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Kaiserschnitt: Alternative zur Spontangeburt, aber kein "Allheilmittel"

Wien (OTS) - Der Kaiserschnitt (Sectio Caesarea) bekam seinen
Namen nach dem berühmten römischen Feldherrn und Imperator Gaius Julius Caesar, der seine Geburt nach dieser Entbindungsart zweifelsohne unbeschadet und unter Erhalt seiner vollen geistigen und körperlichen Gesundheit überstanden hat. Allerdings wissen wir nichts über das Schicksal der Mutter, und es ist sehr wahrscheinlich, dass sie die Geburt nicht überlebt hat.

Im dritten Jahrtausend wurden jedoch sowohl die Operationstechniken als auch die Methoden zur intraoperativen und postoperativen Schmerzbekämpfung so verfeinert, dass sich heute niemand mehr vor einem Kaiserschnitt fürchten muss. Ganz im Gegenteil wird intensiv darüber diskutiert, den Kaiserschnitt als ernsthafte Alternative zur Spontangeburt mit ihrer Ungewissheit sowohl über den zeitlichen Ablauf als auch über Schmerzen bzw. Komplikationen zu betrachten.

Der Vorstand der Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie am St. Josef Krankenhaus in 1130 Wien, Primarius Dr. Andreas Brandstetter, berichtet, dass sich Operationstechnik und postoperatives Management beim Kaiserschnitt in den vergangenen Jahren drastisch verbessert haben. Das Skalpell wird nur mehr für den Hautschnitt und danach ganz behutsam für kleine Einritzungen der nachfolgenden Gewebeschichten wie Fascie, Muskel und Gebärmutterwand bis zur Fruchtblase eingesetzt. Die Öffnung der Bauchhöhle und der Gebärmutter erfolgt mit den Fingern. Auch wird bei weitem nicht mehr wie früher jede Gewebeschicht einzeln vernäht, sondern nur mehr Gebärmutterwand, Fascie und Haut. Wissenschaftliche Studien bestätigen einwandfrei, dass sich dieses Procedere höchst positiv auf intraoperativen Blutverlust, postoperative Schmerzen und die Wundheilung auswirkt.

Allerdings ist es semantisch nicht stimmig, diese Methode als "sanft" im Vergleich zur Spontangeburt zu bezeichnen. Brandstetter besteht deshalb darauf, Schwangeren ausführlich, objektiv und vorurteilsfrei die Risken eines Wunschkaiserschnitt jenen einer Spontangeburt vergleichend darzustellen.

Damit wendet er sich deutlich gegen den spürbaren Trend sowohl medial als auch in Medizinerkreisen, von vornherein zugunsten der Sectio Caesarea und negativ gegenüber der Spontangeburt zu argumentieren. Zu den möglichen Gefahren beim Kaiserschnitt zählen laut Brandstetter intraoperative Verletzungen von Nachbarorganen, erhöhter Blutverlust, postoperative Wundheilungsstörungen, Darmträgheit bis hin zum Darmverschluss durch Darmlähmung und in Ausnahmefällen Blutgerinnsel-Bildung sowie die mögliche Verschleppung in Lunge und Gehirn, woraus lebensbedrohliche Situationen entstehen können.

Auch die laienhafte Ansicht, beim Kaiserschnitt gebe es keine Risken für das Kind, stimmt nicht. Geringfügige Schnittverletzungen des voranliegenden Kindesteils können bei der Eröffnung der Gebärmutter auch bei sehr sorgfältiger Operationstechnik auftreten. Weiters ist wissenschaftlich erwiesen, dass Kinder den physiologischen Stress der Spontangeburt nicht als schädlich oder störend empfinden, sondern im Gegenteil bei Sectiokindern des öfteren durch Mangel dieser natürlichen Stresssituation die Umstellung auf das Leben außerhalb der Gebärmutter erschwert von statten geht ("Postsectiosyndrom").

Manche Ärzte neigen dazu, die Spontangeburt zu pathologisieren und Schwangeren alle eventuellen Komplikationen einer Spontangeburt von Blutungen bei vorzeitiger Plazentalösung über Nabelschnurvorfall, Herztonabfälle, bis hin zur Schulterdystokie etc. dramatisch darzustellen - nicht zuletzt, um sich rechtlich abzusichern.

Bei aller Wertschätzung der Mündigkeit der Schwangeren plädiert Dr. Brandstetter dringend dafür, den medizinischen Laien fundierte Empfehlungen zu präsentieren. Wiewohl eine Kaiserschnittentbindung zweifelsohne einfacher vonstatten geht als die zeitaufwändige, mit einem hohen Mass an Verantwortung verbundene Spontangeburt, bezweifelt der Primarius des St. Josef Krankenhauses, ob die Summe der Risken für Mutter und Kind bei der Sectio Caesarea automatisch geringer ist. Hundertprozentige Sicherheit für Gesundheit von Mutter und Kind sind bei der Geburtshilfe nicht zu erreichen - und das wird wohl auch im dritten Jahrtausend so bleiben.

Daten und Fakten

2003 wurden an der geburtshilflichen Abteilung des St. Josef Krankenhauses 1258 Frauen entbunden, davon

974 spontan das sind 77,4 %, 188 p.Sectionem = 14,9 %, 77 p. Vacuum = 6,1 %, 11 p. Forceps = 0,9 % sowie 10 p. Manualhilfe = 0,8 %.

Von den 1070 Frauen ohne Sectio haben 529 (= 49,4 %) weder einen Dammschnitt noch einen Dammriss als Folgeverletzung der Geburt erlitten.

Rückfragen & Kontakt:

Prim. Andreas Brandstetter, Tel.: 01/878 44-0
cpa@armstark-wien.at

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