• 18.05.2006, 11:21:16
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"Bananenrepublik!"

Militärluftfahrt-Experte Georg Mader: Republik Österreich durch Veröffentlichung der Eurofighter-Vertagsteile klar desavouiert

Wien (OTS) - "Wir werden zur Bananenrepublik!" So schallt es heute
- nicht aus Österreich - sondern aus England. Tony Blair sorgt sich
um Großbritannien als "Lachnummer" wenn keine neuen
Regierungs-Reiseflugzeuge für offizielle Transporte des Staates
angeschafft würden.

"Die haben Sorgen", meint Georg Mader anlässlich der heutigen
?-ten Sondersitzung zum Reizthema Eurofighter. Während die offizielle
Republik Österreich Regierungsmaschinen nur von anreisenden
Staatschefs bei jüngsten Gipfeln kennt, ist jenes hinterwäldlerische
Stigma auf dieses Land ab heute durchaus anwendbar - jedoch
wesentlich ernster. Nach der Downloadmöglichkeit von gestern wird
sich eine dauerhafte Schädigung der Republik bezügl. Paktfähigkeit in
internationaler Verteidigung bzw. künftigen Beschaffungen ergeben,
ist Mader überzeugt. "Dass diese angekündigte Online-Stellung nicht
durch seine Organe unterbunden wurde, wird unserem Land noch glashart
nachteilig gereichen. Irgendwann müssen sich die beiden Kurven
Pressefreiheit und Staatsräson kreuzen, zwei endlose Parallelen sind
die nirgendwo." Mader vergleicht den europaweit einmaligen Vorfall
mit Ländern "die sich selbst noch ernst nehmen. Versuche man
Gleichartiges z.B. in Frankreich oder Griechenland - man wüsste gar
nicht wieviel Polizei plötzlich in seine Redaktion passt..."

"Was in den 26 Seiten jedenfalls erkennbar ist, rechtfertigt für
mich die Begriffe 'Skandal' und 'Knebelung' nicht", so Mader. Er
sieht im internationalen Vergleich durchaus "eine Gleichstellung
Österreichs mit vier großen EU/NATO-Nationen, trotz (lächerlich)
geringer Stückzahl und beträchtlichem Gegengeschäftsvolumen (welches
ja am Liebsten jetzt schon und nicht nach dem vereinbarten Zeitraum
von 15 Jahren erfüllt sein sollte)". Mader führt an, dass etwa:
Unsere Preise ohne Rücksicht auf Änderungen der Preisgrundlagen unter
allen Umständen unveränderlich bleiben (Fixpreis), Ansprüche auf
Vertragsstrafen wegen Schlecht- oder Mangellieferung auch erhalten
bleiben wenn die Übernahme nicht vorbehaltlich erfolgt und jene
Strafen Geltendmachung eines darüber hinausgehenden Schadens auch
nicht ausschließt. Hingegen sei ein Deckungskauf mit Geltendmachung
der Differenz einer Ersatz- Aufwendung bei anderen Unternehmen im
Falle der Liefer-Unfähigkeit ausdrücklich zugunsten des BMLV möglich.

Mader kritisiert die Tatsache, dass NEWS und Opposition flapsig
bzw. absichtlich nicht zwischen Gewährleistung und Werksgarantie
unterscheiden. "12 Monate Garantie (+ 6 Monate Nachfrist) sowie
dieselbe Garantie auf alle im Laufe der Nutzung des Systems
reparierten Teile sind international durchaus üblich, das war auch
bei unseren Blackhawks so", erläutert Mader. Militärflugzeuge seien
eben KEINE "Stabmixer" und Jagdflugzeuge auch keine Airbus’ oder
Boeings, welche jahrelang im Liniendienst unauffällig Geld verdienen
sollen. Militärjets können - und das tun sie weltweit ca. 10mal pro
Monat - durch Unfälle und Fehler verloren gehen, sie werden viel
weniger aber viel härter geflogen als Passagiermaschinen.

"Die erwähnte Haftungs- bzw. Gewährleistungsobergrenze von 296
Mill. Euro würde gering erscheinen, hätten wir z.B. MiG-29 gekauft" -
so Mader und weist auf deren grundlegende Modernisierungen bereits
nach 10 Jahren in Nachbarländern. "Beim Eurofighter wird dieses
Volumen mehr als ausreichend sein. Jener ist - wie auch in den USA
zugegeben - ein weltmarktführendes Spitzenprodukt. Er wird nicht
(mehr) an Mängeln scheitern, dazu sind zu große Partner und
Luftwaffen im Programm..." erläutert Mader die internationale
Einordnung. Für ihn ist auch die Tatsache dass Software nicht zu
kopieren oder in ihre Bestandteile zu zerlegen sei, völlig üblich.
Die sog. Software-Quellcodes sind oft zentraler Gegenstand
langwieriger Diskussionen zwischen Regierungen und Lieferanten, sie
stehen gerade jetzt bei Lockheeds F-35 JSF im Brennpunkt ausgedehnter
Dissonanzen zwischen UK und USA.

Sieht man sich die Mechanik der Eurofighter-Produktion an, wird
auch klar warum nicht jede Zahlungsrate von - ohnehin durch heimische
Bauaufsicht bisher zufrieden begleiteter - Abnahme stets aufs Neue
von Gewährleistungs- und Schadenersatzansprüchen abhängen kann. Mader
erklärt dass "der Eurofighter mit vielen Zulieferern gleichzeitig an
vier Orten GEBAUT wird und die Bauteile dann kreuz und quer zwischen
den vier Ländern an die ENDFERTIGUNG gehen. Das dauert gut über 30
Monate und läuft schon lange. Für unsere Maschinen existieren also -
neben dem ersten Flugzeug in der Endfertigung - schon viele andere
Teile und auch die Produktion der 38 Triebwerke bei Fa. EUROJET läuft
schon monatelang", erinnert Mader und ergänzt: Österreich erhält auch
in den ersten 6 Maschinen keine Flugzeuge welche für jemanden anderen
produziert worden wären.

Abschließend meint Mader: "Die Sicherheit eines Landes hat ihren
Preis. Immer. Das Fehlen dieser Sicherheit könnte x-fach teurer
kommen als der Beschaffungspreis einer ohnehin sehr bescheidenen Zahl
von modernen, zusammen mit großen Partnern eingeführten Flugzeugen zu
durchaus guten Konditionen. Niemand kann 20, 30 Jahre in die Zukunft
schauen... Besonders für die Sicherheit eines kleinen - von genau den
Ausstiegswilligen als 'neutral' betonten - Landes ohne Küste, sind
Investitionen in die Luftraumsicherung bzw. -verteidigung elementar.
Jede Regierung, gleich welcher Couleur, müsste sich einer
Nachbeschaffung stellen - die (NATO)Nachbarn werden uns das nicht
(mit)machen." Georg Mader sieht durch das absichtliche, öffentliche
Wegblenden dieser Tatsachen - ja deren Lächerlichmachung - durch die
Hälfte des wahlwerbenden, politischen Spektrums Österreichs "die
Bezeichnung Bananenrepublik leider als durchaus gerechtfertigt."
Rückfragehinweis:

Rückfragehinweis:
Georg MADER, "Jane’s Defence"
mader.heda.aero@chello.at

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