• 08.11.2004, 12:30:17
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Gedenktafel für die Kernphysikerin Marietta Blau

Frauenstadträtin Wehsely ehrt bedeutende österreichische Wissenschafterin

Wien (OTS) - Anlässlich ihrer Matura, die sich heuer zum 90. Mal
jährt, wurde heute vor dem Gymnasium Rahlgasse eine Gedenktafel für
die wohl berühmteste Schülerin des Hauses enthüllt. Frauenstadträtin
Maga Sonja Wehsely ehrte damit die Kernphysikerin Marietta Blau, die
heuer 110 Jahre alt geworden wäre: "Als Frau und Wienerin bin ich
stolz auf sie!" so Wehsely.****

Marietta Blau wurde am 29. April 1894 in Wien geboren. Am 14.
Juli 1914 legte sie ihre Matura am Mädchengymnasium des Vereines für
erweiterte Frauenbildung in der Rahlgasse ab. Anschließend studierte
sie als eine der ersten Frauen an der Universität Wien Physik und
Mathematik. 1919 beendete sie ihr Studium mit einer Dissertation
"Über die Absorption divergenter Gamma-Strahlen".

Sie arbeitete in Österreich und Deutschland, unter anderem auch
in der Industrie. Ein Stipendium führte sie nach Göttingen und nach
Paris ans Institut von Marie Curie. 1937 erhielt sie gemeinsam mit
ihrer ehemaligen Schülerin Herta Wambacher den I. L. Lieben-Preis der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften für ihre Untersuchungen
der fotografischen Wirkungen von Gamma-Strahlen.

1938 musste die Jüdin Marietta Blau Österreich verlassen. Sie
ging zuerst nach Oslo und dann auf Empfehlung von Albert Einstein
nach Mexiko - als Professorin an der Technischen Hochschule in Mexico
City. 1944 führte sie ihr Weg weiter nach New York, wo sie in der
Industrie und in wissenschaftlichen Einrichtungen tätig war.

Erst 1960 kehrte Marietta Blau nach Österreich zurück, wo sie
aber nicht unbedingt mit offenen Armen aufgenommen wurde. Am
Radiuminstitut erhielt sie die Möglichkeit ihre wissenschaftliche
Arbeit fortzuführen - in bescheidenem Rahmen.

1962 erhielt sie von der Akademie der Wissenschaften den
Schrödinger-Preis, nachdem ihr die Aufnahme als korrespondierendes
Mitglied von der Akademie verweigert worden war. Insgesamt drei Mal
wurde sie für den Nobelpreis vorgeschlagen, erhielt ihn aber nie.

"Marietta Blau hatte es aus vielen Gründen schwer, Anerkennung
zu erhalten - als Frau und als Jüdin in einer Wissenschaft, die nicht
nur damals von Männern dominiert war", so Wehsely in ihrer Laudatio.
ZeitzeugInnen beschreiben sie darüber hinaus als besonders
zurückhaltend und bescheiden - Charaktereigenschaften, die viele
Frauen auch heute noch daran hindern, ihre Leistungen laut und
selbstbewusst darzustellen.

"Ich möchte deshalb den Mädchen von heute Mut machen, zu sich
und ihren Leistungen zu stehen, ihnen Selbstbewusstsein geben und
Chancen aufzeigen. Dazu brauchen sie, brauchen wir alle Vorbilder,
die uns zeigen, was Frauen leisten können", betonte die
Frauenstadträtin. "Und deshalb freue ich mich, heute diese
Gedenktafel für diese beeindruckende Frau enthüllen zu dürfen, die
für uns alle ein solches Vorbild sein kann. Als Frau und Wienerin bin
ich stolz auf sie." (Schluss) bed

OTS0124    2004-11-08/12:30

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