• 24.03.2006, 10:56:09
  • /
  • OTS0102 OTW0102

Hochsaison für Dachreparaturen steht bevor - AUVA: Absicherung nicht vernachlässigen

Anzahl der Dachdeckerunfälle seit 1999 verringert - Todesrate leider nicht

Wien (OTS) - Das Ende der langen Schneeperiode ist abzusehen.
Umfangreiche Dachkontrollen und Instandsetzungsarbeiten laufen an.
Der Unfallverhütungsdienst der AUVA-Landesstelle Wien rät
Dachdeckern, Spenglern, Zimmerern und Hallenbauern,
Sicherheitsvorkehrungen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
Zwar nahm die Anzahl der Dachdeckerunfälle seit 1999 leicht ab, nicht
aber die Todesrate. Die Schneemassen dieses Winters lassen für 2006
ein generelles Ansteigen der Unfallrate befürchten. Gemeinsam mit der
Landesinnung für Wien, Niederösterreich und Burgenland wurden sechs
Aktionstage veranstaltet. Die AUVA-Bauexperten appellieren, den
sicherheitstechnischen Schutz zum Beispiel durch persönliche
Auffangsysteme, Dachfanggerüste, Dachschutzblenden oder Auffangnetze
nicht zu vernachlässigen. Ein neues AUVA-Video informiert über die
Vorteile von Auffangnetzen zum Beispiel im Hallen- oder Brückenbau.

Ing. Klaus Kollmer, Sprecher der Baugruppe des
Unfallverhütungsdienstes der AUVA-Landesstelle Wien, erlebt bei der
Bearbeitung von Arbeitsunfällen immer wieder, dass bei Dacharbeiten
auf wichtige technische Absturzsicherungen wie Dachfanggerüst,
Dach-Schutzblende oder Auffangnetze verzichtet wird: "Besonders nach
diesem Winter, wo der Umfang der Dachschäden nicht immer auf den
ersten Blick erkennbar ist, sind Sicherheitsvorkehrungen
unerlässlich. Die Gefahr ist leicht zu unterschätzen: wir empfehlen
daher, die Arbeit auf jeden Fall einem Professionisten zu
überlassen."

Laut Bauverordnung müssen bei einer Dachneigung von mehr als 45
Grad sowohl persönlicher als auch technischer Schutz verwendet
werden.

Für Dächer bis 45 Grad Neigung - 85 bis 90 Prozent aller Dächer
liegen in dem Bereich - erlaubt das Gesetz für Arbeiten, die nicht
länger als einen Tag dauern, den Verzicht auf technischen Schutz,
wenn ein persönlicher Schutz verwendet wird. Dies gilt zum Beispiel
für das Abschaufeln, kleinere Reparaturen, oder die
Satellitenschüssel-Montage. Bei größeren Vorhaben, wie Umdeckungen,
Neudeckungen, die länger als einen Tag in Anspruch nehmen, ist bei
dieser Dachneigung der technischen Schutz vorrangig zu verwenden.

Wie sieht die persönliche Schutzausrüstung, das Auffangsystem, bei
Dacharbeiten bis zu einem Tag aus? Laut EN Norm besteht das auf
einander abgestimmte Auffangsystem im Wesentlichen aus dem
Sicherheitsseil, dem Seilkürzer, dem Fallstopp und dem
Sicherheitsgeschirr.

Parallel zur laufenden Beratung, zu Aktions- und Infotagen,
Merkblättern, Checklisten und Videos unterstützt die
AUVA-Landesstelle Wien auch 2006 ein spezielles "Klettertraining" für
Dachdecker, Spengler und Zimmerer aus Niederösterreich, Wien und
Burgenland. Die AUVA übernimmt in Kooperation mit der
Wirtschaftskammer den Großteil der Kosten, pro Arbeitnehmer sind nur
75 Euro statt 180 Euro zu bezahlen.
Dieses Spezialtraining absolvierten 2005 und 2006 bislang rund 305
Teilnehmer - etwa zwei Drittel kamen von niederösterreichischen
Betrieben. Die Aktion erfolgt in Zusammenarbeit mit der Innung.

Die Aktionstage boten unter dem topaktuellen Titel "Sicherheit bei
Dacharbeiten - Auffangnetze" Informationen über die Leistungen der
AUVA, Pflichten und Verantwortung der Arbeitgeber, Koordination bei
Dacharbeiten, technischen und persönlichen Schutz bei Dacharbeiten,
Auffangnetze sowie einen Einblick in arbeitspsychologische Aspekte.
Aktionstage fanden in Zwettl, Baden, St. Pölten, Amstetten, Wien und
Eisenstadt vor insgesamt rund 160 Zuhörern statt.

Für Fragen stehen die Mitglieder des Bauexpertenteams der
AUVA-Landesstelle Wien zur Verfügung:

- Ing. Klaus Kollmer, (01) 33 133-256, 
   E-Mail: klaus.kollmer@auva.at
 - Ing. Wilhelm Braunsteiner, (02742) 258950-300,
   E-Mail: wilhelm.braunsteiner@auva.at
 - Ing. Robert Hausmann, (02742) 258950-301, 
   E-Mail: robert.hausmann@auva.at
 - Ing. Anton Kerschbaum, (03352) 35356-300,
   E-Mail: anton.kerschbaum@auva.at.

