• 17.11.2006, 12:00:00
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  • OTS0133 OTW0133

WIFO-Weißbuch: Umweltpolitik als Chance für Innovationen

Reformvorschläge für eine Wachstums- und Beschäftigungsstrategie

Wien (WIFO) - Die Umbasierung der Kfz-Besteuerung auf
CO2-Emissionen anstelle der Motorleistung, der Einsatz von
Leitsystemen zur Lenkung des Verkehrsflusses, die Forcierung
effizienter Erzeugungstechnologien wie Kraft-Wärme-Kopplung und
alternativer Energieträger, die Sanierung der Wohnbauten mit
entsprechender Umorientierung der Wohnbauförderung und die Förderung
der schon international wettbewerbsfähigen Umwelttechnikindustrie
sind einige Reformvorschläge, die das WIFO in der Teilstudie
"Umweltpolitik als Teil einer Wachstumsstrategie" seines Weißbuches
"Mehr Beschäftigung durch Wachstum auf Basis von Innovation und
Qualifikation" erarbeitet hat.

Demnach ist Umweltpolitik nicht "stand alone" zu betreiben. Soll
sie Teil einer Wachstums- und Beschäftigungsstrategie sein, so muss
sie in andere Politikbereiche (Energie-, Verkehrs-,
Technologiepolitik, Fiskalpolitik, Raumordnung und Wohnbau)
integriert werden. Eine konsequente Umsetzung der EU-Strategien zu
Wachstum (Lissabon-Agenda) und Nachhaltigkeit müsste sich positiv auf
die Umwelt auswirken. Darauf abgestimmte Maßnahmen würden
Arbeitsplätze schaffen und Umweltkosten vermeiden.

Österreich hat sich im Vertrag von Kyoto zu einer Reduktion der
Treibhausgasemissionen bis 2012 um 13% auf Basis des Jahres 1990
verpflichtet. Es war aber 2004 jenes EU-Land, das mit +33% nach
Luxemburg am weitesten vom Ziel entfernt war. Um den vereinbarten
Pfad zu erreichen, muss der Einsatz fossiler zugunsten alternativer
Energieträger zurückgedrängt werden.

Erhebliche Reserven bestehen noch in der Energieeffizienz, in der
Antriebstechnik von Fahrzeugen, in der Nachfrage nach Raumwärme und
Kühlung, aber auch in der Transformationstechnologie wie
Kraft-Wärme-Kopplung. Vom Stellenwert der Effizienz in der
österreichischen Energiepolitik hängt letztlich das Potential der
Nutzung alternativer Energieträger in der Energieversorgung ab. Die
Internationale Energieagentur (IEA) kam zum Schluss, dass eine
Effizienzsteigerung das zentrale Element für eine Verringerung der
Treibhausgasemissionen ist.

Der Verkehr trägt mit einem Drittel zu den CO2-Emissionen bei.
Eine Umschichtung vom Individual- zu einem wettbewerbsfähigen
öffentlichen Verkehr, die Umstellung der Fahrzeuge auf Hybridantriebe
und der vermehrte Einsatz alternativer Treibstoffe würden das Problem
entschärfen. Eine Umstellung der Kfz-Besteuerung könnte einen Beitrag
zur Verminderung der Emissionen leisten. Innovative Technologien wie
die Telematik sind geeignet, das Verkehrssystem günstig zu
beeinflussen. Die Attraktivität der nichtmotorisierten Mobilität
(Fahrrad, Fußgänger) soll auf kurzen Verkehrswegen gesteigert werden.
In Österreich wird bereits für Wege von zwei Kilometern der Pkw
benutzt.

Eine Verlagerung des Schwerpunktes in der Wohnbauförderung in
Richtung Sanierung unter Vorgabe energetischer Standards sowie die
Nutzung der Passivhaustechnologie im Neubau reduzieren die Nachfrage
nach Wärme. Aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive sind damit nicht
nur positive ökologische Auswirkungen und eine Verbesserung der
Wohnqualität verbunden, sondern auch Beschäftigungs- und
Wachstumseffekte.

Gemäß einer Modellsimulation des WIFO wäre in der Folge einer
Anhebung der thermischen Sanierungsquote von 0,5% auf 2% des
Gebäudebestands der Bauperiode 1945/1980 pro Jahr die Beschäftigung
nach fünf Jahren um 11.400 Personen und das BIP um 0,4% höher als
ohne diese Maßnahme. Ökonometrische Modellergebnisse zeigen auch,
dass eine Steigerung der Inlandsumsätze der Umwelttechnikindustrie um
1% eine Zunahme der Beschäftigung um 0,4% bewirkt. Eine Ausweitung
der Exporterlöse mit Umwelttechnologien um 1% lässt eine Erhöhung der
Beschäftigung in diesem Sektor um knapp 0,5% erwarten.

Zielgerichtete technologiepolitische Programme wie das "Haus der
Zukunft", die "Fabrik der Zukunft" und die "Energiesysteme der
Zukunft" schaffen entsprechende Rahmenbedingungen für die Förderung
der Umwelttechnikindustrie und die Erhaltung ihrer
Wettbewerbsfähigkeit.

Angela Köppl (Koordination), Daniela Kletzan, Kurt Kratena, Ina
Meyer, WIFO-Weißbuch: Mehr Beschäftigung durch Wachstum auf Basis von
Innovation und Qualifikation. Teilstudie 21: Umweltpolitik als Teil
einer Wachstumsstrategie, WIFO-Studie im Auftrag von
Wirtschaftskammer Österreich, Bundesarbeitskammer, Österreichischem
Gewerkschaftsbund und Landwirtschaftskammer Österreich, mit
finanzieller Unterstützung von Oesterreichischer Nationalbank,
Androsch International Consulting, Investkredit, Gewerkschaft Metall
- Textil, Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, Oberbank AG, D.
Swarovski & Co, Rauch Fruchtsäfte Ges.m.b.H., November 2006, 74
Seiten, 40 Euro, Download 32 Euro:
http://publikationen.wifo.ac.at/pls/wifosite/wifosite.wifo_search.get
_abstract_type?p_language=1&pubid=27460

Rückfragehinweis:
Dr. Angela Köppl
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung - WIFO
Tel. +43 1 798 26 01-268 * Fax. +43 1 798 93 86
mailto:Angela.Koeppl@wifo.ac.at

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