Wien (OTS) - Otto Binder, der langjährige Generaldirektor der
Wiener Städtischen Versicherung, ist gestern, am 15. Februar 2005,
unerwartet an einem Herzversagen im 96. Lebensjahr verstorben.
Otto Binder wurde am 2. Jänner 1910 geboren und schloss sich
frühzeitig der Sozialistischen Bewegung an. Er leitete eine
Bezirksgruppe der Sozialistischen Jugendorganisation und wurde in der
Zeit des Ständestaates vorübergehend inhaftiert. Nach der
Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahre 1938 wurde
Otto Binder in das Konzentrationslager Dachau und dann in das
Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert. Nach einjähriger Haft im
Konzentrationslager gelang es Freunden von Otto Binder (dem
sogenannten Matteotti-Komitee) eine Ausreisegenehmigung zu erlangen,
die mit einer Entlassung aus dem KZ verbunden war. Binder emigrierte
nach Schweden und erlernte dort den Beruf eines Metallarbeiters und
war mehrere Jahre als Metallarbeiter und später als Angestellter
einer schwedischen Versicherungsgesellschaft tätig. In der
schwedischen Emigration heiratete er seine langjährige Gefährtin Anni
Pusterer.
1949 kehrte Otto Binder mit seiner Familie nach Wien zurück und
fand wieder eine Anstellung bei der Wiener Städtischen Versicherung.
Nach relativ kurzer Zeit wurde er zum Generalsekretär der Wiener
Städtischen Versicherung bestellt und stieg dann zum Generaldirektor
auf. Er leitete die Wiener Städtische Versicherung 22 Jahre mit
großer Umsicht und großem Erfolg, der auch allgemein Anerkennung
fand. Während der Leitung der Wiener Städtischen Versicherung durch
Generaldirektor Binder nahm das Unternehmen einen eindrucksvollen
Aufschwung. Auch der Bau des Wiener Ringturmes als Bürogebäude für
die Wiener Städtische Versicherung fällt in die Zeit der Tätigkeit
von Otto Binder.
Das große Vertrauen, das in seine wirtschaftlichen Fähigkeiten
gesetzt wurde, führte dazu, dass er auch zum Präsidenten des
Aufsichtsrates der Austrian Airlines bestellt wurde und in dieser
Funktion jahrelang tätig war. Nach seinem Übertritt in den Ruhestand
nahm Otto Binder weiterhin rege am wirtschaftlichen und politischen
Leben unseres Landes Anteil. Er verfasste ein autobiographisches Buch
unter dem Titel "Wien - retour", das viel Aufmerksamkeit fand. Binder
stellte sich auch als Zeitzeuge bei vielen Diskussionen und in vielen
Gesprächen mit Journalisten und Historikern zur Verfügung. Noch vor
wenigen Tagen nahm er an öffentlichen Veranstaltungen teil, und auch
für die nächsten Wochen waren noch viele Termine mit Freunden,
Journalisten und Historikern vereinbart worden.
Otto Binder hinterlässt drei Kinder und sieben Enkel.
Otto Binder wurde am Dienstag früh mit Herzbeschwerden in ein
Wiener Krankenhaus eingeliefert, wo er in den Mittagsstunden
verstarb.
OTS0219 2005-02-16/15:11
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