Wien (OTS) - Geradezu passend zur demnächst beginnenden kalten
Jahreszeit liefert die neue Ausgabe der Wiener Geschichtsblätter
(3/04) einen lesenwerten Artikel über "Spuren der Südsee in Wien".
Der von Margit Wolfsberger, Monika Tscholakov und Gabriele
Schätzle-Edelbauer verfasste Aufsatz macht Station an diversen
Adressen in der Inneren Stadt, wie etwa an der Balustrade des
Naturhistorischen Museum, wo u.a. an den Fernfahrer und Entdecker
Magellan erinnert wird, der 1520 als erster Europäer des Pazifischen
Ozean überquerte. Eine weitere Figur hält die Erinnerung an James
Cook wach, der bekanntermaßen auf Hawaii nicht nur Blumengirlanden,
sondern auch seinen Tod (vor)fand.
Deutlich skurriler lässt sich die Geschichte rund um die
Pestalozzigasse 4 an, wo sich bis 1900 das Konsulat von Hawaii
befand. Zuvor, ab 1871, diente die Privatwohnung des
Handelsdelegierten Victor Schönberger als Konsulat. Letzterer war
Teilnehmer einer Wirtschaftsreise auf der Fregatte "Donau" in den
Jahren 1869/70, die wegen Reparaturarbeiten für mehrere Monate im
Hafen von Honolulu Anker werfen musste. Da die Schiffskapelle während
des mehrmonatigen Aufenthaltes durch viele frei zugängliche Konzerte
für ein sehr positives Bild der Monarchie sorgte, konnten erste
wirtschaftliche Verbindungen geknüpft werden. Schönberger, der,
zurückgekehrt nach Wien, erster Honorarkuonsul von Hawaii wurde,
organisierte auch die Teilnahme Hawaiis an der Weltausstellung 1873
in Wien, wo zumindest 5 Firmen - hauptsächlich
Zuckerrohr-Unternehmungen - von den "Sandwich-Inseln" teilnahmen.
Im Hotel Imperial gastierte erstmals im August 1881 der König
von Hawaii, David Kalakaua. Er sorgte in Wien für gehörige
Schlagzeilen aufgrund seiner Vorliebe für den Wiener Prater, wo er
die letzte Nacht seines Wien-Aufenthaltes bei Tanz mit einem "Wiener
Mädchen" verbrachte.
Weitere Stationen auf der Suche nach der Südsee widmen sich u.a.
der Biographie des heute unbekannten Forschers Andreas Reischek
(Himmelpfortgasse 7), der vor allem Neuseeland bereiste und als einer
der ersten weißen persönliche Bekanntschaft mit dem Maori-Häuptling
Tawiaho schloss. Ebenso wird an die Fassade des Hotels Meissl&Schadn
(Kärntner Strasse 16) erinnert, wo der Maler Eduard Veith den
pazifischen Raum abgebildet hat. Ebenso wird auch an die in letzter
Zeit wieder aus der Vergessenheit herausgeholte Forscherin Ida
Pfeiffer erinnert (Himmelpfortgasse 13), die mit ihren Objekten u.a.
auch die Sammlungen des Naturhistorischen Museum bereicherte.
Weitere Aufsätze der aktuellen Ausgabe widmen sich der geplanten
Volksbefragung Schuschniggs vom März 1938 (Martina Mikovits), dem
Selbst- und Fremdverständnis Wiens im 16. Jahrhundert (Ferdinand
Oppl) und dem Komponisten Benedict Randhartinger (Erich Wolfgang
Partsch). (Schluss) hch
OTS0047 2004-10-08/09:49
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