• 11.09.2006, 20:11:10
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"Kleine Zeitung" Kommentar: "Das altgediente Fußball-Spiel mit dem ewigen Neubeginn" (Von Achim Schneyder)

Ausgabe vom 12.09.2006

Graz (OTS) - Paul Breitner, ehemaliger deutscher
Weltklasse-Fußballer, hat im Jahre 1982 ein Buch mit dem Titel
"Kopfball" herausgegeben. In diesem findet sich ein Kapitel über
Österreich, in dem Folgendes zu lesen ist: "Wenn in Österreich das
Nationalteam verliert, wird sofort der konsequente Neuaufbau des
österreichischen Fußballs gefordert. Gewinnt es das folgende Spiel,
gilt dieser Neuaufbau als beendet. Bei der nächsten Niederlage ertönt
sofort wieder die Forderung nach dem konsequenten Neuaufbau."
Bedauerlicher- weise hat die Sache 24 Jahre später immer noch
Gültigkeit.

Tatsächlich ist die Geschichte des Leidens eine lange, und je länger
eine Jammerphase, desto lauter der Ruf nach einem neuen Architekten
für den jeweiligen Neuaufbau.

Derzeit ist Josef Hickersberger mit den Bauplänen für die EM 2008 im
eigenen Land betraut. Er ist gefordert, doch wie es im Moment
scheint, auch überfordert. Er, der stets sehr besonnene und smarte
"Pepi". Ein Sir, ein Mann mit wenigen Ecken und kaum Kanten und
installiert von Friedrich Stickler, dem Präsidenten des
Österreichischen Fußballbundes. Der ist ebenfalls einer, dem man
vieles nachsagen kann, nur nicht, dass er einer wäre, der auf den
Putz haut, wenn es nötig erscheint.

Vielmehr ist Stickler tatsächlich konsequent. Er stellt sich vor oder
- je nach Sichtweise - hinter Hickersberger, doch die Frage muss
erlaubt sein, ob er dem neuerlichen Neuaufbau damit nicht im Weg
steht. Experten, selbst ernannte wie tatsächliche, stellen
Hickersberger jedenfalls bereits in Frage und somit zur Diskussion.
Und es wäre wahrlich interessant zu erfahren, wie es um den
österreichischen Fußball jetzt und auch 2008 bestellt wäre, nähme ein
international anerkannter Fachmann das Heft in die Hand.

Ein Blick über die Grenzen erinnert den chronisch leidgeprüften
österreichischen Fußballfreund, dass beispielsweise der Deutsche Otto
Rehhagel aus den im Mittelmaß herumdümpelnden Griechen einen
Europameister formte.

Nicht, dass an dieser Stelle an den fachlichen Qualitäten des
ehemaligen Rapid-Meistermachers gezweifelt werden sollte, aber
vielleicht ist Hickersberger zu sehr Österreicher, um diese
österreichische Nationalmannschaft von der schiefen Bahn umzuleiten.

Aber nicht nur von "konsequentem Neuaufbau" ist in Zeiten wie diesen
die Rede, auch von "Sofortmaßnahmen". Doch eines wissen wir aus der
Politik: Immer dann, wenn dem Wort "Maßnahme" ein "Sofort"
vorangestellt ist, ist es in Wahrheit längst zu spät. ****

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