- 12.08.2005, 08:54:13
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- OTS0031 OTW0031
Wir wollen leben!
Wien (OTS) - Die Medienberichte der letzten Tage über die
(Un)Finanzierbarkeit der Krebstherapie veranlassen uns zu folgender
Mitteilung.
Als Betroffene haben wir die Entwicklung verbesserter
Tumortherapien in den letzten Jahren mit großem Interesse verfolgt.
Wie von hochrangigen Krebsspezialisten festgehalten, droht die
Umsetzung dieser neuen Therapiemöglichkeiten nun an der
Finanzierbarkeit zu scheitern. Seitens der Kostenträger wird
versichert, dass alle Patienten die bestmögliche Therapie erhalten.
Unserer Erfahrung nach ist dies nicht zutreffend. Vielmehr gibt es in
unseren Selbsthilfegruppen Berichte von Patienten, denen die optimale
Therapie aus Kostengründen vorenthalten wurde!
Es beginnt nun eine neue Ära in der Tumortherapie. Nicht nur für
die Behandlung von Brustkrebs, sondern auch für andere
Tumorerkrankungen stehen neue Therapiemöglichkeiten (sog. Antikörper)
zur Verfügung. Diese Substanzen beginnen sich nun zu etablieren und
werden innerhalb kürzester Zeit eine enorme Kostensteigerung nach
sich ziehen. Ob in Österreich tatsächlich eine Versorgung mit der
optimalen Tumortherapie möglich ist, wird also erst die (nahe)
Zukunft weisen können. Die ersten Erfahrungen in der "Ära der neuen
Krebstherapie" stimmen jedoch pessimistisch. Denn schon jetzt ist
davon auszugehen, dass aus Kostengründen in Österreich nicht alle
Patienten nach den neuesten Standards behandelt werden können. Die
über die Medien kolportierte Zusage der Politiker/Kostenträger, dass
alle Patienten die bestmögliche Therapie erhalten, ist also nur
schwer nachzuvollziehen.
Es sei an dieser Stelle auch festgehalten, dass eine teurere
Therapie nicht immer mit Mehrkosten für das Gesundheitswesen als
Ganzes einhergeht. Eine neue Tumortherapie, die den Zeitraum bis zum
Fortschreiten/Wiederauftreten der Erkrankung verlängert, kann
durchaus Kosten einsparen (die Patienten sind länger arbeitsfähig,
müssen seltener ins Krankenhaus etc.).
Nicht zuletzt möchten wir als Betroffene das Bedauern über die
Kostendiskussion an und für sich zum Ausdruck bringen.
Überlebensverlängerung und Verbesserung/Bewahrung der Lebensqualität
von Krebspatienten sind in Österreich zu einer Frage des Geldes
geworden. Die Zwei-Klassen-Medizin ist damit eigentlich schon
Realität. Es ist an der Zeit, dass sich die politisch
Verantwortlichen deklarieren und verbindliche Zusagen machen.
Wir - als Vertreter der unterzeichnenden Selbsthilfegruppen - bleiben
jedenfalls am Ball und halten fest: "Wir wollen leben. Wir wollen
länger leben und wir wollen besser leben."
Helga Thurnher
im Namen der Selbsthilfegruppe Darmkrebs Österreich
(www.derdickdarm.org)
Gerhard Palfi
im Namen der Lymphomgesprächsgruppe
Elke Weichenberger
im Namen der Myelom Hilfe Österreich (www.myelom.at)
Rückfragehinweis:
Helga Thurnher,
E-Mail: helga.thurnher@aon.at
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