• 31.05.2006, 10:07:48
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Nachholen des Hauptschulabschlusses fast unmöglich

AKNÖ fordert Vorbereitungskurse

Wien (AKNÖ) - Jedes Jahr verlässt einer von zwanzig Jugendlichen
die Pflichtschule ohne positiven Abschluss*. In Niederösterreich
sind das demnach alljährlich ca. 1.000 Jugendliche. AKNÖ-Präsident
Staudinger kritisiert, dass es für sie nahezu unmöglich ist, den
Abschluss später nachzuholen und fordert eine bessere Lösung für
Niederösterreich.

Brigitte B. aus dem Bezirk Lilienfeld hat keinen positiven
Pflichtschulabschluss. Die 38-Jährige war zuerst zu Hause bei ihren
Kindern und hat dann im Reinigungsdienst gearbeitet. Jetzt will sie
als Pflegehelferin arbeiten. Voraussetzung dafür ist die positive
Absolvierung der neunten Schulstufe. "Ich will den Abschluss
nachholen. Aber allein schaffe ich den Stoff nicht. Leider gibt es
keinen Kurs dafür", sagt die 38-Jährige, die inzwischen aufgegeben
hat und weiter als Reinigungskraft arbeitet.

Zwt: Englisch und Mathematik im Selbststudium nicht zu schaffen

Wer keinen Hauptschulabschluss hat, dem ist der Zugang zu mittleren
und höheren Schulen verwehrt, der bekommt nur schwer einen
betrieblichen Lehrplatz. Wer die neunte Schulstufe nicht positiv
absolviert hat, kann auch keine Ausbildung zur PflegehelferIn machen.
Knapp 70 Personen haben im Vorjahr den Hauptschulabschluss extern
absolviert. "Die Anzahl der Interessenten ist bis zu drei Mal so
hoch. Aber es gibt keine Vorbereitungslehrgänge. Das schreckt viele
ab, weil sie alles im Selbststudium erarbeiten müssten. Es würden
viel mehr Personen zum Hauptschul- oder Polyabschluss motiviert, wenn
es Kurse gäbe", erklärt AKNÖ-Bildungsexperte Mag. Markus Riedmayer.
Jedem, dessen Schulzeit länger zurückliegt, fällt es schwer, Stoff
selbstständig zu erarbeiten. Besonders für die Hauptgegenstände
Englisch und Mathematik halten die niederösterreichischen Schulleiter
Kurse für unerlässlich. Bis auf 16 frei zugängliche Kursplätze bei
der Initiative "Jugendchance Krems" und 160 Plätze vom AMS gibt es
aber nichts dergleichen. "Es geht nicht an, dass jemand arbeitslos
werden muss, damit er in einen Kurs kann. Auch diejenigen, die im
Beruf stehen und sich weiterbilden wollen, müssen eine Chance haben",
kritisiert AKNÖ-Präsident Josef Staudinger. Zum Vergleich: In Wien
gibt es 550 frei zugängliche Plätze, in Oberösterreich 110, exklusive
AMS-Kurse.

Zwt: Kurse ohne Förderung unerschwinglich

"Nach unseren Recherchen haben bereits einige Volkshochschulen ein
entsprechendes Konzept entwickelt, aber diese Kurse sind ohne
Förderung nicht machbar. Die Leute müssten für zwei Semester ca.
3.500 Euro zahlen, das kann sich niemand leisten", sagt Riedmayer.
Die AKNÖ fordert, dass es ähnlich wie in Wien frei zugängliche
Vorbereitungskurse gibt. Geht man von den 3.500 Euro als Kurskosten
pro TeilnehmerIn aus, würde die Schaffung von 160 frei zugänglichen
Kursplätzen etwa 450.000 Euro kosten. 350 Euro pro Semester müssten
die TeilnehmerInnen selbst bezahlen. "Hier müssen die
Verantwortlichen von Bund, Land und EU Geld in die Hand nehmen.
Außerdem fordern wir, dass den TeilnehmerInnen 80 Prozent der 350
Euro, die sie zahlen müssten, von der NÖ Bildungsförderung
rückvergütet werden", erklärt AKNÖ-Präsident Josef Staudinger.
Bildungsexperte Riedmayer rechnet vor: "Die Kosten für die
TeilnehmerInnen dürften pro Semester 350 Euro nicht übersteigen. Wenn
sie 80 Prozent der Kurskosten über die NÖ Bildungsförderung
zurückholen können, bleiben pro TeilnehmerIn 70 Euro für ein Semester
über. Damit wird ein zweisemestriger Lehrgang erschwinglich, außerdem
gilt hier der AKNÖ-Bildungsbonus."

*IHS-Studie "Schnittstellenproblematik in der Sekundarstufe", Mario
Steiner, Lorenz Lassnigg, 2000

Rückfragehinweis:
AKNÖ Abteilung für Lehrausbildung, Bildung und Kultur
Mag. Markus Riedmayer Tel.: (01) 58883-1975
http://noe.arbeiterkammer.at

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