Linz (OTS) - Immer öfter werden Arbeitnehmer/-innen im
Krankenstand gekündigt. Das ist zwar rechtlich gedeckt, allerdings
muss der Lohn weiter gezahlt werden, wenn der Krankenstand länger
dauert als die Kündigungsfrist. "Viele Unternehmen tun das nicht",
kritisiert AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer und fordert die
Wiedereinführung des Entgeltfortzahlungsfonds.
Eine Arbeitnehmerin hatte viele Jahre bei einem Linzer Modehaus
gearbeitet. Während eines zweimonatigen Krankenstandes wurde sie vom
Dienstgeber gekündigt. Da der Krankenstand über die Kündigungsfrist
hinaus dauerte, hatte die Frau Anspruch auf Entgeltfortzahlung.
Dieser wurde ihr jedoch vom Arbeitgeber verwehrt. Erst auf Druck der
AK Oberösterreich zahlte das Modehaus den offenen Betrag in Höhe von
1100 Euro.
Solche Fälle kommen öfter vor als man glaubt. Unternehmen kündigen
ihre erkrankten Mitarbeiter/-innen, um Kosten zu sparen. Oft
versprechen sie eine Wiedereinstellung, wenn der/die Arbeitnehmer/-in
eine einvernehmliche Lösung unterschreibt.
Rechtlich ist diese Vorgehensweise gedeckt, weil es - entgegen
einer weit verbreiteten Ansicht - keinen Kündigungsschutz im
Krankenstand gibt. Allerdings muss der Dienstgeber den Lohn weiter
zahlen, wenn der Krankenstand länger dauert als die Kündigungsfrist
-und zwar für die Dauer des Krankenstandes, längstens jedoch für die
gesetzlich festgelegte Dauer des Entgeltfortzahlungsanspruches. Das
gilt jedoch nicht bei einvernehmlicher Auflösung des
Dienstverhältnisses, hier gibt es keinen Anspruch auf
Entgeltfortzahlung.
"Wir können nicht verhindern, dass Arbeitnehmer/-innen im
Krankenstand gekündigt werden, weil es die Rechtslage erlaubt",
stellt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer fest, "aber in so einem Fall
soll wenigstens gesichert sein, dass die Leute zu ihrem Geld kommen."
Daher fordert die AK, dass der Entgeltfortzahlungsfonds wieder
eingeführt wird.
"Die Regierung hat auf Betreiben der Industrie den
Entgeltfortzahlungsfonds aufgelöst. Seither tragen die
Unternehmer/-innen die Lohnfortzahlung für Mitarbeiter/-innen im
Krankenstand selber. Dieser Belastung versuchen sich manche auf
Kosten der Beschäftigten zu entziehen", stellt Kalliauer fest und
fordert daher: "Der Entgeltfortzahlungsfonds muss wieder eingeführt
werden, um die unmenschlichen Praktiken auf dem Rücken der
Arbeitnehmer/-innen abzustellen!"
OTS0016 2005-05-06/08:30
OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | AKO