• 09.09.2005, 12:13:58
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Kaiserschnitt: Alternative zur Spontangeburt, aber kein "Allheilmittel"

Wien (OTS) - Der Kaiserschnitt (Sectio Caesarea) bekam seinen
Namen nach dem berühmten römischen Feldherrn und Imperator Gaius
Julius Caesar, der seine Geburt nach dieser Entbindungsart
zweifelsohne unbeschadet und unter Erhalt seiner vollen geistigen und
körperlichen Gesundheit überstanden hat. Allerdings wissen wir nichts
über das Schicksal der Mutter, und es ist sehr wahrscheinlich, dass
sie die Geburt nicht überlebt hat.

Im dritten Jahrtausend wurden jedoch sowohl die
Operationstechniken als auch die Methoden zur intraoperativen und
postoperativen Schmerzbekämpfung so verfeinert, dass sich heute
niemand mehr vor einem Kaiserschnitt fürchten muss. Ganz im Gegenteil
wird intensiv darüber diskutiert, den Kaiserschnitt als ernsthafte
Alternative zur Spontangeburt mit ihrer Ungewissheit sowohl über den
zeitlichen Ablauf als auch über Schmerzen bzw. Komplikationen zu
betrachten.

Der Vorstand der Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie am St.
Josef Krankenhaus in 1130 Wien, Primarius Dr. Andreas Brandstetter,
berichtet, dass sich Operationstechnik und postoperatives Management
beim Kaiserschnitt in den vergangenen Jahren drastisch verbessert
haben. Das Skalpell wird nur mehr für den Hautschnitt und danach ganz
behutsam für kleine Einritzungen der nachfolgenden Gewebeschichten
wie Fascie, Muskel und Gebärmutterwand bis zur Fruchtblase
eingesetzt. Die Öffnung der Bauchhöhle und der Gebärmutter erfolgt
mit den Fingern. Auch wird bei weitem nicht mehr wie früher jede
Gewebeschicht einzeln vernäht, sondern nur mehr Gebärmutterwand,
Fascie und Haut. Wissenschaftliche Studien bestätigen einwandfrei,
dass sich dieses Procedere höchst positiv auf intraoperativen
Blutverlust, postoperative Schmerzen und die Wundheilung auswirkt.

Allerdings ist es semantisch nicht stimmig, diese Methode als
"sanft" im Vergleich zur Spontangeburt zu bezeichnen. Brandstetter
besteht deshalb darauf, Schwangeren ausführlich, objektiv und
vorurteilsfrei die Risken eines Wunschkaiserschnitt jenen einer
Spontangeburt vergleichend darzustellen.

Damit wendet er sich deutlich gegen den spürbaren Trend sowohl
medial als auch in Medizinerkreisen, von vornherein zugunsten der
Sectio Caesarea und negativ gegenüber der Spontangeburt zu
argumentieren. Zu den möglichen Gefahren beim Kaiserschnitt zählen
laut Brandstetter intraoperative Verletzungen von Nachbarorganen,
erhöhter Blutverlust, postoperative Wundheilungsstörungen,
Darmträgheit bis hin zum Darmverschluss durch Darmlähmung und in
Ausnahmefällen Blutgerinnsel-Bildung sowie die mögliche Verschleppung
in Lunge und Gehirn, woraus lebensbedrohliche Situationen entstehen
können.

Auch die laienhafte Ansicht, beim Kaiserschnitt gebe es keine
Risken für das Kind, stimmt nicht. Geringfügige Schnittverletzungen
des voranliegenden Kindesteils können bei der Eröffnung der
Gebärmutter auch bei sehr sorgfältiger Operationstechnik auftreten.
Weiters ist wissenschaftlich erwiesen, dass Kinder den
physiologischen Stress der Spontangeburt nicht als schädlich oder
störend empfinden, sondern im Gegenteil bei Sectiokindern des öfteren
durch Mangel dieser natürlichen Stresssituation die Umstellung auf
das Leben außerhalb der Gebärmutter erschwert von statten geht
("Postsectiosyndrom").

Manche Ärzte neigen dazu, die Spontangeburt zu pathologisieren und
Schwangeren alle eventuellen Komplikationen einer Spontangeburt von
Blutungen bei vorzeitiger Plazentalösung über Nabelschnurvorfall,
Herztonabfälle, bis hin zur Schulterdystokie etc. dramatisch
darzustellen - nicht zuletzt, um sich rechtlich abzusichern.

Bei aller Wertschätzung der Mündigkeit der Schwangeren plädiert
Dr. Brandstetter dringend dafür, den medizinischen Laien fundierte
Empfehlungen zu präsentieren. Wiewohl eine Kaiserschnittentbindung
zweifelsohne einfacher vonstatten geht als die zeitaufwändige, mit
einem hohen Mass an Verantwortung verbundene Spontangeburt,
bezweifelt der Primarius des St. Josef Krankenhauses, ob die Summe
der Risken für Mutter und Kind bei der Sectio Caesarea automatisch
geringer ist. Hundertprozentige Sicherheit für Gesundheit von Mutter
und Kind sind bei der Geburtshilfe nicht zu erreichen - und das wird
wohl auch im dritten Jahrtausend so bleiben.

Daten und Fakten

2003 wurden an der geburtshilflichen Abteilung des St. Josef
Krankenhauses 1258 Frauen entbunden, davon

974  spontan das sind 77,4 %,
   188  p.Sectionem = 14,9 %,
    77  p. Vacuum = 6,1 %,
    11  p. Forceps = 0,9 % sowie
    10  p. Manualhilfe = 0,8 %.

Von den 1070 Frauen ohne Sectio haben 529 (= 49,4 %) weder einen
Dammschnitt noch einen Dammriss als Folgeverletzung der Geburt
erlitten.

Rückfragehinweis:
Prim. Andreas Brandstetter, Tel.: 01/878 44-0
mailto:cpa@armstark-wien.at

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