- 28.04.2005, 09:41:35
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Inkassoverband Österreich: Weitere Verschlechterungen bei den Insolvenzen erwartet, Privatkonkurse steigen rasant
Der Inkassoverband Österreich (IVÖ) als Interessenvertretung von über 30 Inkassounternehmen hat im März 2005 eine Mitgliederbefragung durchgeführt.
Wien (OTS) - Das Ergebnis sieht wie folgt aus:
Rund 1/3 der befragten Inkassoinstitute erwarten binnen
Jahresfrist eine Verschlechterung der Zahlungsmoral der Schuldner.
Wobei das Zahlungsverhalten der Privatschuldner sich im Vergleich zu
den gewerblichen Schuldnern eklatant verschlechtert. Als
Hauptursachen für das Nichtzahlen offener Rechnungen werden bei den
privaten Schuldnern Überschuldung, Arbeitslosigkeit, momentane
Liquiditätsengpässe und in der Hälfte der Fälle sogar vorsätzliches
Nichtzahlen angeführt. Bei den gewerblichen Schuldnern werden neben
der Überschuldung des Unternehmens Umsatzschwäche und bewusstes
Ausnützen der Zahlungsziele und deren Überschreitung schlagend.
Bei den Jungunternehmen sehen die österreichischen
Inkassoinstitute lediglich in einem von drei Fällen eine schlechtere
Zahlungsmoral als bei etablierten Unternehmen. Für 60% gibt es keine
Unterschiede. Auf die Frage wie sich die Zahlungsmoral in Österreich
bis Ende 2005 entwickelt, sagten 40% der Inkassounternehmen, dass
diese sich verschlechtern werde. Bei den Branchen mit den größten
Zahlungsproblemen führt die Bauwirtschaft (77,8%) vor den
Privatpersonen (59,3%) und dem Gastgewerbe/Lebens- und
Genussmittelgewerbe (51,9%).
Bei der Einschätzung der gewerblichen und privaten Insolvenzen
erwartet die überwältigende Mehrheit der IVÖ-Mitglieder (81,5% bzw.
92,6%) steigende Insolvenzen. Ebenso wird die Zahl der
Konkursabweisungen (mangels Masse) steigen.
88,9% sehen eine negative Beeinflussung des Zahlungsverhalten der
nicht-kommerziellen Schuldner seit der Einführung des
"Privatkonkurses" am 1.1.1995. Dies hat sich vor allem in einer
geringeren Bereitschaft zur Zahlung und einer geringeren Scheu vor
einer Klage geäußert. Viele Private verwenden das Argument: "Wenn
mein Vergleichsvorschlag nicht akzeptiert wird, gehe ich eben in
Privatkonkurs."
Bei Forderungen über EUR 100.000 hat sich das Zahlungsverhalten
für 40,7% der Befragten verschlechtert, während 77,7% bei Forderungen
unter EUR 100.000 eine unveränderte Lage sehen. Von den übergebenen,
offenen Forderungen betreffen 2/3 private Schuldner. Obwohl die
Erfolgsquote der Gerichtsvollzieher im wesentlichen unverändert
geblieben ist, haben über die Hälfte der Inkassounternehmen mit der
Erledigungszeit der Exekutoren in den letzten Jahren schlechte
Erfahrungen gemacht. Die Einbringungsquote bei Dubiosen (ausgeklagte
Forderungen) liegt innerhalb von 3 Jahren bei 9,55%, innerhalb von 5
Jahren bei 15,12% und innerhalb von 10 Jahren bei 22,12%.
"Zusammenfassend lässt sich festhalten, die Inkassobranche
erwartet weiterhin steigende Insolvenzen. Im Baugewerbe und bei den
Privatkonkursen ist die Lage äußerst kritisch", sagt IVÖ-Präsident KR
Manfred Ratz.
OTS0052 2005-04-28/09:41
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