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Wiener Zeitung: Andreas Unterbergers Kommentar

Wien (OTS) - Fritz Verzetnitsch hat im ORF so betont ausweichend
auf die Frage geantwortet, ob er als SPÖ-Chef zur Verfügung stünde, dass man sich einen deutlichen Reim darauf machen kann. Damit gibt es eine gleichsam offiziöse - natürlich nicht offizielle - Bestätigung für die vielen Gerüchte, die mit dem Wechsel von Alfred Gusenbauer zu Fritz Verzetnitsch rechnen. Uneinig sind sich die Analysen nur über den wahrscheinlichen Zeitpunkt: vor oder nach den Nationalratswahlen?

Damit fügen sich immer mehr Puzzlesteine zu einem relativ klaren Bild namens: "Die Wiederkehr der großen Koalition" zusammen.

- In der SPÖ kann nur jemand mit einem intensiven Stallgeruch wie Verzetnitsch an die Spitze kommen. Gerhard Zeiler hat sich lediglich zu dem Zweck als Kandidat nennen lassen, um seinen Marktwert bei RTL zu erhöhen.

- Wolfgang Schüssel hat im Vorjahr den wichtigsten Kurswechsel seiner Kanzlerschaft vollzogen: Er sucht nach den Anfangsjahren der Polarisierung nun - angesichts der wachsenden Unverlässlichkeit seines Koalitionspartners, der bis auf Hubert Gorbach alle liberalen Elemente verloren hat, - wieder öfter den Konsens mit der Gewerkschaft. Er erhält diesen zwar nur selten, konnte aber immerhin das sozialpartnerliche Klima deutlich verbessern. Streiks sind wieder außer Mode gekommen.

- In der ÖVP lösen sich die Illusionen über die Möglichkeit einer schwarz-grünen Koalition langsam in Luft auf. Sowohl Alexander Van der Bellen wie Eva Glawischnig, die bei den Grünen fast als einzige damit sympathisiert haben, haben an Durchsetzungskraft verloren.

Dennoch jede Wette: Wenn es sich mit mindestens drei Mandaten Vorsprung ausgeht, findet Rot-Grün statt. Durch dieses Abenteuer muss jedes Land einmal durch. Und wenn es wider alle Umfragen doch noch einmal eine ausreichende schwarz-orange/blaue Mehrheit geben sollte, wird wieder diese regieren. Das Projekt Verzetnitsch taugt daher nur für 50:50- oder andere Krisensituationen.

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Wer ist schon für "Zwang"? Auch die Zwangsernährung abgelehnter Asylwerber ist nicht populär. Norbert Darabos und einige Aktivisten lehnen sie daher strikt ab. Man wäre freilich dankbar, wenn sie einen anderen Weg zeigen könnten, der verhindert, dass sich mittels eines Hungerstreiks jeder die Legalisierung der Einwanderung nach Österreich erpressen kann. Verhungern lassen ist ja wohl auch nicht die gewünschte Alternative zur Zwangsernährung. Der dritte Weg aber heißt: grünes Licht für Millionen Einwanderungswillige. Selbstzerstörerische Liberalität spricht sich rasch herum.

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