Wien (OTS) - Da es Simon Wiesenthal ein großes Anliegen war, sein
Lebenswerk langfristig der historischen Forschung zugänglich zu
machen, hat schon in den letzten Jahren in seinem Büro eine
Verlagerung des Schwerpunktes von der aktiven Täterforschung zur
Inventarisierung und Erschließung des umfangreichen Materials
stattgefunden. Seit drei Jahren erfolgt durch wissenschaftliche
Mitarbeiterinnen eine detaillierte Erfassung der Archivobjekte mit
Hilfe einer elektronischen Datenbank, die den späteren Benutzern eine
komplexe Recherche ermöglichen soll.
Der zu archivierende Bestand des Simon Wiesenthal Archivs setzt sich
aus seinem Tätigkeitsnachlass zusammen. Dabei handelt es sich
einerseits um eine Dokumentation zu NS-Tätern und
NS-Verbrechenskomplexen, die im Wesentlichen aus Korrespondenz mit
Justiz- und Dokumentationsstellen, mit Organisationen von
Überlebenden und Widerstandskämpfern sowie mit Informanten besteht.
Ein großer Teil betrifft die Zeugensuche. Gerichtsakten,
NS-Dokumente, Zeugenaussagen und Presseberichte bilden hier einen
weiteren Schwerpunkt.Dieser Teil des Archivs erstreckt sich über ca.
35 lm und ist in rund 8000 Akten abgelegt.
Andererseits enthält der Nachlass auch eine umfangreiche
Dokumentation zur Auseinandersetzung von Simon Wiesenthal mit der
österreichischen Innen- und Außenpolitik und Zeugnisse seines
Engagements wider das Vergessen in Form von Manuskripten für Reden
und Publikationen. Zur Person Wiesenthal liegen auch Aufzeichnungen
von Fernseh- und Hörfunkauftritten, sowie eine Sammlung seiner
Auszeichnungen und Ehrungen vor.
Wie bisher ist das Dokumentationszentrum des Bundes Jüdischer
Verfolgter des Naziregimes (Simon Wiesenthal Archiv) nicht öffentlich
zugänglich. Recherche ist nur nach telefonischer Anfrage und
Terminvereinbarung möglich.
Die Frage nach dem Bestimmungsort für seinen Tätigkeitsnachlass wurde
Simon Wiesenthal in den letzten Jahren immer wieder gestellt. Als die
Israelitische Kultusgemeinde mit dem Plan der Gründung eines
Shoa-Forschungszentrums am Wiener Rabensteig an ihn herantrat, hatte
er einen würdigen Platz gefunden, um sein Lebenswerk in Österreich zu
belassen. Er willigte ein, das Dokumentationszentrum des Bundes
Jüdischer Verfolgter des Naziregimes (Simon Wiesenthal Archiv) mit
seinem Bestand als eigenständige Organisation in dieses, nach ihm
benannte Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien zu
integrieren.
Dokumentationszentrum des Bundes jüdischer Verfolgter des Naziregimes
Rückfragehinweis:
Mag. Michaela Faast, Dr. Brigitte Lehner
Dokumentationszentrum des Bundes jüdischer Verfolgter des Naziregimes
Salztorgasse 6, 1010 Wien
Tel.: +43-1-533 91 31
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