Ausgabe vom 08.06.2005
Graz (OTS) - Just an seinem 51. Geburtstag setzte
Verteidigungsminister Günther Platter gestern den heikelsten Schritt
im Zuge der Bundesheerreform: Er legte im Ministerrat die
Schließungsliste für Kasernen vor. Ein Drittel aller Standorte, womit
selbstredend nicht nur Kasernen gemeint sind, sollen bis 2010
geschlossen werden. Auf den ersten Blick ein tiefer Schnitt. Von
"Kahlschlag" ist die Rede.
Bei genauerem Hinsehen zeigt sich allerdings, dass sich die
Landeshauptleute heftig in Stellung gebracht hatten und da und dort
durchaus mit ihrem Abwehrkampf punkten konnten. Der österreichische
Föderalismus hat ihnen bei dieser neuen Art der Raumverteidigung
durchaus geholfen. Das Match endete mit einem hoch verdienten
Unentschieden.
Immerhin, ein Anfang ist gemacht und der Garnisonen-Gürtel, dessen
Struktur noch aus der Zeit der k. u. k. Monarchie stammt und
Österreich in den Zeiten des Kalten Krieges rüsten sollte, an einigen
Stellen aufgeschnürt.
Die überladenen Raumstrukturen sollten nun Schritt für Schritt
schwinden und auch in Österreich das moderne Konzept standardisierter
Modellkasernen Einzug halten.
Für ein kleineres, schlankeres Heer, das am Ende des Reformprozesses
2010 stehen soll, ist ohnedies noch immer ausreichend Platz
vorhanden.
Spätestens in ein paar Jahren, wenn es zum offiziellen Ende der
Wehrpflicht kommen wird, dann erst recht.
Denn die Bundesheerreform zielt, ohne dass es aus politischen
Erwägungen ausgesprochen wird, auf eine Berufsarmee, in der
einstweilen noch einige Rekruten in einer sechsmonatigen Kurzschulung
ausgebildet werden - junge Männer, die es aus irgendwelchen Gründen
eben nicht zum Zivildienst geschafft haben. Für die Katastrophenhilfe
im Inland wird das Rüstzeug schon reichen, der Auslandseinsatz, die
neue Kernkompetenz des Bundesheeres, obliegt sowieso den Profis in
Uniform.
Eine österreichische Lösung schlechthin. Dieses Prädikat verdient
auch die Entscheidung in der Standortfrage für das neue
Superkommando. Militärisch durchaus sinnvoll, werden vier Kommanden
zu einem zusammengefasst und im selben Atemzug aus politischen
Gründen je zur Hälfte auf Graz und Salzburg wieder aufgeteilt.
Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller ist nicht ganz
durchgefallen, und Waltraud Klasnic darf sich im Landtagswahlkampf
beim Thema Sicherheit über Platters Schützenhilfe durchaus freuen.
Auch das ist Heeresreform in Rot-Weiß-Rot - ein waschechter
politischer Bazar. ****
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