- 25.11.2005, 08:34:17
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Militärluftfahrt-Experte: Groteskes Detail um CIA-Überflüge - Abfangjäger-Gegner verlangen deren Aufklärungsergebnisse
Mutwillige Verwirrung oder pure Ahnungslosigkeit ?
Wien (OTS) - Georg MADER, Österreich-Korrespondent der britischen
Wehrtechnik-Verlages "Jane’s Defence" und Militärluftfahrt-Experte
findet es höchst eigenartig, dass sich zwei prominente Vertreter
genau jener Parteien die dem Ansehen Österreichs im Zusammenhang mit
der Beschaffung neuer Abfangjäger bereits großen Schaden zugefügt
haben, nunmehr getrauen, über Details von Überflügen Aufklärung zu
fordern. Trotzdem versucht Mader eine Aufklärung über - absichtliche
? - Begriffsverwirrung und Entwirrung schwerer Irrtümer.
Zu den gestrigen Aussendungen, Ankündigungen und Forderungen von
Peter Pilz und Josef Cap hält Mader fest: Keine US-Maschine hat den
heimischen Luftraum in diesem Zusammenhang verletzt. Eine Verletzung
würde Einfliegen ohne Aufgabe eines Flugplanes und ohne Kommunikation
(als Zivilmaschine) oder aber ein militärischer Überflug ohne
diplomatische Freigabe bedeuten. Die österreichische Neutralität bzw.
in diesem Fall das sog. "Truppenaufenthaltsgesetz" zwingen dazu, für
jeden einzelnen, militärischen Flug eine Überflugsgenehmigung
einzuholen bzw. zu erteilen - ganz egal von welcher Nation. Das wird
auch täglich so praktiziert.
Eine Verletzung ist im Jänner 2003 aber nicht passiert. Die
US-Maschine hat damals einen normalen Überflug mit Flugplan
angemeldet, keine diplomatische Freigabe wurde angesucht. Hier geht
es also um die Möglichkeit, ob die USA - übrigens lange vor der
momentanen Vermutungslage über "Folterjets" und Geheimgefängnisse -
den heimischen Luftraum, (bzw. die Souveränität und in Folge
Neutralität) missbräuchlich verwendet haben, indem sie einen
semi-militärischen Flug zivil angemeldet haben. Aufgefallen ist dem
Bundesheer die Maschine wegen ihrer oftmaliger Präsenz in Frankfurt
Rhein-Main AB und dem Flugprofil in nach Zentralasien. Wegen früherer
Unregelmäßigkeiten mit gemeldeten und freigegebenen militärischen
Überflügen (Abfang-Vorfälle mit 2 F-16, bzw. einem Tanker mit 2
F-117), entschloss man sich, diese Maschine bzw. ihre Kennung N8183J
genauer zu überprüfen. Das ist das souveräne Recht eines jeden Landes
- wenn es die Mittel dazu besitzt! Ohne solche Mittel wüßten Hr. Pilz
und Hr. Cap heute gar nichts von jener weißen Hercules, welche
tatsächlich dem Dunstkreis der CIA zuzurechnen ist.
Es war aber keine C-130, sondern deren zivile Version mit der
Bezeichnung L-100-30 ‚Hercules’. Schon gar nicht eine AC-130
(Kanonen-bewaffnete Schlachtversion), wie in manchen heimischen
Medien und gar der ZiB1 genannt. Die auf den Fotos sichtbaren
Antennen sind auf viele zivilen Versionen der L-100-30 Hercules zu
finden und haben nicht rein militärische Bedeutung. Sie weisen
bestenfalls auf erweiterte Kommunikationsausrüstung hin, Features
welche viele Staats- und Regierungsluftfahrzeuge aufweisen. 3.000
Überflüge erfolgen in Summe pro Tag und ca. 1.500 (freigegebene)
militärische pro Monat, darunter viele Behörden-Maschinen oder
Staatsgesellschaften aller Länder. Wir selbst haben - internationale
Anomalie - keine zivilen Regierungs- bzw. Behördenflugzeuge.
Selbstverständlich würde vielen Österreichern ein einmal
ausgesprochener Landezwang gefallen. Nur wird international zwischen
befreundeten Staaten das Prinzip des Vertrauens angewandt, d.h. wir
müssen nicht automatisch annehmen, dass man uns bei der
Flugplan-Überleitung und der übermittelten Kennung von vorn herein
belügt.
Die Beweise haben bisher nicht gereicht.
Die - gerade von den genannten Politikern - nun thematisierte
tatsächliche Identifizierung eines Luftfahrzeuges im Luftraum bzw.
dessen Reaktion darauf ist nur mittels Abfangjägern (Sichtkontakt und
Fotobeweis) möglich. Überall. Was will also ein Österreich unter
neuer Regierung - das KEINE solche Maschinen braucht (SP-Vorsitzender
Gusenbauer in den ORF-Sommergesprächen) - in Hinkunft gegen
unerwünschte, ja vielleicht gar unangemeldete Flugzeuge machen? Soll
dessen Verteidigungsminister - pardon Friedensminister - dann die
etwaige militärische Konfiguration eines Flugzeuges, dessen
interessante Antennen und Übereinstimmung von aufgemalter Kennung mit
den gemeldeten Flugplandaten sowie dessen Intentionen mit einem
Fernglas feststellen?
Ich weiß aus Besuchen und Flügen mit der USAF, dass jener das
Abfangen und Fotografieren unsererseits durchaus unangenehm ist. Das
müsste SPÖ und Grünen - ideologisch - doch eigentlich gefallen…?
Rückfragehinweis:
Georg MADER, Jane's Defence
Tel.: +43 676 428 87 00
mailto:mader.heda.aero@chello.at
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