Ausgabe vom 17.10.2005
Graz (OTS) - Der Migrationsdruck aus Afrika wird noch weiter
steigen.
Das Wort von der "Festung Europa" ist suggestiv. Es weckt Bilder von
Belagerung und hochgezogenen Zugbrücken, vor allem aber soll es
denen, die innerhalb der vorgeblichen "Mauern" dieser Festung leben,
ein schlechtes Gewissen machen.
Die Anklage bekommt freilich täglich neue Nahrung durch die
schrecklichen Szenen, die wir von den verzweifelt Entschlossenen
sehen, die an die europäischen Vorposten Melilla und Ceuta in Marokko
heranbranden und ihr Leben riskieren, um die immer höher wachsenden
Stacheldrahtzäune der spanischen Enklaven zu überwinden.
Aus den Armenhäusern südlich der Sahara hat sich eine Karawane in
Richtung Norden an die Küsten des Mittelmeers inBewegung gesetzt.
Vorwiegend junge Männer wollen dem Elend in ihrer Heimat entkommen
und irgendwie Europa erreichen und sie nehmen dafür jedes Risiko auf
sich. Die Zahlen über das enorme Bevölkerungswachstum in vielen
afrikanischen Staaten lassen vorhersehen, dass sich diese Migration
noch verstärken wird.
Wohlmeinende raten nun, das Problem "dort zu lösen, wo es entsteht",
und empfehlen, mehr Entwicklungshilfe zu zahlen oder den Abbau der
europäischen Agrarsubventionen, um der Landwirtschaft in Afrika mehr
Absatzchancen zu geben.
So gut das auch gemeint sein mag: Letzteres wird keine europäische
Regierung riskieren und die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte, in
denen hunderte von Milliarden Dollar an Hilfe in Afrika versickert
sind, lassen nicht erwarten, dass noch mehr Geld eine Lösung sein
könnte. "Bleibemöglichkeiten für alle, die zur Migration gezwungen
sind", wie auch gefordert wird, kann keine Regierung zugestehen. Das
würde alle Schleusen öffnen.
Europa braucht Zuwanderung. Die alternden Gesellschaften der
westlichen Industriestaaten können ohne Einwanderung ihre
Arbeitsmärkte nicht füllen und ihre Sozialsysteme nicht mehr
finanzieren. Schon heute kann ein Spital oder Altersheim in Wien
nicht ohne dutzende oder hunderte Ausländer betrieben werden.
Aber zu einer konsequenten Einwanderungspolitik wie etwa Kanada hat
sich noch kein Staat in Europa aufgerafft. Anstatt klare Kriterien
für die Zuwanderung zu definieren und damit auch zu rechtfertigen,
dass nicht alle Eintritt finden können, überlässt man die Steuerung
des Zuzugs dem Mut der Verzweifelten, dem chaotischen Zufall oder
verbrecherischen Schlepperbanden.****
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