Ansprechpartnerin für psychologische Fragen ist Frau Mag. Marion
Venus unter (01) 33133-274, E-Mail: marion.venus@auva.at.

Informationen über sicheres Arbeiten auf Dächern bieten das
AUVA-Merkblatt M 222 "Arbeiten auf Dächern" sowie die AUVA-Checkliste
"Dachelemente/Checklisten." Beide können via Internet unter
www.auva.at/merkblaetter
(http://www.auva.at/esvapps/page/page.jsp?p_pageid=120&p_menuid=3067&
pub_id=92069&p_id=-1&p_schowKeyVi=-1)
bestellt oder herunter geladen werden.

Bei der Montage von Auffangnetzen sind folgende Punkte zu beachten:
- Netze möglichst dicht unter der Absturzstelle anbringen
- Sicherheitsabstand des Netzes zu darunter liegenden Gegenständen
einhalten
- Verankerungspunkte: alle 2,5 Meter, Tragfähigkeit 6 kN
- Dachrandsicherung oder seitlichen Überstand des Netzes vorsehen
- Netzrand maximal sechs Meter unter Absturzstelle
- Bei Netzstößen: Überlappung von 2 Meter oder engmaschige Kopplung
- Abstand des Netzrandes zu Bauteilen max. 30 Zentimeter
- Jährliche Netzprüfung mittels Prüffäden
- Auffangnetze und Aufhängeseile gemäß ÖNORM EN 1263-1 verwenden
und laut EN 1263-2 montieren.

Dachdeckerunfälle - Details aus der AUVA-Statistik 2000 bis 2004

Die AUVA hat in den Jahren 2000 bis 2004 in Österreich 2.703
Arbeitsunfälle im engeren Sinn - ohne Wegunfälle - in der
Berufsgruppe Dachdecker anerkannt. Diese führten zu 59.893
Krankenstandstagen, 12 Menschen starben leider an den Unfallfolgen.
Während die Anzahl der Dachdeckerunfälle seit 1999 eine leicht
rückgängige Tendenz zeigt, trifft dies für die Todesfälle leider
nicht zu. Die schwersten Verletzungen und längsten Krankenstände
resultieren aus einem Sturz vom Dach: Einem Anteil von 4,9 Prozent an
den Verletzungen stehen 18,5 Prozent an den Krankenstandstagen
(11.072 Tage) gegenüber.

In Niederösterreich, Wien und Burgenland, dem Bereich der
AUVA-Landesstelle Wien, kam es in diesem Zeitraum zu 1.160 Unfällen
und 31.247 Krankenstandstagen bzw. führte der Sturz vom Dach zu 6,1
Prozent der Verletzungen (71 Unfälle) sowie zu 22,6 Prozent der
Krankenstandstage (7.071). Sechs Dachdecker starben nach einem
Arbeitsunfall.

Die unfallträchtigste Arbeitszeit liegt nach den traditionellen
Esspausen zwischen 10 und 11 Uhr (25,2 Prozent der Unfälle von
Dachdeckern) und zwischen 14 und 15 Uhr (22,6 Prozent) sowie zwischen
8 und 9 Uhr (18,1 Prozent). Mit 22,6 Prozent der Arbeitsunfälle liegt
der Montag knapp über dem Durchschnittswert der anderen vier
Arbeitstage.

Zu den häufigsten Verletzungen zählen Quetschungen und Prellungen
(25,5 Prozent), Schnittwunden (17,8 Prozent), Rissquetschwunden und
Knochenbrüche (11,8 Prozent).
Die gesamten Unfallfolgekosten dieser Berufsgruppe können pro Jahr
auf rund 12 Millionen Euro geschätzt werden. Die AUVA übernimmt davon
rund 4,9 Millionen Euro. Rund 300.000 Euro Folgekosten können direkt
den Arbeitgebern zugeordnet werden. Die volkswirtschaftlichen Kosten
(Produktionsausfall etc.) erreichen rund 7 Millionen Euro.

Die AUVA-Statistik fasst Zimmerei-, Dachdeckerei- und
Bauspenglerei-Betriebe in eine Wirtschaftsklasse zusammen. In dieser
Wirtschaftsklasse kam es von 2000 bis inklusive 2004 zu rund 15.000
Arbeitsunfällen im engeren Sinn, rund 4.800 passierten im
Betreuungsgebiet der AUVA-Landesstelle Wien. Die Unfallrate liegt
bundesweit bei 117, im Bereich der Landesstelle Wien bei 109 Unfällen
auf 1.000 Arbeitnehmer (Wien: 132 AU/1.000 AN, Niederösterreich: 101,
Burgenland: 86). Zum Vergleich: das durchschnittliche Unfallrisiko
eines österreichischen Arbeitnehmers liegt bei 39 Unfällen pro 1.000
Arbeitnehmer.

Die AUVA-Landesstelle Wien finden Sie im Internet unter
www.auva.at/wien .

Rückfragehinweis:
AUVA
Gabriela Würth, GWK,
Tel.: (02242) 38300, (0676) 33 24 879
mailto:gabriela.wuerth.gwk@utanet.at

OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | NAU

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel