Persönlichkeitsentwicklung umfasst, aber alles
ausgelassen hat was als Rezeptbuch verstanden werden kann"
konkretisiert Laska und nennt abschließend als nächsten wichtigen
Schritt die Ausweitung des Bildungsplanes auf die Altersgruppe der 0
bis 3 jährigen Kinder.

Pisa-Haider fordert verpflichtendes Vorschuljahr und Lehrstuhl
für frühkindliche Entwicklung

Als "sehr innovativ" würdigte "Pisa-Koordinator" DDr. Günther
Haider den Wiener Bildungsplan. "Der Bildungsplan erstellt Inhalte
und Ziele für alle wichtigen Kompetenzbereiche, lässt aber trotzdem
genügend Freiraum für Kreativität", freut sich Haider. Der
Pisabeauftragte fordert als nächsten Schritt ein verpflichtendes
Vorschuljahr für alle Kinder ab dem fünften Lebensjahr und wünscht
sich zukünftig einen Lehrstuhl für frühkindliche Entwicklung an den
fünf großen Universitäten des Landes.

Kindergarten leistet Beitrag zum Chancenausgleich

Maga Simone Breit (Projektzentrum für Vergleichende
Bildungsforschung/Universität Salzburg), enge Mitarbeiterin von
Haider, erläuterte in weiterer Folge die Möglichkeit des
Kindergartens, einen wesentlichen Beitrag zum Chancenausgleich und
zur Verbesserung des Entwicklungsstandes der Kinder zu leisten. Unter
Berücksichtigung des sozioökonomischen Status und des möglichen
Migrationshintergrundes wirkt sich ein kontinuierlicher und
langfristiger Besuch des Kindergartens eindeutig positiv auf das
Leistungsniveau aus. Bekräftigt wurden die Aussagen durch Auszüge aus
der Pisa Studie, mit Ergebnisse der Lesekompetenzmessung bei
15jährigen Schülern. Hohe pädagogische Qualität bedingt einen hohen
Sprachentwicklungsstand, eine höhere soziale Kompetenz und eine
bessere Bewältigung von Alltagssituationen. Dieser Effekt lässt sich
noch nach dem 8. Lebensjahr feststellen.

OECD vermisst länderübergreifende Kompetenz

"Mr. Bildungsplan" DDDr. Wassilios Fthenakis präsentierte die
Ergebnisse der "Starting Strong" Studie. Lobend strich er hervor,
dass mit dem Bildungsplan nun erstmals ein verbindlicher Rahmenplan
für frühkindliche Förderung vorliegt. Der Bildungsplan präsentiere
einen Paradigmenwechsel im Bildungsbereich. Er beinhaltet ein
breites integratives Konzept, das nicht selektiert. Im Gegenteil, die
Differenzen werden bejaht und auf dem Weg zu mehr Individualität
begrüßt. "Meine Bildungsvision sind starke, kommunikationsfreudige,
aktiv lernende und gesunde Kinder", so der Bildungsforscher. Kritisch
betrachtet hat Fthenakis die Gruppengröße in österreichischen
Kindergärten, die europaweit die höchste ist. "Die
Professionalisierung der Fachkräfte ist eine nicht mehr aufschiebbare
Aufgabe" so Fthenakis und forderte die Anhebung der Ausbildung auf
universitäres Niveau, und ortete dringenden Handlungsbedarf bei den
Aufstiegsmöglichkeiten und Verdienstaussichten von
KindergartenpädagogInnen. Abschließend konkretisierte er das
unveränderliche Recht der Kinder auf Bildung.

Maga Sylvia Minich, pädagogische Leiterin der Wiener
Kindergärten, erläuterte im Anschluss die Inhalte des Bildungsplanes
und die dahinter stehenden Überlegungen der Arbeitsgruppe. Der Tag
fand in der abschließenden Podiumsdiskussion mit allen Vortragenden
unter dem Vorsitz der Vizebürgermeisterin einen weiteren Höhepunkt.
(Schluss) ct/spe

Rückfragehinweis:

PID-Rathauskorrespondenz:
   http://www.wien.at/vtx/vtx-rk-xlink/
   Mag. Monika Sperber
   Tel.: 4000/81 848
   Handy: 0664/ 150 72 53
   mailto:spe@gjs.magwien.gv.at

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