- 24.11.2004, 12:03:23
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VP-Rothauer: Strategieplan Wien ohne Strategie gegen Wildwuchs von Einkaufszentren
EKZ Monsterzuwachs gefährdet Nahversorgung
Wien (VP-Klub): "Nach all den Informationen zu in Planung
befindlichen Einkaufszentren wird es in den nächsten 5 bis 10 Jahren
in Wien zu einem Überangebot an Verkaufsflächen kommen. Alle
Bemühungen um Stabilisierung und Sicherung der Wiener Nahversorgung
und der traditionellen Einkaufsstraßen könnten damit zunichte gemacht
werden", befürchtet ÖVP Wien Stadträtin Herlinde Rothauer anlässlich
der Debatte zum Strategieplan Wien im heutigen Wiener Gemeinderat.
Vielen Bürgern ist der Erlebniseinkauf in einem attraktiven
Einkaufszentrum wichtig. Daher liegt diese Angebotsform nicht nur im
Trend der Zeit, sondern ist als Bereicherung des
Einzelhandelsangebotes in der Stadt nicht mehr wegzudenken. Ebenso
viele Bürger aber schätzen, oder sie sind sogar darauf angewiesen,
die wohnnahen Angebote der Nahversorger und der Einkaufsstraßen. Die
Lösung, so Rothauer, kann daher nur durch eine Balance zwischen den
verschiedenen Angeboten und dem Erhalt der Vielfältigkeit gefunden
werden. Keinesfalls aber dürfen Einkaufszentren das traditionelle
Geschäftsangebot überwuchern.
Wien wird von EKZ-Lawine überrollt - 480.000 m² zusätzliche
Verkaufsfläche
"Im Strategieplan ist zwar ein Bekenntnis zur Unterstützung der
gewachsenen Geschäftsstrukturen dargestellt, um so unverständlicher
ist es, dass hingegen auf die sich abzeichnende Einkaufszentrenlawine
nicht eingegangen wird", kritisiert Rothauer.
Es sei bekannt, dass auf Wien eine Einkaufszentrenlawine zukomme.
Planungen dafür bestehen:
1. an allen Bahnhöfen, die erneuert werden (Nordbahnhof, Bahnhof Wien
Mitte, Westbahnhof, Zentralbahnhof)
2. an allen wichtigen U-Bahn-Stationen der
U-Bahn-Verlängerungsstrecken von U 1 und U 2 (z.B. die sog.
Brachmühle im 22.Bezirk)
3. an einigen weiteren Standorten, die neu bebaut werden (z.B. beim
Happel-Stadion) oder wo bestehende Einkaufszentren erweitert werden
sollen
4. und schließlich auch an künftigen U-Bahn-Endstationen in
Kombination mit Park and Ride - Anlagen (z.B. in Rothneusiedl an der
Endstation der U 1 - Verlängerung nach Süden und am Rendezvousberg an
der künftigen Endstation der U 6 im Norden).
Dazu kommen noch zahllose im gesamten Stadtgebiet verstreute kleinere
bis mittlere Einzelprojekte.
Wenn es ausschließlich nach dem Willen der Projektbetreiber gehe,
ergäbe dies nicht nur einen Monsterzuwachs an Verkaufsflächen in Wien
von geschätzten 480.000 m², was einer Größenordnung von nahezu der
gesamten Verkaufsfläche in den 23 Wiener Hauptgeschäftsstraßen
entspreche, sondern die neuen Einkaufszentren würden den bestehenden
Geschäftsstraßen durch eine konkurrenzlos hervorragende
Verkehrserschließung im öffentlichen (S-Bahn und U-Bahn) und im
Individualverkehr (durch großzügig dimensionierte Garagenanlagen)
überlegen sein.
Stadtplanung muss funktionierende Nahversorgung sicherstellen
"Ein Strategieplan für Wien, der die Einkaufszentrenproblematik
negiert, kann nicht ernst genommen werden", so Rothauer. "Noch dazu,
wenn auf der anderen Seite die öffentliche Hand, die
Interessenvertretung und die Kaufleute selbst immer mehr Mittel in
Revitalisierungsmaßnahmen investieren. Das könnten vergeudete Mittel
sein im aussichtslosen Kampf gegen übermächtige neue Strukturen, die
aber durchaus von der Stadtplanung gelenkt werden könnten."
Die ÖVP Wien lehne diesen Strategieplan ab. Die Stadtplanung habe
sich ernsthaft mit der Frage auseinander zu setzen, welcher
Einkaufsflächenzuwachs bei sinkender Kaufkraft in Wien überhaupt noch
verträglich sei und wie eine Balance im Einzelhandelsgefüge Wiens
herzustellen sei. "Im Sinne einer funktionierender Nahversorgung muss
eine Angebotsvielfalt sichergestellt und erhalten werden", fordert
Rothauer.
OTS0144 2004-11-24/12:03
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