• 22.03.2005, 10:00:19
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ÖAMTC präsentiert RoadSigns-Umfrage: 58 Prozent kritisieren "zu viele Schilder" (Teil 1)

Club stellt fest - bis zu ein Drittel aller Verkehrszeichen auf Österreichs Straßen ist überflüssig

Wien (ÖAMTC-Presse) - ÖAMTC-Schätzungen zufolge gibt es in
Österreich über zwei Millionen Verkehrsschilder entlang der
heimischen Straßen, und täglich werden es mehr. "Zu viele Zeichen
gefährden die Verkehrssicherheit, weil sie die menschliche
Wahrnehmungsfähigkeit überfordern", warnt ÖAMTC- Verkehrstechniker
Roman Michalek. Die aktuelle RoadSigns-Umfrage, die europaweit
gemeinsam mit neun Schwesterclubs durchgeführt wurde, bestätigt
diese Einschätzung. Gleich 58 Prozent der befragten österreichischen
Autofahrer kritisieren, dass es zu viele Schilder auf Österreichs
Straßen gibt. "Gefahrenzeichen sind wichtig, aber zu viele, schlecht
positionierte und verwirrende Schilder verunsichern", fasst Michalek
die Ergebnisse zusammen. "Der ÖAMTC ist überzeugt, dass bis zu ein
Drittel aller Verkehrszeichen auf Österreichs Straßen überflüssig
ist und entfernt werden könnte. Das Fehlen hätte keine Auswirkungen
auf die Verkehrssicherheit."

Die österreichischen Ergebnisse im Detail

* 58 Prozent der befragten österreichischen Autofahrer sind laut
ÖAMTC der Meinung, dass es auf Österreichs Straßen zu viele
Verkehrsschilder gibt. Damit liegt Österreich in der europaweiten
Studie deutlich über dem Durchschnitt an zweiter Stelle. Nur in
Deutschland sind mit 75 Prozent noch mehr Autofahrer unzufrieden mit
der Situation. Zufrieden hingegen ist man in Norwegen: Dort glauben
nur 19 Prozent der Autofahrer, dass weniger Schilder besser wären.
Auch die Spanier und die Holländer sehen wenig Handlungsbedarf. Der
ÖAMTC-Experte ortet in der Überfrachtung des österreichischen
Straßenraumes ein erhebliches Sicherheitsrisiko: "Dem Fahrer ist es
praktisch unmöglich, mehr als drei Verkehrszeichen gleichzeitig
wahrzunehmen und zu erkennen, auch wenn die Schilder beim Annähern
mehr als zwei Sekunden im Sichtbereich liegen", sagt Michalek. Damit
geht der Blick auf wichtige Ge- und Verbote sowie
Gefahrenwarnzeichen verloren. Doch nicht nur die Anzahl der Schilder
ist ein Problem, sondern auch die Qualität.

* Elf Prozent der befragten österreichischen Autofahrer empfinden
viele Schilder als falsch platziert. Damit ist einerseits gemeint,
dass die Beschilderung nicht der Verkehrssituation und der
Straßenführung entspricht. Andererseits sind Schilder häufig z.B.
durch Büsche oder andere Schilder verdeckt, stehen zu knapp am
Gefahrenpunkt oder sind unübersichtlich aufgestellt. "Wenn ein
Schild in unmittelbarer Nähe zu großflächigen Werbeplakaten
angebracht ist, wird es nicht mehr wahrgenommen", sagt der
ÖAMTC-Experte.

* Acht Prozent der Befragten bemängeln, dass viele Schilder
"unklar" sind. Den Autofahrern fehlt laut ÖAMTC oft der
Informationsgehalt auf den Verkehrszeichen. Außerdem empfinden es
die Autofahrer als besonders ärgerlich, wenn Verkehrszeichen
einander widersprechen. "Das klingt zwar unglaublich, aber es kommt
immer wieder vor, dass die Informationen auf zwei nebeneinander
positionierten Zeichen vollkommen widersprüchlich sind", sagt der
ÖAMTC-Experte.

* 19 Prozent der befragten österreichischen Autofahrer berichten,
dass sie schon wegen schlechter oder falsch aufgestellter
Verkehrszeichen in einer gefährlichen Situation waren. Im
europäischen Vergleich liegt Österreich mit diesem Wert zwar
deutlich unter dem Durchschnitt, "aber jede Gefahrensituation ist
eine zuviel", relativiert Michalek. "Es darf nicht sein, dass
Verkehrzeichen, die eigentlich unterstützen sollen, zur Gefahr
werden". In Italien sehen sich 58 Prozent der befragten Autofahrer
durch falsch platzierte Schilder gefährdet, in Spanien sind es 55
Prozent.

