• 07.11.2004, 10:46:18
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Flexible Arbeitszeiten: Wirtschaftsbund-Kritik an Gewerkschaft

Kopf: "Anhebung der Arbeitszeit per Gesetz notwendig"

Wien (OTS) - "Die Lohnrunde der Metaller hat gezeigt, dass die
Gewerkschaften die Zeichen der Zeit noch immer nicht verstanden
haben. Der erzielte Minimalkompromiss den die Arbeitnehmerverhandler
der Arbeitgeberseite bei der Flexibilisierung zugestanden hat, kann
nicht der Weisheit letzter Schluss sein", sagte heute, Sonntag, der
Generalsekretär des Österreichischen Wirtschaftsbundes Karlheinz
Kopf. Es sei an der Zeit, dass sich Österreich den europäischen
Standards in diesem Bereich endlich annähere, es gehe schließlich um
die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und des Standorts und nicht
um Lohnraub, Feiertagsstreichung oder Sonntagsarbeit. ****

Unbestreitbar sei, dass der Wettbewerbsdruck für Unternehmen, die der
internationalen Konkurrenz ausgesetzt sind, massiv zugenommen habe.
"Damit der Wirtschaftsstandort Österreich attraktiv gehalten wird,
muss es zu einer Kostenentlastung kommen. Einer der Hebel dafür ist
eben bei der Arbeitszeit zu finden", sagte Kopf.

Flexiblere Arbeitszeiten würden die Produktivität erhöhen und die
Lohnstückkosten senken. "Das stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der
Betriebe und führt letztlich zu mehr Aufträgen und damit
Arbeitsplätzen", so Kopf. Experten rechnen mit 25.000 mehr
Arbeitsplätzen, wovon rund 10.000 aus dem Stock der gegenwärtigen
Arbeitslosen stammen. Dies würde das Arbeitsmarktservice (AMS) um
etwa 115 Millionen Euro entlasten. Die erzielte stärkere
Kapazitätsauslastung brächte eine Wertschöpfungssteigerung von einer
Milliarde Euro und damit etwa 0,3 bis 0,4 Prozent mehr
Wirtschaftswachstum. "Diesen Fakten dürfen sich Gewerkschafter des
21. Jahrhunderts nicht länger verschließen", erklärte der
WB-Generalsekretär.

Die gesetzlichen Arbeitszeitregelungen würden in weiten Bereichen
nicht mehr den Anforderungen der modernen Arbeitswelt entsprechen.
"Eine rasche und flexible Anpassung an den Markt, an die
Anforderungen der Kunden und saisonale Schwankungen des
Arbeitsanfalles, ist für die Unternehmen unverzichtbar", stellte Kopf
fest.

Vor allem würden die Obergrenzen für die tägliche Arbeitszeit
(grundsätzlich 8 bzw. 9 Stunden Normalarbeitszeit, 10 Stunden
Gesamt-/Höchstarbeitszeit) in der Praxis auf berechtigte Kritik
stoßen, weil die moderne Arbeitswelt vielfach schon längere
Arbeitszeiten erfordere. Der Österreichische Wirtschaftsbund fordert
daher, die tägliche Normalarbeitszeitgrenze von 8 auf 10 Stunden und
die Höchstarbeitszeit von 10 auf 12 Stunden - unter grundsätzlicher
Beibehaltung der 40-Stunden-Woche - "per Gesetz", wie Kopf betonte,
anzuheben.

Der Wunsch der Wirtschaft nach einer Flexibilisierung der
Arbeitszeiten wird in der politischen Auseinandersetzung oftmals als
Wunsch nach Lohnraub diskreditiert. Argumentiert wird dies mit den in
geringeren Ausmaß anfallenden Überstundenzuschlägen bei einer
Jahresdurchrechnung. Außer Acht gelassen werde dabei, so Kopf, der
mögliche Freizeitgewinn der Mitarbeiter. "Aber offensichtlich
definieren die Gewerkschaften Einkommen über Überstundenzuschläge."

(Schluss)

OTS0017    2004-11-07/10:46

OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | NWB

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