• 29.11.2005, 11:01:34
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"Digi-kids in Digi-World": der Einzug des Cyberspaces ins Kinderzimmer

Kinder und Medien - Aufwachsen in einer digitalen Medienwelt/internationaler Kongress im TGM am 24. +25. November 2005

Wien (OTS) - Die Anzahl der Leichen, die in einer Woche über
US-amerikanische Bildschirme flimmert, erhöhte sich allein innerhalb
des letzten Jahres von 27 auf 63. Dies ist das Ergebnis einer
Untersuchung der Elternorganisation PTC (Parents Television Council)
in Zusammenarbeit mit der Nachrichtenagentur Associated Press. Diese
Fakten wurden von der Austria Presse Agentur wenige Tage vor dem
Kongress "Kinder + digitale Medien" im Wiener TGM veröffentlicht. Nun
ist die Zahl der Morde am Bildschirm in Österreich und Europa um
etliches (noch) geringer, dennoch ist Gewalt am Monitor - mehr noch
dem von Computern und Konsolen als dem vom TV-Apparat - eine
Hauptsorge von Eltern. Neben Crime sorgen sich viele Eltern um die
immer unverblümteren Darstellungen und Gespräche rund um Sex, die
eher schon unter Pornografie fallen könnten.

Der Bogen der Einleitungsreferate spannte sich von der Diskussion
um eine Revision der europäischen Fernsehrichtlinie "Fernsehen ohne
Grenzen", die während der österreichischen EU-Präsidentschaft
vorangetrieben werden soll, und die Darlegung kulturgeschichtlicher
unterschiedlicher nationaler Zugänge zu "Zensur" bis zur weitgehenden
Einigkeit und konkreten Zusammenarbeit der meisten Länder in Sachen
Kinderpornografie und deren Unterbindung im Internet (inhope.org,
stopline.at, saferinternet.at, www.educaunet.org).

Die meisten der 300 TeilnehmerInnen wünschten sich - ob als Eltern
oder PädagogInnen - Hilfestellung und leicht überschaubare
Information für den verantwortungsvollen Umgang von Kindern bzw.
Jugendlichen mit Medien. Dementsprechend gespannt waren alle auf den
Vortrag von Wim Bekkers aus den Niederlanden. Bereits 1999
erarbeitete das niederländische Institut für Klassifikationen
audiovisueller Medien (NICAM) Richtlinien. An dieser freiwilligen
Selbstkontrolle beteiligen sich öffentlich-rechtliche ebenso wie
private Fernsehanbieter, aber auch Film-, Video- und DVD-Produzenten.
Ein übersichtlicher mit selbsterklärenden Piktogrammen (Altersangaben
ebenso wie Warnungen vor Gewalt, Sex, Angst aber auch
diskriminierenden Inhalten und roher Sprache) arbeitender Kijkwijzer
(Wegweiser bzw. Ratschlag, um weiser fernzusehen) kennzeichnet seit
dem Jahr 2000 Sendungen und Filme - auch auf den Teletextseiten und
in den Programmzeitschriften. Immer wieder wird der Kijkwijzer
adaptiert. Mittlerweile halten ihn nicht nur neun von zehn Eltern für
sinnvoll, fast drei von vier Mütter/Väter orientieren sich auch an
diesen Wegweisern: www.kijkwijzer.nl

Als Ratgeber in Deutschland versteht sich auch die Initiative "Schau
hin! - was deine Kinder machen" - www.schauhin.info

Eine weitergehende Dimension brachte Victor Henle, Leiter der
Landesmedienanstalt Thüringen in die Debatte ein: Stärkung der
Kompetenz von Kindern und Jugendlichen durch eigene
Medienaktivitäten. Das kleine (neue) deutsche Bundesland bezeichnet
sich selbst als Kindermedienland. Aufbauend auf einem der ältesten
Kinderfilmfestivals ("Der Goldene Spatz"), bei dem es eine
professionell betreute Kinderjury gibt, und dem KInderKAnal von ZDF
und ARD entstanden medienpädagogische Projekte wie mobile Busse, die
Kids helfen, sich selber audiovisuell kreativ zu betätigen. In Gera
gibt es gar im Rahmen eines offenen TV-Kanals für Bürgerinnen und
Bürger auch einen eigenen lokalen Kindersender.

