- 29.06.2006, 14:05:05
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Transportunfälle mit Gefahrgut im Steigen: AUVA-Experten schlagen Alarm
Wien (OTS) - Während die Anzahl der Arbeitsunfälle mit
gefährlichen Gütern in Wien, Niederösterreich und Burgenland seit
2003 insgesamt zurückgeht, steigen die Verletzungen beim Transport in
den Betrieben aber auch auf der Straße - vor allem durch
Verbrennungen und Verätzungen - signifikant an. Parallel dazu nahm
leider das Interesse an Schulungen und Unterweisungen in den Jahren
2004 und 2005 dramatisch ab. Ziel der AUVA-Landesstelle Wien ist es,
die Betrieben mit Beratungen und ,Unterweisungshilfenen in den zu
helfenunterstützen, damit es zu weniger Chemieunfällen kommt. Ein
wichtiger Schritt zur Unfallverhütung ist zum Beispiel die Erstellung
eines Kontrollsystems, das alle Glieder der Gefahrgutkette von der
Sekretärinvom Schreibtisch bis zum Lenkrad erfasst.
Dipl.-Ing. Dr. Josef Drobits, Gefahrgutexperte der
AUVA-Landesstelle Wien, ist nach Analyse der Arbeitsunfallstatistik
der jüngsten fünf Jahre alarmiert: "Viele betreiben eine
Vogel-Strauß-Politik, andere orientieren sich nur an den
notwendigsten Einzelmaßnahmen. Technische Details oder
Erleichterungen für Kleinmengen werden zwar nachgefragt, generell
hapert es leider bei den Schulungs-,
Anweisungs-, und Kontrollsystemen in den Betrieben. Nur die
Gefahrgutkurse, die im Gefahrgut-Beförderungsgesetz (GGBG)
verpflichtend vorgesehen sind, weisen entsprechende Teilnehmerzahlen
auf. Die Bereitschaft zur Eigenfortbildung ist leider sehr gering."
Im Straßenverkehr löst das FahrvVerhalten des Lenkers bei rund der
Hälfte der Gefahrgutunfälle den Unfall aus. Bei rund vierzig Prozent
waren Gefahrgutverpackungen oder die Sicherung von Ladegut
mangelhaft.
Arbeitsunfälle passieren am häufigsten mit heißen Flüssigkeiten
oder deren Dämpfen, mit verätzenden Säuren und Laugen. Betroffen sind
in erster Linie die Hände, aber auch Füße - häufig aufgrund offenen
Schuhwerks -, und Augen. Gasvergiftungen rückten bereits an die
dritte Stelle hinter Verbrennungen und Verätzungen vor. Dr. Drobits:
"Relativ simple Maßnahmen würden bereits zu deutlichen Verbesserungen
führen. Oft fehlt ein geeigneter Schutz der Hände, zum Beispiel waren
, Handschuhe nicht verfügbar. Verletzungen durch Tanküberfüllungen
dürften gar nicht mehr passieren: technische Überfüllstopper sind
verpflichtend vorgeschrieben. Trotzdem werden nach wie vor gleich
mehrere Körperpartien vom Kopf abwärts durch überschwappende
ChemikalienSchutzbrillen bei diffizilen Ladevorgängen, das verletzt.
Dr. Drobits ist überzeugt, dass die genaue Erhebung des
Gefährdungspotenzials zum Beispiel mit Hilfe der AUVA von großem
Nutzen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist: "Beide wissen dann genau
woran sie sind und können Vorkehrungen treffen. Weiters ist eine
korrekte Unterweisung aller mit Gefahrgut Befassten ein weiterer
wichtiger Schritt zur Unfallvermeidung. Sie schafft einfach mehr
Verständnis für Ursache und - die oft fatale - Wirkung. Entscheidende
Fehler können bereits bei der Zuordnung und Klassifizierung am
Schreibtisch passieren. Werden zum Beispiel Gefahrgüter ohne korrekte
oder mit falscher Gefahrgutkennzeichnung auf die Reise geschickt,
steigt das Risiko, im Ernstfall durch die transportierten chemischen
Stoffe zu Schaden zu kommen, deutlich. Dies gilt ganz besonders für
zu Hilfe gerufene Einsatzkräfte.
Arbeitnehmerschutz und Wirtschaftlichkeit sind keine Gegensätze
und dürften es in der Praxis auch nicht sein. Das Wissen um die
Gefahren und deren Vermeidung schafft einen Wettbewerbsvorteil, senkt
die Ausfallskosten, verhindert etwaige Entschädigungen und
Haftungsansprüche. Geregelte Abläufe bei der Herstellung, Lagerung
und beim Transport gefährlicher Güter sind eine nicht zu
unterschätzende Qualitätssicherungs-Dienstleistung."
