• 03.05.2005, 10:06:02
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ÖAMTC-Test: Die Qual der richtigen Getriebe-Wahl

Alternative Konzepte zwischen sparsamem Schaltgetriebe und komfortabler Automatik

Wien (ÖAMTC-Presse) - Die einen schwören darauf, für die anderen
kommt ein Automatik-Getriebe absolut nicht in Frage. Aber welches
Getriebe ist für wen am besten geeignet? Der ÖAMTC hat jetzt Pkw mit
Schaltgetriebe und Automatik gegeneinander antreten lassen.
Testkandidaten prüften die Konzepte Audi A4, BMW 330i, Mazda 3 und VW
Touran auf Vor- und Nachteile. "Wer die Sparsamkeit einer
Handschaltung mit dem Komfort eines Automatik-Getriebes kombinieren
will, dem bieten sich einige Alternativen. Allerdings muss man dafür
oft tief in die Tasche greifen", weiß ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl.

Generell unterscheidet man zwischen fünf teils altbewährten teils
komplett neuen Systemen am Markt: Getestet wurden Fünf- und
Sechs-Gang-Schaltgetriebe, ein modernes und ein älteres
Automatik-Getriebe, ein automatisiertes Schaltgetriebe, ein
Direktschaltgetriebe mit Doppelkupplung und ein stufenloses Getriebe.
Der Test setzte sich aus subjektiven Beurteilungen einerseits und aus
messtechnischen Kriterien andererseits zusammen: Bedienung,
Fahrverhalten, Schaltkomfort, Fahrleistung, Spritverbrauch,
Abgas-Emissionen, Wartung und Kosten.

* Fahren mit Handschalt-Getriebe ist gelernt und bewährt. Wer
richtig damit umzugehen weiß, kann außerdem Sprit sparen. Ein
Nachteil: Im Stau fahrend kann einem das ständige Kuppeln und
Schalten auf die Nerven gehen.

* Automatik-Getriebe haben anstelle der herkömmlichen Kupplung
einen Drehmomentwandler. Das bringt den Vorteil, dem Fahrer das
Anfahren (speziell am Berg) zu erleichtern und das Schalten
abzunehmen. Wer will, kann die Gangwahl auch selbst übernehmen (etwa
beim bergab Fahren zur Nutzung der Motorbremswirkung). Dem
Fahrkomfort-Plus beim Automatik-Getriebe stehen höhere
Anschaffungskosten und mehr Spritverbrauch gegenüber. Aber je mehr
Gänge ein Automatik-Getriebe hat, desto fahraktiver und gleichzeitig
sparsamer ist es.

* Der Vorteil des automatisierten Schaltgetriebes liegt in der
einfachen und kostengünstigen Bauart eines manuellen Getriebes
kombiniert mit den Annehmlichkeiten einer Automatik. Gangwechsel und
Betätigung der Kupplung sind automatisiert. Drehzahlen werden niedrig
gehalten, der Spritverbrauch wird reduziert. Man kann die Gänge aber
mit Schaltwippen am Lenkrad oder per Schalthebel auch manuell wählen.
Von allen Neuentwicklungen gibt es die geringsten Mehrkosten im
Vergleich zum Schaltgetriebe. Der Nachteil ist das erhöhte Potenzial
für Fehlbedienung: Durch die nicht einheitliche Funktionsweise des
Schalthebels bei der manuellen Gangwahl (bei BMW muss man ihn zum
Hochschalten nach hinten ziehen, bei anderen Herstellern nach vorne
oder zur Seite) kann man in hektischen Situationen falsch schalten.

* Das Direktschalt-Getriebe (DSG), bestehend aus zwei
Teilgetrieben mit je einer eigenen Kupplung, ist nur bei VW
erhältlich. Im zweiten Getriebe (Gänge 2, 4 und 6) ist der Gang
vorgewählt, der auf den Gang folgt, der gerade im ersten Getriebe
(Gänge 1, 3 und 5) aktiviert ist. Es kommt zu keiner
Zugkraftunterbrechung, die Motorkraft wird ruckfrei von einem Gang an
den nächsten weitergereicht. Die Beschleunigungswerte sind besser als
beim Handschalt-Getriebe, der Verbrauch in etwa gleich. Der Komfort
ist ähnlich gut wie beim Automatik-Getriebe. Der Nachteil: Diese
Variante hat aber auch ihren Preis.

* Auch stufenlose Getriebe (CVT) vereinen den niedrigen Verbrauch
der Schaltgetriebe mit dem Komfort eines Automatik-Getriebes. Die
Änderung der Übersetzung geschieht ohne spürbaren Schaltvorgang, das
Beschleunigen ohne Zugkraftunterbrechung bei nahezu gleichbleibender
Motordrehzahl. Daraus ergibt sich ein sportliches Fahrgefühl.
CVT-Getriebe werden von Audi, Nissan und der A-Klasse von Mercedes
angeboten. Wiederum nichts für kleine Brieftaschen: Die
Anschaffungskosten sind deutlich höher.

Empfehlungen für die Wahl des richtigen Getriebes

"Eine generelle Empfehlung, welches Getriebe im Auto man nehmen
soll, gibt es nicht", fasst Kerbl die Testergebnisse zusammen. Es
lassen sich aber je nach Fahrzeugklasse und Praxisgebrauch
Empfehlungen ableiten:

1. Automatikgetriebe brauchen mehr Leistung und große Limousinen
mit starken Motoren sind mit Schaltgetriebe nicht so souverän
fahrbar. "Ebenso wird man keinen VW Polo mit Automatik-Getriebe
kaufen", erläutert Kerbl. "Den Verlust an Leistung kann ein
leistungsstarkes Fahrzeug leichter kompensieren als der ohnehin schon
schwache Kleinwagen." Im Test zeigt sich der BMW 330i mit
Stufenautomat am ausgewogensten.

2. Für Langstrecken-Fahrer auf der Autobahn ist ein manuelles
Schaltgetriebe ausreichend. "Wenn es sich im Stadtverkehr staut, wird
einem beim Stop-and-Go der Komfort fehlen, den ein automatisches
Getriebe bietet", meint Kerbl.

Getriebekonzepte weiter verbessern

"Optimierte Schaltstrategien können den Spritverbrauch und damit
die Umweltbelastungen reduzieren", zieht der ÖAMTC-Techniker Bilanz
aus dem Test. Sein Appell in Richtung Hersteller: Getriebe sollten
jedenfalls nach ökonomischen und ökologischen Aspekten konstruiert
und ausgelegt werden. Außerdem muss die Gefahr der Fehlbedienung
möglichst minimiert werden.

(Schluss)
ÖAMTC-Pressestelle/Elvira Oberweger

OTS0078    2005-05-03/10:06

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