• 20.10.2004, 10:34:46
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Kongress Essstörungen 2004

12. Internationale Wissenschaftliche Tagung, 21.-23.Oktober 2004, Congress Centrum Alpbach

Innsbruck (OTS) - Essstörungen nehmen insbesondere bei Mädchen und
jungen Frauen zu, aber auch ältere Menschen und Männer sind betroffen
und die therapeutische Versorgung in Österreich ist nach wie vor
ungenügend. Der größte deutschsprachige Kongress zum Thema
Essstörungen findet bereits zum 12. Mal unter der wissenschaftlichen
Leitung von Univ.-Prof. Dr. Günther Rathner (Medizinische Universität
Innsbruck, Univ.Klinik für Medizinische Psychologie & Psychotherapie)
mit führenden internationalen ExpertInnen in Alpbach (Tirol) statt.
Dieser Kongress ist für Betroffene, Angehörige und ExpertInnen
zugänglich. Die Veranstalter, das Innsbrucker "Netzwerk Essstörungen"
und die "Österreichische Gesellschaft für Essstörungen (ÖGES)" setzen
dieses Jahr den Schwerpunkt auf die Behandlungsmöglichkeiten bei den
verschiedenen Ausprägungen von Essstörungen in der Bevölkerung und
deren Erfolg. "Bei der Bulimie liegen wissenschaftlich gesicherte
Behandlungsformen vor, die allerdings auch angewendet werden
sollten. Bei der Magersucht (Anorexia nervosa) ist die Therapie noch
immer nicht so erfolgreich, wie wir uns das wünschen; die Gefahr
einen Rückfall zu erleiden ist sehr groß", so Prof. Rathner,
Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Essstörungen.

Zu Essstörungen zählen nicht nur Magersucht, sondern auch Bulimie
(Ess-Brech-Sucht) und die Störung mit Essanfällen
(Binge-Eating-Disorder) bei Normalgewicht oder höherem Gewicht.
Psychotherapie ist hier die Methode der Wahl; unterstützend können
bei Bulimie auch Medikamente hilfreich sein.

Bei Essstörungen ist in den Medien eine merkwürdige Mischung von
Verherrlichung ("berühmte Essgestörte") und Ausgrenzung (wie bei
allen seelischen Problemen) zu beobachten. Eigentlich wäre die
Botschaft ganz einfach: Besser etwas zu dick als zu dünn!

Ein weiterer Kongressschwerpunkt ist das "zuviel an Gewicht":
Adipositas (Fettleibigkeit) ist zwar keine Essstörung, aber die
Betroffenen leiden ebenso unter dem Außenseiterdasein, da sie mit
ihrem Gewicht vom gesellschaftlichen Schlankheitswahn stark
abweichen. Kurzfristig ist bei Adipositas auch mit der ungesündesten
Diät eine Gewichtsabnahme zu erreichen. Was zählt, ist aber das
langfristige Halten des erreichten Gewichts, das von diesen
sogenannten Behandlungen aber nicht erreicht wird, wie die meisten
Betroffenen wissen. Im Gegenteil, oft ist das Gewicht nach ein paar
Jahren noch höher als das Ausgangsgewicht. Selbst ein Minimalziel,
die Verhinderung eines weiteren Gewichtsanstiegs ist oft sehr
schwierig. Darüberhinaus können chirurgische Maßnahmen (z.B.
Magenband) auch eine Essstörung (z.B. mit Erbrechen) auslösen.

"Es gibt genug Gründe, die Behandlungsstrategien bei Essstörungen
und bei Adipositas neu zu überdenken", so Prof. Rathner. Sicher ist,
daß der sitzende Lebensstil und überkalorische Ernährung ("Fast
Food"; schauen Sie sich den Film "Supersize Me" an!) an der
Gewichtszunahme der Bevölkerung beteiligt sind. In der Prävention
(Vorbeugung) sollte also weniger an den Einzelnen appelliert als
vielmehr gesellschaftliche Maßnahmen getroffen werden. Die
Einschränkung der Anzahl der Turnstunden ist beispielsweise
kontraproduktiv. Magersucht und Adipositas sind wie zwei Seiten einer
Medaille in unserer industrialisierten Gesellschaft.

http://www.netzwerk-essstoerungen.at
http://www.eced-innsbruck2005.at

OTS0077    2004-10-20/10:34

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