• 08.11.2004, 11:25:01
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Industrie: Leitbetriebe brauchen Energiezukunft

IV-Präsident Sorger: Unternehmen leiden unter Kostendruck - ACC, Jungbunzlauer und Nettingsdorfer als Unternehmensbeispiele

Wien (OTS) - (PdI) "Der Kostenfaktor Energie wird für viele
österreichische Leitbetriebe immer belastender, ebenso wichtig für
Investitionen und Wachstum ist aber auch die Versorgungssicherheit
mit Energie", betonte der Präsident der Industriellenvereinigung
(IV), Dr. Veit Sorger auf einer Pressekonferenz gemeinsam mit drei
Unternehmensvertretern, die von hohen Energiekosten und unsicherer
Energieversorgung massiv betroffen sind. Die daraus abgeleiteten
politischen Notwendigkeiten sind, so Sorger, "das Einziehen eines
Gesamtdeckels für Energiekosten - inklusive Kosten für den
Emissionshandel und der Energiesteuer - sowie der Ausbau des
Leitungsnetzes und der Stromerzeugung in Österreich."

Nachdrücklich warnte der IV-Präsident davor, die Novellierung der
Ökostromförderung, die auf sehr hohem Niveau gedeckelt wird, weiter
zu verwässern: "Ein Abweichen von der Netzebenendifferenzierung im
Verhältnis 1:3 ist für die Industrie absolut inakzeptabel", betonte
Sorger. Österreich dürfe nicht die Beschäftigungs- und
Wachstumschancen rund um energieintensivere Unternehmen ignorieren,
gerade in Zeiten höherer Arbeitslosigkeit und gedämpfter Konjunktur.

ACC Austria, Jungbunzlauer, Nettingsdorfer: Drei industrielle
Leitbetriebe unter Kostendruck und in Versorgungsunsicherheit

Das Thema Versorgungssicherheit strich Mag. Claus Repnik,
Geschäftsführer des erfolgreichen steirischen
Kühlkompressoren-Herstellers ACC Austria GmbH heraus: "ACC hat vor
allem mit Spannungsabfällen zu kämpfen, die durch Gewitter in der
Umgebung verursacht werden. Folgen sind Maschinenabschaltungen und
Schäden an elektronischen Teilen. Ein Produktionsstillstand von einer
Stunde kostet bis zu 12.000 Euro an Produktionsausfall, die schadhaft
gewordenen Maschinenteile nicht mitgerechnet."

ACC erwartet sich daher den raschen Bau der 380kV Leitung in der
Steiermark, damit die Sicherheit der Stromversorgung in der
Steiermark erhöht wird: "Es kann doch nicht sein, dass man sich im
Industrieland Österreich, im Industrieland Steiermark, als
produzierendes Unternehmen vor Gewittern fürchten muss!", so Repnik.

Das niederösterreichische High-tech Industrieunternehmen
Jungbunzlauer Austria AG hat besonders unter dem rasant steigenden
Kostendruck aus dem Bereich Energie in den vergangenen fünf Jahren zu
kämpfen: "Die Energieabgabe ist im Vergleich zum Durchschnitt der
vergangenen 5 Jahre um 461% (!) gestiegen, zählt man sonstige
Zuschläge und Förderbeiträge dazu, so sind die "politischen Kosten"
für Jungbunzlauer seit 1999 sogar um 926% in die Höhe geschnellt",
erklärte Dr. Stefan Radi, Vorstand der Jungbunzlauer Austria AG. Der
Erzeugungsprozess von Zitronensäure und anderen biotechnologischen
Produkten sei energieintensiv, Jungbunzlauer in Sachen
Energieeffizienz an den Grenzen des technisch und ökonomisch
Machbaren angelangt.

Dazu komme, dass Jungbunzlauer das Forschungszentrum des Konzerns
in Österreich beherberge. Radi: "Wir arbeiten an Produkten, die man
unter dem Begriff "green chemistry" subsumieren könnte. Alle unsere
Produkte sind biologisch leicht abbaubar." Der Kostendruck gefährde
auch den Forschungsstandort in einer strukturschwachen Grenzregion,
mit einem Investitionsstopp aus Energie-Kostengründen wäre Österreich
auch als Forschungsstandort in Frage gestellt. Radi: "Wir brauchen
daher eine steuerliche Besserstellung bei umweltfreundlichen
Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) Anlagen und einen Belastungsdeckel für
Energiekosten."

Dr. Ferdinand Fuhrmann, Vorstand der Nettingsdorfer Papierfabrik
AG, unterstrich ebenso die schwierige Situation, die sich aus der
Kumulierung verschiedenster Belastungs- und Förderungsmaßnahmen auf
dem Energiesektor für Nettingsdorfer ergeben und forderte massiv eine
Kostenbremse: "Wenn von uns verlangt wird, weiterhin zur
Subventionierung von Ökostrom beizutragen, muss die Politik rasch die
Kostenbremse ziehen und die Industrie entlasten. Das Ökostromgesetz
darf nicht zum Selbstbedienungsladen wie etwa für öffentliche KWK
werden, wie von der SPÖ gefordert. Effizienz, Wirtschaftlichkeit und
Fördernotwendigkeit der unterstützen Projekte müssen in Zukunft
stärker beachtet werden."

Die (Kosten-)Situation in der traditionsreichen und starken
heimischen Papierindustrie demonstrierte Fuhrmann anhand seines
Unternehmens: "Unser Unternehmen ist mit 800.000 Euro
Ökostromzuschlag belastet. Mit Roadpricing, Energieabgabe und ab 2005
Emissionshandel steigen die Belastungen auf mehr als zehn Prozent
unserer Personalkosten an. Um die Arbeitsplätze weiter sichern zu
können, brauchen wir eine Netzebenendifferenzierung von mindestens
1:3 oder aber eine Deckelung dieser Kosten für energieintensive
Betriebe." Damit unterstützt der Nettingsdorfer-Generaldirektor die
Linie der Industrie in Sachen Ökostrom.

Sorger: Belastungen deckeln, energiewirtschaftliches
Gesamtkonzept erstellen, öffentliche Hand unter 50% bei EVUs

IV-Präsident Veit Sorger fasste zusammen: "Österreichische
Industrie-Leitbetreibe produzieren unter Kostendruck und unter
mittelfristig - zumindest in Südösterreich - unsicherer Versorgung.
Die Belastungen müssen so rasch wie möglich gedeckelt, ein
energiewirtschaftliches Gesamtkonzept entwickelt und umgesetzt
werden." Sorger unterstrich auch nochmals den Vorstoß der Industrie
nach einer Senkung des öffentlichen Eigentums unter 50 Prozent bei
den heimischen EVUs, der auch von Vertretern aus der
Energiewirtschaft geteilt werde. Damit würde der politische Einfluss
bei den EVUS zurückgedrängt werden. "Das bringt mehr Wettbewerb und
Kosteneffizienz. Im Endeffekt haben Kunden und Eigentümer mehr
davon".

OTS0091    2004-11-08/11:25

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