• 22.08.2006, 09:22:46
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Pflegebedürftige sind therapeutisch unterversorgt

In der "Pflege-Diskussion" fehlt die Qualität

Wien (OTS) - Mehr als die Hälfte aller Pflegebedürftigen braucht
eine therapeutische Betreuung, aber nur ein Bruchteil der Betroffenen
erhält sie auch. "In der aktuellen Pflege-Diskussion werden die
Bedürfnisse der zu Pflegenden und die Qualität der Betreuung völlig
ignoriert", kritisiert die Präsidentin des Dachverbandes der
gehobenen medizinisch-technischen Dienste (MTD), Anna-Elisabeth
Trauttenberg.

Derzeit wird der Eindruck erweckt, als ginge es bei der Betreuung
Pflegebedürftiger lediglich um die Bereitstellung von ausreichendem
Pflegepersonal und um dessen arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen. Die
Pflege in den eigenen vier Wänden ist aber nur ein Teil einer
adäquaten Betreuung. Die meisten Pflegebedürftigen brauchen auch eine
therapeutische Versorgung - etwa durch LogopädInnen, Ergo-, oder
PhysiotherapeutInnen, DiätologInnen, OrthoptistInnen, etc.

Ziel jeder therapeutischen Betreuung - von der Bewegungstherapie
und Atemschulung bis zum Sprech- und Schlucktraining, Verhinderung
von Mangelernährung, aber auch die adäquate Versorgung mit
angepassten Hilfsmitteln - ist die Erhaltung einer größtmöglichen
Selbstständigkeit und Lebensqualität der Betroffenen. Für eine
optimale Betreuung ist das Zusammenspiel von TherapeutInnen und
Pflege entscheidend: Das mit den TherapeutInnen Erlernte wird im
Rahmen der Pflege umgesetzt.

Solange Pflegebedürftige stationär versorgt werden (etwa in
Krankenhäusern oder Pflegeheimen) erhalten sie auch ein mehr oder
weniger entsprechendes therapeutisches Angebot. Sobald sie zu Hause
versorgt werden, ist damit meistens Schluss. Zum Einen mangelt es den
Betroffenen und deren Angehörigen an Information über therapeutische
Angebote, zum Anderen können sich viele eine therapeutische Betreuung
zu Hause nicht leisten. Denn im Gegensatz zum stationären Bereich
muss für physiotherapeutische, ergotherapeutische und logopädische
Betreuung zu Hause meist ein Selbstbehalt von bis zu 40,- Euro pro
Stunde berappt werden, da es nur wenige TherapeutInnen gibt, die
vertraglich mit den Krankenkassen direkt verrechnen können.
Leistungen von DiätologInnen und OrthoptistInnen müssen von den
Betroffenen voll bezahlt werden.

Anders als im Pflegebereich liegt die Versorgungslücke daher nicht
an akut fehlendem Personal oder arbeitsrechtlichen Bestimmungen.
Vielmehr blockiert die Sozialversicherung eine bessere Betreuung der
Pflegebedürftigen. Qualifiziertes Fachpersonal aus dem Bereich der
gehobenen MTD wäre in Österreich vorerst ausreichend vorhanden. Erst
bei einer Vollversorgung und durch die wachsende Zahl an
Pflegebedürftigen würden sich in einigen MTD-Berufen wie
DiätologInnen, ErgotherapeutInnen oder OrthoptistInnen personelle
Engpässe ergeben.

Allerdings besteht die Gefahr, so MTD-Dachverbandspräsidentin
Trauttenberg, dass mit einem unkontrollierten Zuzug von billigen
Pflegekräften auch mehr therapeutisch herumgepfuscht wird - nach dem
Motto: Ein bisserl Bewegungs- und Ernährungstherapie wird die
Pflegekraft schon zustande bringen. Solche Fleißaufgaben können sich
allerdings leicht als Bumerang erweisen, wenn falsche
"therapeutische" Maßnahmen zu (weiteren) Gesundheitsschäden führen.

"Eine bedürfnisgerechte Betreuung zu Hause ist nur unter
Einbeziehung des therapeutischen Bereiches möglich", so Trauttenberg.
Sie schlägt daher vor, Modelle für Pflegeversicherungen zu entwerfen,
die nicht nur eine Aufbesserung des staatlichen Pflegegeldes bringen,
sondern auch ein Mindestmaß an therapeutischer Betreuung abdecken.

Rückfragehinweis:

RHIZOM PR
   Schlossparksiedlung 37
   2433 Margarethen am Moos
   T: 02230/2791
   F: 02230/2791-27
   M: 0664/103 54 21
   E: havelka@rhizom.at
   
   MTD-Dachverband
   Präsidentin Anna-Elisabeth Trauttenberg
   Schwindgasse 17   
   A-1040 Wien 
   T: 0699/1585 65 55
   E: a.e.trauttenberg@mtd-dachverband.at

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