- 15.10.2004, 09:38:54
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Jüdisches Museum: Gedenken an Widerstandskämpferin Irene Harand
Vortrag von Peter Marboe, Buchpräsentation
Wien (OTS) - Im Zeichen der Widerstandskämpferin Irene Harand
steht eine Veranstaltung des Begleitprogramms zur Ausstellung "Wien,
Stadt der Juden. Die Welt der Tante Jolesch" im Jüdischen Museum
Wien, 1., Dorotheergasse 11, am Montag, 18. Oktober, 19 Uhr. Peter
Marboe hält einen Vortrag zum Thema "Irene Harand, eine Gerechte", in
dem er den entschlossenen Widerstand der katholischen Hitler-Gegnerin
gegen den Nationalsozialismus und Antisemitismus in Österreich
darstellt und würdigt. Im Anschluss daran findet eine
Buchpräsentation der Neuauflage der Aufklärungsschrift von Irene
Harand: "Sein Kampf - Antwort an Hitler" (Wien, 1935) statt. Der
Eintritt zur Veranstaltung ist frei.****
Irene Harand (1900 - 1975) zählt zu den entschiedensten
österreichischen Widerstandskämpferinnen, die noch zur Zeit der
Ersten Republik entschlossen gegen den politischen Antisemitismus und
die schleichende Unterwanderung Österreichs durch den
Nationalsozialismus auftrat. Bereits 1930 gründete die Katholikin
(gemeinsam mit dem nach 1938 in einem KZ ermordeten Rechtsanwalt
Moritz Zalman) eine "Österreichische Volkspartei", die als
prononcierte "Anti-Hitler-Bewegung" zu den Wahlen antrat. In der Zeit
des Ständestaates sammelte die kämpferische Frau ihre Anhänger zu
einer "Harand-Bewegung", die mit oft unkonventionellen Aktionen dem
anwachsenden Antisemitismus gegenübertrat. Harand gab weitverbreitete
Publikationen und Zeitschriften heraus und publizierte noch 1935 im
Eigenverlag ihre Streitschrift "Sein Kampf - Antwort an Hitler", in
der sie mit aufklärerischer Unbeugsamkeit Punkt für Punkt die
antisemitischen Phrasen in Adolf Hitlers "Mein Kampf" entlarvt. Zum
Zeitpunkt des deutschen Einmarsches befand sich die von den Nazis mit
Kopfgeld gesuchte Hitler-Gegnerin auf einer ihrer vielen
Vortragsreisen im Ausland und konnte sich daher in die USA in
Sicherheit bringen, wo sie 1975 in New York verstarb. 1969 wurde
Irene Harand vom Holocaust-Museum Yad Vashem in Jerusalem mit der
Medaille "Gerechte der Völker" ausgezeichnet.
Dr. Peter Marboe begegnete Irene Harand als Diplomat in New York
und es verband ihn in Folge eine enge Freundschaft mit der
Exil-Österreicherin. Die Neuausgabe von "Sein Kampf", die noch 2004
im Wiener Ephelant-Verlag, erscheint geht zu einem großen Teil auf
seine Initiative zurück.
"Die Welt der Tante Jolesch" noch bis 31. Oktober
Die Ausstellung "Wien, Stadt der Juden - Die Welt der Tante
Jolesch" ist noch bis 31. Oktober 2004 im Jüdischen Museum der Stadt
Wien zu sehen. Das Museum (A-1010 Wien, Dorotheergasse 11) ist
Sonntag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, an Donnerstagen von 10 bis 20
Uhr geöffnet. Eintritt: 5 Euro, 2,90 Euro ermäßigt. Schulklassen in
Begleitung eines Lehrers haben freien Eintritt und eine kostenlose
Führung. Detailinformationen im Internet unter http://www.jmw.at/ .
Die Ausstellung "Wien, Stadt der Juden - Die Welt der Tante Jolesch"
dokumentiert das breit gefächerte Spektrum des Wiener Judentums zur
Zeit seiner letzten Blüte. Sie zeichnet ein Panoramabild, das von den
Elendsquartieren der strenggläubigen Stetl-Juden, die aus Galizien
geflohen waren, über die Cafés der Bohemiens und die Versammlungssäle
der geistigen Elite bis in die Büros der Stadtverwaltung des Roten
Wien und in die Salons des aufgeklärten Bürgertums reicht. So
entsteht das lebendige Bild einer Zeit, die, noch bevor sich der
Todesschatten des Holocaust über die Stadt legte, von einer Auf- und
Umbruchstimmung beflügelt war. (Schluss) gab/sta
OTS0051 2004-10-15/09:38
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