• 15.10.2004, 12:08:06
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Betrug mit wirkungslosen Chips gegen Elektrosmog aufgeflogen

Forum Mobilkommunikation rät zur Vorsicht bei "Schutzprodukten"

Wien (OTS) - Ein 56-jähriger Deutscher wurde jetzt vom Landgericht
Gießen in 28 Fällen des gewerbsmäßigen Betrugs für schuldig befunden,
weil er wirkungslose Aluminiumchips gegen Elektrosmog und
Mobilfunkfelder verkauft hat. Der Mann wurde laut dpa zu sechs Jahren
Haft verurteilt und war bereits einschlägig vorbestraft, weil er
schwer krebskranken Menschen wirkungslose Tropfen verkauft hatte.
Dass er nach einer deshalb verbüßten Haftstrafe gleich mit dem
Vertrieb der so genannten "Feldprozessoren" begann, wurde dem
Angeklagten vom Richter als erschwerend angelastet. Noch während
seiner Bewährungszeit baute er mit "erheblicher krimineller Energie"
ein Vertriebsnetz für die daumennagelgroßen Aluminiumplättchen auf,
wie es in der Urteilsbegründung heißt. Die Plättchen verkaufte er für
rund 300 Euro das Stück in ganz Deutschland. Laut einem gerichtlichen
Gutachten sind die "Feldprozessoren" jedoch vollkommen wirkungslos
und bestehen lediglich aus Aluminium und kupferfarbener Folie. "Der
Angeklagte hat mit seinem pseudowissenschaftlichen Kauderwelsch Leute
beeindruckt und ihnen das Geld abgenommen", erklärte Staatsanwalt
Lars Streiberger in seinem Plädoyer.

Das Forum Mobilkommunikation (FMK) sieht sich anlässlich dieses
Falls in seiner Skepsis gegenüber am Markt erhältlichen
Schutzprodukten, die angeblich elektromagnetische Felder abschirmen
oder neutralisieren, bestätigt. Gewebe, die Metall enthalten,
verfügen zwar tatsächlich über eine gewisse abschirmende Wirkung -
wer in seinem Haushalt auf Baldachine oder Tapeten dieser Art
vertraut und in solchen Räumen mobil telefoniert, sollte aber
bedenken, dass umgekehrt das Handy mehr Leistung benötigt, um zur
nächsten Mobilfunkanlage zu senden.

Besonders kritisch bewertet das FMK vor allem Schutzprodukte wie
Filzhüllen für Handys, kleine Schutzschilde, die auf das Handy
geklebt werden, oder Metallringe, die um das Kabel eines Headsets
gesteckt werden: In zahlreichen Tests solcher Produkte konnte die
versprochene abschirmende Wirkung nicht bestätigt werden. Besonders
schwierig zu bewerten sind eine ganze Reihe von "Chips", die
elektromagnetische Felder nicht abschirmen, sondern "neutralisieren",
also "schlechte" Wellen in "gute" Wellen umwandeln sollen: Ihre
Wirkungsweise ist nach naturwissenschaftlichen Kriterien nicht
nachvollziehbar, die Hersteller vermarkten ihre Produkte mit
schwammigen, pseudowissenschaftlichen Erläuterungstexten, deren
Wahrheitsgehalt ebenso schwer zu beweisen wie zu widerlegen ist.
Insgesamt hält das FMK Schutzprodukte gegen elektromagnetische Felder
des Mobilfunks für überflüssig: In Österreich gelten verbindlich die
von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Europäischen Union
(EU) empfohlenen und international weit verbreiteten Grenzwerte, die
in der Praxis nur zu einem sehr geringen Teil ausgeschöpft werden.
Und diese Grenzwerte schützen vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen
sogar in dem theoretischen Maximalfall, dass man 7 Tage pro Woche
jeweils 24 Stunden mobil telefoniert.

Forum Mobilkommunikation

Das Forum Mobilkommunikation (FMK) ist die Brancheninitiative
aller österreichischen Mobilfunkbetreiber, der Mobilfunkindustrie und
des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI). Es
beschäftigt sich intensiv mit dem Thema "Mobilfunk und Gesundheit"
und mit allen Fragen, die mit dem Aufbau der österreichischen
Mobilfunknetze zusammenhängen.

OTS0159    2004-10-15/12:08

OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | FMK

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