- 18.03.2005, 12:08:43
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ARGE-Daten: "e-card bringt Big-Brother-System für Ärzte und Patienten"
Wien (OTS) - Mit der Einführung der e-card werden alle Kassenärzte
an ein einheitliches Kommunikationsnetzwerk angeschlossen. Zusätzlich
errichtet man einen Kontrollpunkt, wo sämtliche Patienten- und
Medizin-Daten der Ärzte zusammenlaufen: Den sogenannten Peering
Point. Die Folge sind gläserne Ärzte und Patienten, einem möglichen
Datenmissbrauch ist Tür und Tor geöffnet.
Für Hans Zeger, den Obmann der ARGE Daten, sind die Pläne der
Peering Point GmbH "eine krasse Einschränkung der
Informations-Freiheit der Ärzte und Patienten." Ihn erinnert das
geplante Modell an Nordkorea, denn: "In Nordkorea hat das Internet
auch nur einen Knoten. Wenn ein Nordkoreaner eine Homepage aufrufen
will, muss diese vorher von einem Zensor freigeschaltet werden. Es
ist völlig unglaublich, dass es auch in Österreich bald so etwas
geben soll."
Fest steht: Mit der Einführung der e-card werden alle Ordinationen
der niedergelassenen Ärzte mit ADSL ausgestattet. Diese spezielle
ADSL-Leitung verfügt über zwei Kanäle. Der erste Kanal dient der
Übertragung der e-card-Daten an den Hauptverband der
Sozialversicherungsträger. Über den zweiten Kanal, die sogenannte
Mehrdienstleitung, läuft dann in Zukunft jede andere Form der
Ärzte-Kommunikation, z. B. Internet, e-mail-Verkehr, das
elektronische Rezept oder die Befundübermittlung.
Der Haken dabei: Sämtliche Daten dieser beiden Leitungen sind
künftig über einen einheitlichen Kontrollpunkt abrufbar, den
sogenannten Peering Point. Das, so das Argument, soll angeblich eine
größere Datensicherheit garantieren. Tatsache ist jedoch, dass die
von Hauptverband und Ärztekammer zu gleichen Teilen neu gegründete
Peering Point GmbH damit in den Besitz eines absoluten
Informationsmonopols gelangt. Auf Knopfdruck kann man so künftig das
Verschreibungsverhalten der Ärzte kontrollieren und - was heute noch
nicht möglich ist - die Verschreibungen der Ärzte auch mit den
einzelnen Krankengeschichten und Patientendaten in Zusammenhang
bringen. Nebenbei ist es mit diesem System auch problemlos möglich,
den e-mail-Verkehr oder die Internet-Nutzung der Ärzte zu
überwachen.
"Die Folge sind absolut gläserne Ärzte und Patienten, das Motto
lautet: Big Brother is watching you", kritisiert Datenschützer Zeger
und vermutet dahinter "den wahren Zweck der e-card. Unter dem
Deckmantel der Datensicherheit etabliert man ein System, das in
Wahrheit einem möglichen Datenmissbrauch Tür und Tor öffnet. Niemand
kann sagen, was die Peering Point GmbH mit dieser Datenfülle
letztendlich anstellt. Und es bleibt die Frage: Wer kontrolliert die
Kontrolleure?"
Zeger sieht im Peering Point außerdem die Gefahr von "kriminellen
und legistischen Begehrlichkeiten: Wer kann heute ausschließen, dass
über den Peering Point in zwei Jahren die Wirtschaftlichkeit von
Ordinationen überprüft wird? Wer kann verhindern, dass diese
sensiblen Daten an Organisationen oder Privatpersonen weitergegeben
werden?" Neben den vielen ungelösten Sicherheitsfragen stößt sich
Zeger vor allem an den Kosten des neu geschaffenen
Informationsmonopols: "Auf Kosten der Versicherten etabliert man ein
teures System, dessen Mehrwert fraglich ist". Denn die
Datensicherheit, so Zeger, sei heute bereits in ausreichendem Maße
gewährleistet, dafür brauche es keinen Peering Point.
OTS0130 2005-03-18/12:08
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