- 06.12.2004, 11:01:07
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"Diesseits von Afrika. Entdeckung Lesachtal" am 8. Dezember im ORF
Harald Friedl zeigt: Afrika beginnt in Kärnten
Wien (OTS) - "Neugierig sein die Leut' im Lesachtal wohl." Die
Sprachwissenschafterin Regina Unterguggenberger aus Tscheltsch bei
Liesing bringt einen Wesenszug der Menschen in diesem abgeschiedenen
Kärntner Tal auf den Punkt. Auch wenn sie hinzufügt: "So wie überall
wahrscheinlich." Aber nicht überall halten die Menschen einen
Feldstecher griffbereit, um zu beobachten, was rundherum geschieht.
Das Lesachtal, ein wunderschönes Stück Kärnten, hat mit seiner
ausgewiesenen Kulturlandschaft allerlei Eigenheiten zu bieten, die
wohl einmalig sind. In seinem Film "Diesseits von Afrika. Entdeckung
Lesachtal" verknüpft Harald Friedl die vielen Besonderheiten dieses
Tales und seiner Menschen zu einer opulent gestalteten
Kulturdokumentation mit vielen Überraschungsmomenten - zu sehen in
ORF 2 am Mittwoch, dem 8. Dezember, um 21.55 Uhr. In seinem Film
erzählt Friedl spannende Geschichten aus dem Lesachtal, das vor
einigen Jahren zum schönsten Tal Europas erklärt worden war, und
reiht sich damit ein die neue ORF-Reihe bildgewaltiger und
außergewöhnlicher Feiertagsdokumentationen der ORF-Hauptabteilung
Kultur, in der bereits "Fürstliche Schätze - Die Liechtenstein Saga",
"Hinter den Fassaden - Die Wiener Ringstraße" und "Der
Mehlspeis-Adel" zu sehen waren.
Da gibt es zunächst einmal die geologische Besonderheit: Afrika
beginnt in Kärnten. Generationen von Geologen kommen aus allen Teilen
der Welt hierher, um den Verlauf der Periadriatischen Naht (wo die
afrikanische und die europäische Platte aufeinander stoßen) entlang
der Karnischen Alpen zu studieren. Und Fossilien machen deutlich,
dass es dort, wo heute prachtvolle Berge - weiße und dunkle - für
einen herausragenden landschaftlichen Reiz sorgen, einst ein Meer
gab.
Eine andere Besonderheit ist der weitgehend unbekannte Bezug des
Lesachtals zur Lagunenstadt Venedig: Der gemeinsame Nenner ist das
Holz, das in diesem Tal so reichlich vorhanden ist und besonders
haltbare Stämme abgibt, so dass ein Teil Venedigs auf Pfählen aus
Kärnten ruht. Früher wurden ganze Bäume zum Bau der prächtigen
Palazzi benötigt, heute ist das Lesachtaler Schnittholz besonders
gefragt - zum Ausstatten venezianischer Bauten. Venedigs
Alltagskultur wird also immer noch vom Holz aus Kärnten mitgeprägt.
Aber auch einer der größten Künstler, die Venedig prägten, war mit
dem Lesachtal verbunden: Tizian, der Schöpfer großartiger Gemälde,
war von Beruf Holzhändler. Der Mann aus Pieve di Cadore, auf der
italienischen Seite der Karnischen Alpen, hatte ein Legat, um im
Lesachtal Holz einzukaufen.
Der einstige Holzhändler fand in Venedig zu seiner wahren Berufung:
Tizians grandiose Assunta, das sieben Meter hohe Gemälde der
Muttergottes in der Kirche Santa Maria Gloriosa di Frari, prägte die
bildende Kunst dank seines kraftvollen Rots und der Lebendigkeit der
Darstellung wie kein anderes Kunstwerk. Dieses Bild wurde oft kopiert
- auch für die Kirche des Klosters Maria Luggau, dem bekannten
Wallfahrtsort im Lesachtal. Dieses lang gestreckte Tal ist reich an
religiöser Kunst. Vieles wurde von Künstlern geschaffen, über die wir
heute nichts mehr wissen. Die Darstellung des Jüngsten Gerichts in
der Kirche von St. Lorenzen vermag auch anspruchsvolle Kunstkritiker
zu entzücken.
Von der Malerei zur Musik: Die Haselfichten des Lesachtals waren
einst für ihren besonderen Klang höchst begehrt. Der berühmte
Geigenbauer Ägydius Klotz aus Mittenwald schätzte die Klanghölzer des
Lesachtals sehr. Und es heißt, dass sogar Wolfgang Amadé Mozart drei
Geigen besaß, deren Holz aus dem Lesachtal stammte.
Historisch gewachsen ist auch die Lebensart der Bewohner des
Lesachtals. In diesem engen Tal mussten drei Volksgruppen miteinander
leben lernen: Zuerst waren die Slawen da, die sich an der Sonnenseite
des Tales niederließen. Danach kamen Zuwanderer aus dem Süden,
zuletzt besiedelten Germanen diesen Landstrich.
OTS0083 2004-12-06/11:01
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