Daraus wurde sogar eine wirtschaftliche "Nischenpespektive für
Junge UnternehmerInnen" entwickelt. Film und Fernsehen brauchen ja
auch eine Reihe von nachgelagerten Postproduktions-, und
vorgelagerten Entwicklungsfirmen. Außerdem setzte man bewusst auch
auf die Ansiedlung einschlägiger Entwickler von Video- und
Computerspielen. Im inhaltlich-pädagogischen Bereich wird eine
Kindermedienakademie vorbereitet, angedacht ist auch eine
universitäre Stiftungsprofessur. Auf der ökonomischen Ebene wird
Mitte 2007 ein Medienapplikations- und Gründerzentrum (MAGZ) in
unmittelbarer Nähe des KinderKanals seinen Betrieb aufnehmen. Firmen
aus dem Spektrum der Produktion audiovisueller Medien für Kinder
gepaart mit Kreativen aus diesem Bereich, soll gegenseitig
befruchtend die Zielstellung Kindermedienland weiter ausbauen.

Sehr verblüfft waren die österreichischen TagunsteilnehmerInnen
darüber, dass beispielsweise in Deutschland rund 1% der TV-Gebühren
über die Landesmedienanstalten für medienpädagogische Projekte zur
Verfügung stehen. Für Österreich sei es wichtig, sich die Situation
der Nachbarländer genau anzusehen und sich anzunähern, denn wir
agieren im gleichen Markt, meinte Dr. Alfred Grinschgl von der RTR.

Auf die kritische Aneignung und Auseinandersetzung - nicht zuletzt
durch eigenes Tun - mit unterschiedlichsten Medien setzt eine
Vielzahl von Initiativen in der Praxis, die sich insbesondere am
zweiten Tag des Kongresses präsentierte. Einige seien hier angeführt:

- Medienpädagogischen Beratungsstelle in Niederösterreich - deren 
   Leiterin Dr. Ingrid Geretschlaeger war auch die inhaltliche 
   Verantwortliche des Kongresses, www.medienpaed.at
 - Zeitung in der Schule, www.zis.at
 - Kinder-KURIER, www.kiku.at
 - Buchklub der Jugend, www.buchklub.at
 - Zauberlaterne (Filmklubs, die in der Schweiz initiiert wurden 
   und nun in vielen Ländern aktiv sind), www.zauberlaterne.ch
 - KInderKAnal, Trickboxx, www.kika.de
 - Young People’s Media Network - ein international tätiges Projekt 
   der UNICEF, in dem Jugendliche mit professioneller Unterstützung 
   eigene Filme drehen (lernen), www.unicef.org/magic

Es zeigte sich in der Diskussionsrunde mit diversen
österreichischen Medien- und Industrievertretern, dass es zwar
gewissen gesetzliche Rahmen gibt, innerhalb derer aber (ohne strenge
Kontrolle und Sanktionierung) wenig effektiver Schutz und Förderung
von Qualität gegeben ist. Michael Lang, Chefredakteur der APA
moderierte das Panel und fasst bündig zusammen: "Die Verantwortung
ruft, aber keiner ruft hier."

Viele TeilnehmerInnen haben die Einstellung der ORF-Kindersendung
*ORF goes School" bedauert, wo ebenfalls Medienprofis mit
Schülerinnen und Schülern Fernsehbeiträge erarbeiteten, und die auch
international ausgezeichnet wurde. Die heimische Medienpolitik wurde
im Kongress aufgerufen, sich intensiv mit dem Thema "Kinder und
digitale Medien" zu befassen und angeregt, die Medienpädagogik auf
den zeitgemäßen Anspruch auszurichten. Viele wünschten sich eine
Fortsetzung dieser Tagung, die sie als Auftakt für eine Vernetzung
sahen.

Rückfragehinweis:
Cox Orange Marketing & PR GmbH,
Petra Simon, Tel.: (++43-1) 895 56 11-0
mailto:simon@cox-orange.at

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