- 31.05.2006, 18:02:23
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WirtschaftsBlatt Kommentar vom 1.6.2006: Post-Aktie: Der Start war fulminant - von Herbert Geyer
Hoffentlich liegen wir mit unseren längerfristigen Erwartungen falsch
Wien (OTS) - Gratulation! Der Start der Post-Aktie an der Wiener
Börse war gestern wirklich fulminant. Und gemessen daran, dass das
aktuelle Umfeld - der ATX hatte zuletzt vor allem verloren - nicht
gerade förderlich war und die Post für ihren Start das obere Ende
ihres Preisbandes wählte, war der Start beinahe schon sensationell.
Beinahe. Denn in unserer ersten Analyse am 17. Mai - der ATX befand
sich auch damals schon auf Talfahrt - bescheinigten wir der neuen
Aktie "Chancen, ihren Kurs von Anfang an zu steigern" und kamen nach
einem Branchenvergleich zum Schluss: "20 Prozent kurzfristiges
Potenzial sind nicht unrealistisch." Nun: Von der Mitte des damals
bekannten Preisbandes aus gerechnet ergab das ein Kursziel von 21,60
Euro. Die Aktie ging gestern mit 21,70 Euro aus dem Handel.
Diese optimistischen Erwartungen (und deren Erfüllung) stehen nur
scheinbar im Gegensatz zu dem pessimistischen Titel, den wir damals
gewählt haben: "Wer nicht dabei ist, versäumt nicht viel".
Denn die Post-Aktie wurde ja nicht als heisses Zocker-Papier
beworben, sondern als Volksaktie. Und für die ist ein Zeithorizont
von zumindest einem Jahr (dem Ende der Spekulationsfrist) zu
beachten.
Dafür, dass die Aktie nach einem Jahr und in der Zeit danach nicht
mehr so gut dastehen könnte wie jetzt, haben wir zwei Gründe
gefunden: Zum einen die Entgelte und Provisionen, die die Post von
der Bawag/PSK dafür bekommt, dass sie deren Bankgeschäfte in ihren
Filialen abwickelt. Diese Zuflüsse machten im Vorjahr knapp 100
Millionen Euro aus - fast genauso viel wie das gesamte EBIT der Post
- und könnten heuer durch die Bawag-Krise deutlich nach unten
gedrückt werden.
Und zweitens der Finanzbedarf für weiteres Wachstum: Gewinne um oder
über 100 Millionen Euro wie im Vorjahr wird die Post angesichts der
bevorstehenden Totalliberalisierung des Briefmarktes künftig wohl nur
ausweisen können, wenn es vorher gelingt, in Wachstumsmärkte des
Ostens zu expandieren. Und da der stolze IPO-Erlös zur Gänze in die
Taschen des Finanzministers wandert, wird die Post diese Expansion
fremdfinanzieren müssen - was die Gewinne drückt.
Die Post werde daher, meinten wir, sehr bald vor der Frage stehen:
"Wachstum oder Dividende?"
Wir wünschen der Post für ihre Zukunft alles Gute - und jenen, die
gestern gekauft haben, dass wir mit unseren Erwartungen falsch
liegen.
Rückfragehinweis:
WirtschaftsBlatt
Redaktionstel.: (01) 60 117/305 oder 280
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