• 03.04.2006, 09:30:00
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  • OTS0043 OTW0043

Perspektiven der österreichischen Landwirtschaft - Prognosen bis 2013

Wien (WIFO) - Nach einer Phase von Reformen der Agrarpolitik und
Unsicherheiten über deren Finanzierung gelten nun neue
Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft. Basierend auf
Markteinschätzungen von FAO und OECD hat das WIFO eine Prognose über
die Entwicklung der österreichischen Landwirtschaft im kommenden
Jahrzehnt erstellt. Treffen die Annahmen über weitgehend
gleichbleibende Agrarstützungen aus dem Haushalt der EU und aus
nationalen Mitteln zu, so ist mit stabilem realen Pro-Kopf-Einkommen
zu rechnen, wenn der Strukturwandel im bisher beobachteten Ausmaß
anhält.

Im Jahr 2005 stellte die Agrarpolitik wichtige Weichen für die
europäische Landwirtschaft: Erstmals wurden pauschale
Zahlungsansprüche an landwirtschaftliche Betriebe ausgezahlt, welche
die bisher an die Produktion gekoppelten Direktzahlungen weitgehend
ablösten. Unter der Präsidentschaft Großbritanniens beschloss der
Europäische Rat in der zweiten Jahreshälfte die Reform der
Zuckermarktordnung. Kurz vor Jahresende wurde im Rat ein Kompromiss
über den Finanzrahmen der EU bis 2013 erzielt (dem das EU-Parlament
bisher nicht zugestimmt hat), und im Zuge der WTO-Verhandlungen
kündigte die EU den völligen Verzicht auf Exportsubventionen und
Schritte zur weiteren Marktöffnung an.

Die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik von 2003 wird wie
vorgesehen umgesetzt, die Eckpunkte des Programms der ländlichen
Entwicklung sind weitgehend fixiert. Somit bilden die beiden Säulen
der Gemeinsamen Agrarpolitik einen einigermaßen sicheren
Planungsrahmen. Für die österreichische Landwirtschaft besonders
wichtig ist, dass das Programm der ländlichen Entwicklung
voraussichtlich in etwa dem gleichen Maß dotiert werden kann wie
bisher.

Nach Einschätzung von OECD und FAO werden die Weltmarktpreise (auf
Dollarbasis) vieler Agrargüter im kommenden Jahrzehnt - nominell -
leicht steigen. Real, also verglichen mit den anderen Preisen, werden
sie jedoch sinken. Grundlage dieser Prognose ist die Erwartung, dass
in der Landwirtschaft die Produktivität etwas rascher wächst als jene
Größen, die für die Steigerung der Nachfrage nach Agrargütern
bestimmend sind (Einkommen und Bevölkerung). Im Zuge der
zurückliegenden Reformen hat die EU die im Wirtschaftsraum geltenden
Preise wichtiger Agrargüter (etwa Getreide oder Rindfleisch) den
Weltmarktpreisen angenähert. Für einige Produkte (Milch, Zucker) sind
entsprechende Preissenkungen vorgesehen.

Diese Markteinschätzung und die agrarpolitischen Rahmenbedingungen
bilden die Basis für eine Modellprognose der Entwicklung der
österreichischen Landwirtschaft bis 2013. Dabei wurde unterstellt,
dass das künftige Programm der ländlichen Entwicklung im Umfang wie
bisher dotiert wird, der Anteil der Umweltförderungen insgesamt
abnimmt, aber die biologische Wirtschaftsweise nach wie vor einen
Schwerpunkt bildet.

Unter den skizzierten Rahmenbedingungen wird die
landwirtschaftliche Produktion im Prognosezeitraum insgesamt
eingeschränkt. Es wird weniger Ackerfläche bewirtschaftet, die
Rinderhaltung nimmt ab, und das Grünland wird weniger intensiv
genutzt. Allerdings wird selbst unter der Annahme sinkender
Milchpreise die österreichische Milchquote ausgeschöpft. Der Umfang
der biologischen Wirtschaftweise kann leicht ausgedehnt werden, wenn
wie bisher etwas höhere Preise als für konventionelle Produkte
erzielt werden und die Förderung im Agrarumweltprogramm aufrecht
bleibt.

Treffen die unterstellten Annahmen über Preisentwicklung,
Agrarförderungen und Produktivitätsentwicklung zu, so dürften sich
die Agrareinkommen nominell stabil entwickeln. In realer Rechnung
kann das Pro-Kopf-Einkommen nur konstant gehalten werden, wenn der
Strukturwandel, also die Abnahme der Beschäftigung im Agrarsektor,
wie bisher voranschreitet. Unsicherheiten betreffen folgende
Bereiche: Im Zuge der Revision des EU-Finanzrahmens könnten
Agrarfördermittel umgeschichtet werden, Seuchen und Missernten
könnten nachhaltig die Produktion einschränken, und hohe
Energiepreise könnten die Produktion verteuern und den Konsum
schwächen.

Rückfragehinweis:
Dipl.-Ing. Franz Sinabell
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung - WIFO
Tel. +43 1 798 26 01-481 * Fax. +43 1 798 93 86
mailto:Franz.Sinabell@wifo.ac.at

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