* Trotz der vielen Ärgerquellen werden Verkehrszeichen, vor allem
Gefahrenwarnzeichen, als sinnvoll empfunden. Neun von zehn
österreichischen Autofahrern werten Gefahrenwarnzeichen laut
ÖAMTC-Umfrage als sehr wichtig und hilfreich. Gerade auf unbekannten
Strecken verlassen sich 76 Prozent der befragten österreichischen
Autofahrer auf Hinweise, um mit der Verkehrssituation
zurechtzukommen und sich zu orientieren. Einwandfrei positionierte
Verkehrszeichen mit klaren Aussagen helfen den Verkehrsfluss in Gang
zu halten und tragen zur Verkehrssicherheit bei.

Für den Club sind die Erkenntnisse aus der Studie ein klarer
Auftrag: "Die österreichischen Autofahrer wollen durch
Verkehrszeichen gewarnt und informiert werden, wehren sich aber
gegen eine Überregulierung", sagt der ÖAMTC-Experte. "Es kann nicht
sein, dass für jede neue Information ein Schild angebracht wird,
ohne die vorhandenen damit abzustimmen. Das Motto muss lauten
'weniger ist mehr'", wünscht sich Michalek stärker
lösungsorientierte Vorgaben in der StVO (Straßenverkehrsordnung).
"Schilder beseitigen keine Verkehrsprobleme. Sie sollten wirklich
nur dort aufgestellt werden, wo es die Situation erfordert."

Das Praxisbeispiel Selm

Dass die Einschätzung des ÖAMTC und vieler österreichischer
Autofahrer der Realität entspricht, zeigt ein Versuch des ADAC in
Deutschland. Dort wurde gemeinsam mit der Polizei in der Stadt
Selm/Westfalen die Probe aufs Exempel gemacht. Unter Aufsicht von
Experten ortete man unter 1.100 Verkehrsschildern 600 vermeintlich
überflüssige, die man verhüllte. Das Ergebnis nach zwei unfallfreien
Tagen unter Experten-Beobachtung und reger Bürgerbeteiligung: Von
600 verhüllten Tafeln konnten 471 entfernt werden.

Kahlschlag auf Autobahnen schon angelaufen

Auch in Österreich konnte der ÖAMTC erste Erfolge verbuchen.
Blickfeld-Untersuchungen im Rahmen des ÖAMTC-Tunneltests haben
ergeben, dass auf Autobahnen zwei Drittel der seitlich aufgestellten
Schilder bei hoher Verkehrsdichte oder in besonders kritischen
Situationen nicht mehr wahrgenommen werden. Der ÖAMTC hat bereits
erreicht, dass vor allem vor Tunnels ein Kahlschlag des
Schilderwaldes erfolgt ist und verstärkt Überkopf-Schilder für
wichtige Informationen verwendet werden.

EUROTEST sorgt für europaweite Sicherheit

Die RoadSigns-Umfrage ist Teil des EUROTEST-Programmes 2005.
Diese größte Testorganisation Europas steht mit dem ÖAMTC als
Gründungsmitglied für Sicherheit in der Mobilität. Reifen,-
Fahrwerk- und Straßentests sind ebenso Kernprogramme wie die Tests
von Tunnels, Raststätten, Bahnhöfen, Fährschiffen und Reisebussen.
Die Generaldirektion Verkehr der EU ist bestrebt, aus den
Testerkenntnissen EU-Richtlinien abzuleiten. Diese gibt es auf
Betreiben der Clubexperten bereits für Fährschiffe und Tunnels in
ganz Europa. Der ÖAMTC ist außerdem Schaltstelle für die Ausweitung
der Testprogramme in die neuen EU-Länder in Osteuropa.

Aviso an die Redaktionen:
Grafiken und Fotos zu dieser Meldung finden sich auf der Homepage
des Clubs im Internet unter http://www.oeamtc.at/presse/ (Stichwort:
RoadSigns).

(Schluss)
ÖAMTC-Pressestelle/Claudia Kesche

OTS0071    2005-03-22/10:00

OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | OCP

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