- 11.08.2006, 11:13:47
- /
- OTS0078 OTW0078
ARBÖ: 100 Jahre Führerschein in Österreich
Aller erste Führerscheinprüfung schon am 14. August 1893 in Frankreich durchgeführt
Wien (OTS) - In Österreich liegt die Geburtsstunde der amtlichen
Führerscheinprüfung genau 100 Jahre zurück, recherchierte der ARBÖ.
Eine Ministerialverordnung, die für den österreichischen Teil der
k.k.-Monarchie galt, schrieb 1906 die Einführung von
Erkennungszeichen (Kfz-Kennzeichen) sowie die Prüfung der Wagenlenker
vor. "Die Angst vor der Maschine war damals groß, darum wurde vor
allem die Technik des Vehilkels und weniger der Lenker geprüft",
erzählt Christian Rapp, vom technischen Museum Wien.
Bereits einige Jahre früher wurde in Frankreich die aller erste
Führerscheinprüfung abgehalten: Am 14. August 1893 (also vor genau
113 Jahren) verordnete der damals neuernannte Polizeipräsident Louis
Lépine allen Besitzern von "Motorwägen" eine Prüfung. Geprüft wurden
die ersten mutigen Führerscheinanwärter von Bergbauingenieuren, die
sich zum damaligen Zeit im Bereich Technik am besten auskannten.
In Österreich begannen die ersten Anzeichen für Fahrgenehmigungen
bereits 1892. Graf Siegfried Wimpffen suchte damals bei der Wiener
Polizei, Referat für Spektakel, um eine Genehmigung zum Betrieb eines
Dampf-Automobils an. "Im Rahmen einer Dampfkesserprüfung wurde die
Maschine auf ihre Tauglichkeit.", so Rapp. Eine Kommission, der der
Rektor der Wiener Technischen Hochschule sowie Beamte des Magistrates
und der Polizei angehörten, erteilten dann die erste Konzession". Bis
zur nächsten Genehmigung dauerte es allerdings vier Jahre: 1896
erhielt Ludwig Lohner die Berechtigung zum Betrieb eines
Benzin-Motorwagens.
"Die Dampfkesselprüfung gibt es auch heute noch", berichtet Rapp,
der Kurator für eine Ausstellung zur Geschichte der Autofahrer in
Wien ist. "Lokführer, die heute eine Dampflok fahren, müssen diese
Dampfkesselprüfung absolvieren. Sie müssen das technischen Know-how
besitzen, um diese alten Maschinen richtig bedienen zu können".
1896 erteilte der k.k Statthalter im Erzherzogtum Österreich unter
der Enns eine Verordnung zur landesgesetzlichen Regelung für den
Kraftfahrzeugverkehr, die Bestimmungen für das Fahren mit
Automobilwagen und Motorrädern regelte. Dort findet man auch die
Linksfahrordnung für Niederösterreich, die festlegte "links zu
fahren, links auszuweichen und rechts vorzufahren". Von den wenigen
Automobilisten, die damals unterwegs waren, hielt sich jedoch kaum
jemand daran. Außerdem gab es niemanden, der den Verkehr regelte.
Auch Vorrangregeln oder Verkehrszeichen fehlten noch.
"Vademekum für 16 Straßensignale"
1902 schlug die "Association Generale Automobile" vor, 16
Straßensignale aufzustellen. Damit konnte sie jedoch nicht alle
Automobilisten begeistern. Am 30. November 1902 schrieb
beispielsweise die "Allgemeine Automobil-Zeitung", dass "durch die
Einführung von so vielen Zeichen leicht eine Verwechslung
herbeigeführt werde, und der Automobilist stets ein kleines Vademekum
(= Leitfaden, Anm.) bei sich führen müsse, um seinem Gedächtnis
nachzuhelfen". Dazu ein ARBÖ-Vergleich: Heute müssen sich die
Kraftfahrer durch einen Wald von mindestens 2 Millionen Schilder
österreichweit kämpfen. Und das ganz ohne "Vademekum".
Jüngere Geschichte des Führerscheins
Auch in der jüngeren Geschichte des Führerscheins und der
dazugehörigen Prüfung hat sich einiges verändert:
1998 wurde die mündliche Prüfung durch Fragen aus dem Computer
ersetzt.
Seit 2003 ist die so genannte Mehrphasenausbildung für
Führerscheinkandidaten in Kraft, Führerscheinneulinge müssen nach der
eigentlichen Fahrprüfung zeitlich gestaffelt zwei Perfektionsfahren
(in den Fahrschulen), ein Fahrsicherheitstraining (z.B. beim ARBÖ)
und ein verkehrspsychologisches Gespräch absolvieren, um den Schein
behalten zu dürfen.
Am 1.Juli 2005 wurde in Österreich das Vormerksystem eingeführt.
Seit 1. März dieses Jahres gibt es den 1955 geborenen rosa Schein
nur mehr in Scheckkartenformat und aus widerstandsfähigem Plastik.
Das heißt, in der Waschmaschine irrtümlich ausgebleichte, lappige
Lenkerberechtigungen gehören nun endgültig der Vergangenheit an.
Ab 11. Oktober 2006 ist übrigens die Ausstellung "Spurwechsel -
Geschichte der Autofahrer Wiens" im technischen Museum in Wien zu
besichtigen.
Rückfragehinweis:
ARBÖ Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Astrid Kasparek
Tel.: (++43-1) 89121-240
mailto:presse@arboe.at
http://www.arboe.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NAR