Die AUVA bietet den Unternehmen und den Versicherten kostenlos
Hilfe bei allen Gefahrgutfragen in den Betrieben, Beratung bei
verwandten Themen wie Ladegutsicherung, Transport und Lagerung von
Chemikalien, Schadstoffmessungen, Evaluierung, Erste Hilfe sowie
Ratschläge zur Umsetzung von Gesetzen und Vorschriften. Dr. Drobits
bearbeitet durchschnittlich rund 100 Anfragen aus Wien,
Niederösterreich und dem Burgenland pro Jahr. Fragen kommen in erster
Linie zur Kennzeichnung und zu technischen Vorschriften,
Erleichterungen bei Kleinmengen und dem viel zu wenig beachteten
Thema der Verantwortung.
Wer muss beim Umgang mit Gefahrgut geschult werden? Alle
beteiligten Personen und zwar bei Auftraggeber, Absender, Verlader,
Befüller und Beförderer, sowie Staplerfahrer und Gefahrgutlenker. Zu
Schulen ist nach dem ADR(1) 2005 - Kapitel 1.3, 1.4, 8.2.1, 8.2.3
-und dem ASchG § 14 (Evaluierungsverpflichtung im
ArbeitnehmerInnenschutzgesetz). Wichtig ist die klare Festlegung der
Verantwortung, der Anordnungskompetenzen und die Vermeidung von
"Grauzonen" sowohl innerbetrieblich als auch bei den Schnittstellen
zu den Kunden.
(1) ADR: Accord européen relatif au transport international des
marchandises Dangereuses par Route; das europäische
Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher
Güter.Im ADR geregelt sind Sicherheitspflichten (Kapitel 1.4) und die
Unterweisung (Kap. 1.3). Es wird nach Verantwortung und
Aufgabenbereich unterschieden und zwar in drei Bereichen: einer
allgemeinen Einführung mit den Grundlagen, einer konkreten,
aufgabenbezogenen Informationen sowie den Sicherheitsunterweisungen
für ein Notfallmanagement.
Gefahrgutunfälle können bei allen Arbeitsgängen des Transports
z.B. durch Beschädigung der Verpackung, fehlender Ladegutsicherung,
unsachgemäßer Zwischenlagerung geschehen. Sie sind als Arbeitsunfälle
(ab drei Tagen Krankenstand) der AUVA zu melden. Als Zwischenfälle
oder schwere Verstöße sind sie im Jahresbericht des
Gefahrgutbeauftragten zu erwähnen, wenn ein Personen-, Sach- oder
Umweltschaden mit Gefahrgutaustritt eingetreten ist (Kapitel 1.8.5)
Gefahrgutbeauftragte sind auch für die Koordination (gefordert im
§ 8 ASchG) der Prävention und Dokumentation der gesetzten Maßnahmen
zuständig. Dr. Drobits: "Hier passieren oft Fehler, die zumeist auf
mangelnder Kommunikation beruhen. Ohne Schulung und Training wird
diese Aufgabe nicht zu meistern sein. Koordination muss
selbstverständlicher Teil der Arbeit, zum Selbstläufer werden".
Hilfe bei der AUVA bieten nicht nur Gefahrgutexperten wie Dr.
Drobits, sondern auch die AUVA-DVD "Chemie an Bord" mit anschaulichen
Beispielen, die gemeinsam mit Partnern durchgeführte Aktion
"Arbeitsplatz Straße" oder der zweitägige Intensivkurs "Safety
Driver".
Detaillierte Informationen enthalten weiters die Merkblätter der
AUVA, die kostenlos im Internet oder per Fax unter (01) 33133-600 zu
bestellen sind: Gefahrguttransport auf der Straße M 830
(www.auva.at/mediaDB/48685.PDF), und Ladegutsicherung M 846
(www.auva.at/mediaDB/84231.PDF).
Die AUVA-DVD "Chemie an Bord" ist über das österreichische
Filmservice (www.filmservice.at) gegen einen Unkostbeitrag zu
beziehen. Dipl.-Ing. Dr. Josef Drobits ist in der AUVA-Landesstelle
Wien unter der Telefonnummer (01) 33133 602 zu erreichen. Für
Betriebe bis 50 Mitarbeiter stehen die Berater der Präventionszentren
AUVAsicher unter der Telefonnummer 0 810/ 20 00 20-1000 (Fax 0 810/
20 00 20-1100, im Internet: www.auva.at/auvasicher) zur Verfügung.
Rückfragehinweis:
Gabriela Würth, GWK,
Tel.: (02242) 38300, (0676) 33 24 879
mailto:gabriela.wuerth.gwk@utanet.at
www.auva.at/wien/Aktuelles
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