• 28.10.2004, 16:01:53
  • /
  • OTS0238 OTW0238

WirtschaftsBlatt Kommentar: Warum sollen Arbeitgeber für Pflege zahlen? - von Herbert Geyer

Wien (OTS) - Mit Subventionen ist es bekanntlich so wie mit Koks:
Anfangs putschen sie auf, aber man wird verdammt schnell davon
abhängig. Zivildiener, die manchen Unternehmen, Vereinen und
Organisationen weit unter ihren volkswirtschaftlichen Kosten zur
Verfügung gestellt werden, sind so eine Subvention. Bekanntlich wurde
in den Siebzigern für Wehrdienstverweigerer ein Wehrersatzdienst
eingerichtet. Wer aus Gewissensgründen nicht beim Heer dienen will,
kann in einer anerkannten Organisation seinen Ersatzdienst leisten.
Begünstigt sind Rettungsorganisationen, Pflegeeinrichtungen,
gemeinnützige Vereine, Anfangs aber auch Unternehmen wie die Post.
Die Kosten dafür werden breit gestreut: Natürlich muss auch die
Trägerorganisation einen kleinen Beitrag leisten, aber der
Zivildiener verzichtet auf einen Teil seines Lebenseinkommens, sein
Arbeitgeber auf eine eben erst ausgebildete Arbeitskraft, und die
Volkswirtschaft die Produktivität der jungen Zivildiener. Demnächst
soll der Wehrdienst durch die Einführung eines Freiwilligenheeres
obsolet werden (übrigens ein Vorhaben, das auch unter dem Blickwinkel
nochmals überdacht werden sollte, wer denn freiwillig zu einem
solchen Heer ginge und ob man gerade solche Typen auch noch bewaffnen
sollte). Logisch, dass damit auch der Zivildienst abgeschafft werden
müsste. Doch da beweist sich das Eingangs Gesagte: Subventionen
machen abhängig. Rotes Kreuz, Altenheime etc. müssten schliesslich
ihren Personalbedarf zu Marktkonditionen befriedigen, nachdem sie 30
Jahre lang mit subventionierten Arbeitskräften wirtschaften konnten.
Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass die
Zivildienst-Reformkommission unter dem Vorsitz eines Rot-Kreuz-Mannes
übrigens ein klarer Fall von Bock als Gärtner, noch viel schlimmer
als die eben als verfassungswidrig aufgehobene Funktion des Roten
Kreuzes in der Zivildienst-Organisation nach Alternativen sinnt:
Wie man hört, soll der Zivildienst durch ein verpflichtendes
Sozialjahr für Männer und Frauen ersetzt werden. Statt die bisherige
Subventionierung durch Zivildiener, Unternehmen und Volkswirtschaft
endlich einzustellen, sollen künftig also auch Frauen und ihre
Arbeitgeber zur Kasse gebeten werden. Vom wirtschaftlichen Standpunkt
ist das grober Unfug: Jede direkte Subvention ist effizienter und
volkswirtschaftlich billiger, als branchenfremdes Personal zum
Billig-Dienst abzukommandieren.

OTS0238    2004-10-28/16:01

OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | PWB

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel